Düsseldorf Kultur | Alex & Stefan on tour: Diversität und cooler Feminismus
Loft of Art: Pop-up-Ausstellung in Düsseldorf-Flingern mit über 400 Besuchern ein Erfolg
Von
Alexandra Scholz-Marcovich,
Stefan Scholz
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In einer großartig entspannten Atmosphäre mit feiner Musikbegleitung von DJ AnnKay und Lotta Ka präsentierten 11 Künstler*innen ihre Werke im "White Loft" auf der Ackerstraße 19, in der Nähe des Worringer Platzes. Wir waren bei der Vernissage "im Zeichen der Vielfalt " am 3. November dabei.
Als wir um 19 Uhr mit unseren Tickets in der Tasche ankommen, die wir online gebucht haben, werden wir freundlichst begrüßt und eingelassen. Es werden uns zwei halluzinogene Mini-Pilze auf die Hand gestempelt, das passt zur Jahreszeit und zum Wetter.
Wir haben genug Zeit für den "After Work" Rundgang eingeplant und starten daher erst einmal an der Bar mit einem Füchschen.
Die erste Station ist der Urban-Fotograf Özgur Bakrac. Seine in rot und grün gefärbte Street Photography eröffnet eine neue Sicht auf die Welt, oder besser auf Düseldorf. Sehr feine Fotos "mit Filter".
Direkt neben den Fotos von Özgur Bakrac finden wir Karten und Taschen der Illustratorin Vernice Collet. Witzige und starke Texte, mit gekonnten Illustrationen. Vernice ist Grafikdesignerin und gestaltet mit ihrem Label "verynice" Kunstwerke, die Spaß machen. Eyecatcher vom Feinsten.
Die Künstlerin Leo von Lewamakes kommt aus Bochum und präsentiet ihre Druckarbeiten. Sie ist eine echte Kunsthandwerkerin. Der Linolschnitt ist mittlerweile ein wenig aus der Moder geraten und das offensichtlich zu Unrecht. Leo zeigt ein originelles Universum voller Humor und Subtilität.
Im hinteren Teil des Lofts ist dann geniale ASCII-Art zu bestaunen. Schwarz-Weiß-Texte, die ein Bild enstehen lassen, wie man es (entsprechendes Geburtsdatum vorausgesetzt) aus den 80ern kennt. Allerdings auf sehr hohem Niveau. Auf den ersten Blick erscheinen die Werke des Künstlers wie Fotografien. Erst bei näherer Betrachtung entdeckt man, dass die Arbeiten aus Zahlen und Buchstaben bestehen! Pierce, der Digital Artist und Software Developer, hast sich auf ASCII-Kunst spezialisiert. Er versucht, einen Kontrast zwischen seiner Botschaft und dem visuellen Eindruck herzustellen. Sehr nerdig, sehr cool.
Pause, an dieser Stelle des Rundgangs werden wir von der offiziellen Eröffnung der der Vernissage "unterbrochen". Auf der kleinen Bühne begrüßt uns die Zeremonienmeisterin mit freundlichen Worten und stellt kurz alle anwesenden Künstler*innen vor (Pierce ist leider krank). Wir erfahren, es sind 11 Künstler*innen: 6 Frauen und 5 Männer, die im Loft ausstellen. Nach der Rede die Musik, den Anfang macht Lotta Ka, Sing a Song ... Sängerin und Gitarristin aus Düsseldorf. Eine tolle Stimme und ein sehr feiner Auftritt. Es macht Spaß.
Wir setzen unseren Rundgang fort und schauen uns die Collagen von Cornelia Greef an. Teils surrealistisch, sieht digital aus, ist aber analog. Sehr abgefahren und sehr präzise.
"this is a painting of ... " Der Künstler David kann nicht malen. Nicht schlimm. Mit seinen großformatig gedruckten Texten wirft er einfach das Kopfkino der BetrachterInnern an. Genau unser Humor! Ein bisschen die Antithese zu René Magrittes surrealistischem Gemälde "ceci n'est pas une pipe".
Gegenüber von David sehen wir Pop-Art-Gemälde des Street Artist Karsten Dreischhoff. Er zeigt Porträts unter anderem von Salvador Dalí, Brigitte Bardot und Steve McQueen. Seine Idee ist es, Collagen aus abgerissenen Plakaten anzufertigen und mit Sprühfarbe zu bearbeiten, im Mittelpunkt der Arbeiten stehen bekannte Persönlichkeiten.
Neben dem Eingang steht eine Singer-Nähmaschine. Die Maßschneiderin Beatrice Bomball präsentiert hier eine spannende Kollektion farbenfroher Kleidung. Wir entdecken Skizzen mit einer Silhouette, die an Lotta Ka, die Sängerin erinnert. Ihr Konzept ist das "B'n'B Upcycling". Sie verwendet nur gespendete Kleidungsstücke, die zu einem neuen Lieblingsstück zusammengenäht werden, das dank ihrer präzisen Arbeit als Maßschneiderin auch noch lange hält.
Die Malerin Carolin Herzberg, stellt Frauenporträts in XL-Formaten aus. Eine Fusion aus Frauengesichtern und Citylandschaften. Carolin transportiert Gedanken und Lebensabschnitte und vermittelt Geschichten.
Direkt unterhalb der Bar hängt ein riesiges Porträt von Anthony Hopkins, ein Profil auf grünem Hintergrund. Eine bemerkenswerte präzise Arbeit von Marvin Lorenz., der sehr realitätsnahe, fast fotografisch anmutende Werke ausstellt.
Am Ende unserer Runde durch das Loft entdecken wir die digitalen Collagen der Künstlerin Alexandra Lehmberg. Ihre Serie "substantif, feminin" setzt sich mit dem Bild der Frau in unserer Sprache auseinander. Alexandra hat Germanistik und Sprach- & Medienwissenschaft studiert und interessiert sich besonders für das Thema "Gender".
Alexandra Lehmberg erklärt: "Mir wurde klar, dass viele Männer nicht verstehen, welche Auswirkungen bestimmte Wörter in unserer Gesellschaft haben können. Ich habe wochenlang an diesen Collagen gearbeitet. "substantif, feminin" war notwendig, um meine Botschaft über das verkürzte Bild der Frau zu transportieren. Es ist ein Plädoyer für einen reflektierten, bewussten Umgang mit Sprache. Für eine Sprache, die uns vereint und nicht trennt."
In der Deutschen Sprache gibt es rund 180 Schimpfworte für Frauen. Eine Auswahl: #6/Hexe, #9/Schlampe, #10/Luder, #15/Emanze, #16/Pussy, ...
Das erste Wort, die erste Frau: Eva #1 von #180. Gemäß diverser religiöser Mythologien ist Eva der ewige Sündenbock, die Verführerin, die den Mann vom rechten Weg abbringt. Die erste Sünde, die erste Schuldige.
Die Collage der Eva aus der Sicht der Künstlerin: Eine Frau mit langen, unordentlichen Haaren. Rothaarig, die Farbe der Hexen. Ohne Gesicht, anstelle dessen eine pinke Krakelei, eine aggressiv anmutende Unkenntlichmachung und Übermalung. Eva hat kein Gesicht. Sie hat das Gesicht aller Frauen.
Alexandras Collagen zeigen junge, schöne Frauen aus der "Modepresse". Fast alle Porträts sind in Schwarz-Weiß gehalten, durch farbige Überlegung verfremdet und die Gesichter sind teils mutwillig zerstört. Oft sind die Augen verdeckt.
Ein Hinweis darauf, dass Sprache destruktiv sein kann, Frauen das Gesicht und ihre Stellung nimmt? Die den Werken beigeordneten Texte geben Aufschluß und bieten einen ersten Erklärungsansatz. Ein Werk, das zum Nachdenken über frauenfeindliche Sprachbilder anregt, die zu viel zu oft gedankenlos verwendet werden.
Der Abend wurde musikalisch von DJ Djane AnnKay begleitet. Tolle Stimmung und perfekter Beat. AnnKay steht regelmäßig überregional am Mischpult. Ihre Stärken liegen genreübergreifend im Indie und Electro, House und Dance. Das war sehr passend und sehr cool.
Die Pop-Up Ausstellung, die in Anwesenheit der 11 Künstler:inen die Vielfalt feierte, dauerte zwei Tage.
Caroline Herzberg, Künstlerin und Organisatorin der Veranstaltung: "Die Ausstellung wurde an beiden Tagen von über 400 Menschen besucht, wir sind absolut zufrieden, es war ein tolles Event."