D‘Haus Premieren und Gastspiele im Dezember

Von der Islamisierung des Abendlands über Kafka bis zur Suche nach der Seele Düsseldorfs

Von Jo Achim Geschke |

Christian Erdmann in „Unterwerfung“ / Foto David Baltzer - Schauspielhaus

„Wir suchen nach der Leidenschaft, die alle Kosten sprengt, und dem schlagenden Herzen der Shoppingstadt Düsseldorf.“ Wenn das kein Programm ist, was das Schauspielhaus hier für eine kleine aber feine Premiere beschreibt. Premieren, Uraufführungen und Gastspiele etwa vom Deutschen Theater Berlin, mit den SchauspielstudentInnen des Mozarteum Salzburg, oder Bela B von den „Ärzten“ bestimmen das Programm im Dezember. Mit Spannung erwartet: Die Premiere eines Stücks nach dem Roman des französischen Autors Michel Houellebecq. Die „Unterwerfung“ handelt von der Islamisierung des Abendlands. Houellebecq beschreibt in seinem heftig diskutierten und skandalisierten Roman, im Januar 2015 erschienen, die Reaktionären Parteien Frankreichs ebenso wie eine Herrschaft einer Islamischen Partei gegendie Rechtspopulisten im Jahr 2022.

Das Schauspielhaus sieht das Stück zu Houellebecqs “Unterwerfung“ als „Bitterböse Satire über die Islamisierung des Abendlandes“. Am Sonntag, dem 4. Dezember beginnt auf der Kleinen Bühne im Central die Düsseldorfer Premiere von Unterwerfung. „In Michel Houellebecqs Spekulation avancieren die Muslime zu den Rettern einer von Konsum und Egoismus geprägten westlichen Welt. Und zwar auf eine Weise, die sämtliche Ängste und Sorgen, welche die Gegner des Islam umtreiben, neutralisiert, und die dazu auffordert, unsere vermeintlich westlichen Werte zu hinterfragen. In Szene gesetzt von dem jungen Regisseur Malte C. Lachmann, dessen Arbeiten an der Schnittstelle von Religion und Gesellschaft mehrfach ausgezeichnet wurden“, sodasD‘Haus in seiner Ankündigung.

Ab 2. Dezember findet jeden Freitagabend nach der Vorstellung auf der Brücke im Central die NachtCentrale statt. Eine neue Veranstaltungsreihe für alles, was man nur nachts raushauen kann. Experimente mit ungewissem Ausgang. Poesie, Performance, Prosa, Party. Ekstatischer Trash, harter Diskurs, praktische Lebenshilfe. Dreckig und erhaben. Albern und politisch. Gestümpert und brillant. Und danach weiterfeiern. Oder zumindest damit anfangen.

Live-Hör-Comic in Concert mit Bela B

Am Samstag, den 3. Dezember präsentieren das D‘Haus die Uraufführung von Sartana – Noch warm und schon Sand drauf nach dem Buch von Synchronlegende Rainer Brandt im Capitol Theater Düsseldorf. Bela B Felsenheimer aka Bela B von den »Ärzten« hat aus seinen drei Leidenschaften Spaghettiwestern, Musik und Comics einen musikalisch-erzählerischen Abend geschaffen. Zusammen mit Sängerin und Musikproduzentin Peta Devlin, dem unvergleichlichen Stimmenmorpher und Geräuschakrobaten Stefan Kaminski sowie Moritz Führmann aus dem Ensemble bringt Regisseur Leonhard Koppelmann den 1970 entstanden Kultfilm live und in Farbe auf die Bühne. Alle Geräusche sind handgemacht, opulente Illustrationen liefert Robert Schlunze. Unterstützt werden sie dabei von der Band Smokestack Lightnin’, die dem Klang der Ennio-Morricone-Soundtracks huldigt und ihn neu interpretiert.

Am Samstag, dem 10. Dezember bittet die Bürgerbühne zur Premiere/Uraufführung von Verlorene Lieder auf die Kleine Bühne im Central. Nur ein Lied kann mehr sagen als tausend Worte: Es erzählt Geschichten, kann dir direkt ins Herz schießen oder sogar Revolutionen anzetteln. Doch manche Lieder gehen verloren: Sie verschwinden mit einer Beziehung, Freundschaft oder geliebten Person, denn es ist zu schmerzlich, sich an sie zu erinnern. 18 Düsseldorferinnen und Düsseldorfer zwischen 15 und 81 Jahren begeben sich nun auf eine musikalische Schatzsuche und entdecken die Lust am gemeinsamen Singen wieder. Regie führt der künstlerische Leiter der Bürgerbühne, Christof Seeger-Zurmühlen.

Gastspiel Deutsches Theater Berlin

Den Auftakt der Serie von Gastspielen macht am 6. und 7. Dezember „Ein Käfig ging einen Vogel suchen“ von Franz Kafka auf der Großen Bühne im Central. In einer Welt, in der jede Veränderung als Bedrohung empfunden wird, in der die Grenzen zwischen der Psyche des Individuums und der Gesellschaft verschwinden, liegt es nahe, sich dem erzählerischen Werk Kafkas zuzuwenden: Wenn alle Prinzipien relativ geworden sind, ist Angst das einzige Prinzip, das noch gilt. Dieses Kräftefeld und die Folgen vermessen Regisseur Andreas Kriegenburg und das Ensemble des Deutschen Theaters Berlin in und mit den Texten Kafkas.

Die Kooperation mit dem Mozarteum Salzburg

Am Mittwoch, den 14. Dezember stellen die Schauspielstudenten des Düsseldorfer Schauspielhauses mit der Düsseldorfer Premiere/ Uraufführung „Glänzende Aussichten“ von Martin Heckmanns ihre Jahrgangsinszenierung auf der Kleinen Bühne des Central vor. Im Rahmen der Kooperation mit dem Mozarteum Salzburg sind die Studierenden des Absolventenjahrganges während ihres letzten Semesters zu Gast am Düsseldorfer Schauspielhaus, wirken in verschiedenen Inszenierungen mit und sammeln erste Berufserfahrungen an einem der größten Häuser Deutschlands. Vier Jahre lang haben sie gelernt, nun liegen Leben und Karriere vor ihnen wie eine leere Bühne. Welche Rolle wollen sie spielen? In welchen Stücken? Und was soll das alles eigentlich bewirken?

Ein Liederabend des Ensembles über die Liebe und das Geld

Unter der Leitung von Schauspieler André Kaczmarczyk feiert Heart of Gold am Montag, dem 12. Dezember Premiere im Central auf der Kleinen Bühne. Im Sommer zum Eröffnungsfest im Central stellten sich alte und neue Mitglieder des Ensembles bei »Das Ensemble singt« vor. Diesen Faden nehmt das Haus jetzt wieder auf: mit einer musikalischen Reise, die vom Barock über Neil Young bis ABBA geht. „Wir suchen nach der Leidenschaft, die alle Kosten sprengt, und dem schlagenden Herzen der Shoppingstadt Düsseldorf.“

Jan Plewka singt Simon and Garfunkel : Mit Sound of Silence ist am Dienstag, den 20. Dezember ein Konzert zu Gast. Die Songs von Simon & Garfunkel aus den 60er Jahren haben sich ins kollektive Musikgedächtnis eingegraben und sind zu unsterblichen Klassikern geworden. Jan Plewka – Echo- und Nestroy-Preisträger, Sänger, Musiker, Schauspieler und Frontmann der Rockband »Selig« – bringt sie jetzt auf die Große Bühne des Central. Poetisch, melancholisch, euphorisch!

Als der Schauspieler Thomas Wittmann vor vielen Jahren die Geschichte Hilfe, die Herdmanns kommen von Barbara Robinson zum ersten Mal mit Frau und Kindern während einer winterlich verschneiten Autofahrt hörte, war das für ihn ein unvergessliches Erlebnis. Grund genug, diese komische und berührende Weihnachtsgeschichte am Sonntag, den 18. Dezember im Central auf der Brücke zu präsentieren. — Ein großer Spaß für alle ab 6.

Kartenbestellungen und weitere Informationen unter

www.dhaus.de