Was lehrt uns die Menschenrechtswoche über den Kampf für Gerechtigkeit?

Woche der Menschenrechte: Landesregierung NRW präsentiert den Film "Sieben Winter in Teheran" in Düsseldorf

Von Alexandra Scholz-Marcovich |

Filmgespräch über die prekäre Menschenrechtssituation und die Frauenrechtslage im Iran mit: Regisseurin Steffi Niederzoll, Ministerin Josefine Paul, Moderatorin Shanli Anwar  und Shole Pakravan, Mutter von Reyhaneh Jabbari / Foto: Frauen Leben Freiheit Düsseldorf

Filmgespräch über die prekäre Menschenrechtssituation und die Frauenrechtslage im Iran mit: Regisseurin Steffi Niederzoll, Ministerin Josefine Paul, Moderatorin Shanli Anwar und Shole Pakravan, Mutter von Reyhaneh Jabbari / Foto: Frauen Leben Freiheit Düsseldorf

Mit der erstmaligen Durchführung der "Woche der Menschenrechte" setzt Nordrhein-Westfalen ein klares Zeichen für die Bedeutung und die Dringlichkeit des Kampfes für Menschenrechte. Die Veranstaltung bietet eine Plattform, um mutige Stimmen aus aller Welt zu hören. Ein besonderes Highlight ist der preisgekrönte Film "Sieben Winter in Teheran" von Steffi Niederzoll, den unser Team von NDOZ bereits im Juni 2023 beim iranischen Filmfestival "visions of iran" in Köln sehen konnte.

Vom 4. bis zum 10. Dezember bietet die Woche der Menschenrechte ein vielfältiges Programm, das auf die Wichtigkeit und die Dringlichkeit des Kampfes für Menschenrechte aufmerksam macht. Ein Schlüsselereignis ist die Vorführung des Dokumentarfilms "Sieben Winter in Teheran“, der das tragische Schicksal der jungen Reyhaneh Jabbari eindrucksvoll darstellt. Der Film wurde am Mittwoch, den 6. Dezember, im Maxhaus vorgestellt.

Die Teilnahme von Menschenrechtsaktivisten wie Stella Gaitano, Farhad Jahanbeigi, Azadeh Karami, Mubeen Khishany, Dr. Svitlana Mazepa, Vahid Zarezadeh und Gelareh Kakavand, die ihre eigenen erschütternden Geschichten teilen, macht die Veranstaltung besonders eindringlich. Diese Aktivisten sind geflüchtet und finden in Nordrhein-Westfalen eine temporäre Heimat, wo sie ihre wichtige Arbeit fortsetzen können.

Besonders erwähnenswert sind die Worte des Ministers für Internationales, Nathanael Liminski, und der Ministerin für Flucht und Integration, Josefine Paul. Sie betonen die Unverhandelbarkeit der Menschenrechte und die Bedeutung des direkten Austausches mit den Menschenrechtsverteidigern.

Minister für Internationales und Chef der Staatskanzlei Nathanael Liminski: "Der Schutz der Menschenrechte ist unser aller Aufgabe. Es darf keine rechtsfreien Räume geben, in denen ungestraft vergewaltigt, gefoltert und gemordet wird."

Ministerin für Flucht und Integration Josefine Paul: "Menschenrechte sind für uns unverhandelbar. Wer für sie eintritt und für sie kämpft – egal an welchem Ort – kann sich unserer vollen Solidarität sicher sein. Wir sind eine vielfältige Gesellschaft und ein Land, indem jeder und jede selbstbestimmt und ohne jede Angst vor Verfolgung leben kann."

Der Film „Sieben Winter in Teheran“ ist ein zentrales Element dieser Woche. Er erzählt die Geschichte der jungen Reyhaneh Jabbari, die in Notwehr einen Mann ersticht und dafür mit ihrem Leben bezahlt. Der Film, ausgezeichnet auf der Berlinale und mit dem Friedenspreis des Deutschen Films, bietet einen tiefen Einblick in die Unterdrückung und die Missachtung der Frauenrechte im Iran. Die Regisseurin Steffi Niederzoll nutzt dabei original Ton- und Bildmaterial der Familie von Reyhaneh, das aus dem Iran geschmuggelt wurde.

Im Anschluss fand ein Filmgespräch über die prekäre Menschenrechtssituation und die Frauenrechtslage im Iran statt mit: Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Frauen, Gleichstellung, Flucht und Integration, Steffi Niederzoll, Regisseurin, Shole Pakravan, Mutter der hingerichteten Protagonistin sowie Shanli Anwar, Moderatorin.

 

Die Organisation Frauen Leben Freiheit Düsseldorf kommentiert: „Dieser Abend war sehr emotional und informativ. Viele Zuschauer, einschließlich uns, waren zu Tränen gerührt. Reyhaneh Jabbari ist nur ein Fall von zehntausenden. Wenn sich im Iran nichts ändert, werden noch viele Frauen ein ähnliches Schicksal erleiden. Daher wünschen wir uns mehr solche Veranstaltungen, um das Thema präsent zu halten. Es reicht nicht aus, nur solche Veranstaltungen zu organisieren, zu Worten müssen auch echte Taten folgen und das ist leider noch nicht der Fall..."

"Ich bin nicht stark, ich habe keine Wahl, ich muss es tun, ich muss sprechen, um die Demokratien angesichts dieser Tyrannen aufzuwecken

Ich kämpfe, um diesem toten, vergewaltigten, gefolterten und ermordeten jungen Mädchen ein Gesicht zu geben. In der Hoffnung, dass es aufhört."

Shole Pakravan, die Mutter von Reyhaneh Jabbari, am 9. Juni 2023 im Filmforum NRW bei der Vorführung des Films.

Am 9. Juni 2023 hatten wir die Gelegenheit, diesen bewegenden Film im Filmforum NRW in Köln zu sehen. Diese Erfahrung hat uns tief berührt und die Wichtigkeit des Themas Menschenrechte noch einmal verdeutlicht.

Was die Emotionen betrifft, die der Film bei den Zuschauerinnen und Zuschauern im Saal auslöst gibt es kaum Worte, die stark genug sind, um diese wiederzugeben. Man muss diesen Film sehen, um das Leid und die Verzweiflung der Mutter, der Schwestern und des Vaters zu verstehen. Eine gebrochene, vom Regime zerstörte Familie.

Unseren Artikel können Sie hier lesen:

"Sieben Winter in Teheran" im Kino: Ein Dokumentarfilm über Reyhaneh Jabbari. Ein Film über Angst, Hoffnung, Emanzipation und Tod.

Die "Woche der Menschenrechte" in Nordrhein-Westfalen ist eine wichtige Erinnerung daran, dass hinter jedem Verstoß gegen die Menschenrechte echte Menschen und ihre tragischen Geschichten stehen. Durch Veranstaltungen wie diese, die mutige Menschen wie Reyhaneh Jabbari und die Aktivisten, die Nordrhein-Westfalen als Zufluchtsort gewählt haben, in den Mittelpunkt stellen, werden wir daran erinnert, dass der Kampf für Menschenrechte auch immer ein persönlicher Kampf ist.

Wir überlassen das letzte Wort Reyhaneh Jabbari:

"Was sollen die Frauen tun? Wenn sie sich vergewaltigen lassen, sind sie schuldig. Wenn sie sich wehren und selbst verteidigen, sind sie schuldig. Wenn sie dagegen demonstrieren, sind sie schuldig. Also sollten die Mädchen sterben?

Solange ich am Leben bin, auch wenn mein Handeln so lächerlich aussehen mag wie ein Brunnen, der versucht, den Himmel zu erreichen, werde ich nicht aufhören, gegen diese Ungerechtigkeit zu kämpfen.“

Reyhaneh Jabbari, Auszug aus dem von ihrer Mutter veröffentlichten Buch: "Wie man ein Schmetterling wird"