Zwei Einladungen zu dem Treffen wurden versandt. Beide wurden von Mörig unterschrieben. In einer der Einladungen lädt Mörig dazu ein, über ein „Gesamtkonzept, im Sinne eines Masterplans“ in Potsdam zu sprechen. In einem Hotel, welches nur wenige Kilometer von der Villa am Wannsee entfernt ist, in der 1942 Nationalsozialisten die „Endlösung der Judenfrage“ besprachen. Den Masterplan vorstellen soll der rechtsextreme Aktivist, Martin Sellner. Der Österreicher gilt als das Gesicht der Identitären Bewegung. Das Thema von Sellners Rede: „Remigration“.
Damit meint der Österreicher die Abschiebung von Asylbewerbern, Ausländern mit Bleiberecht und auch deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund, oder wie Sellner sagt „nicht assimilierte Staatsbürger“. Das würde Millionen von Menschen in Deutschland treffen können. Ein „Geheimplan gegen Deutschland", wie es später auf der Seite von Correctiv steht. Correctiv ist ein Recherchezentrum mit Sitz in Essen und einem weiteren Standort in Berlin und deckte das geheime Treffen auf.
Laut Correctiv habe Gernot Mörig ihnen gegenüber später die Aussage getroffen, er hätte die Aussagen von Sellner so nicht wahrgenommen, sonst wären diese
„nicht ohne Widerspruch von mir geblieben“.
Trotz allem bezeichnet er sich als
„alleiniger Veranstalter“
dieses Geheimtreffens. Er wusste also, worum es inhaltlich geht. Außerdem habe Mörig Geld für die Idee sammeln wollen, wie es in einer der Einladungen heißt.
Bereits in seiner Jugend war Mörig als Mitglied des „Bundes Heimattreuer Jugend“, in der rechtsextremen Szene unterwegs, deren Abkürzung HJ sich nicht von der Abkürzung der Hitler-Jugend der NSDAP unterscheidet. Seine Frau Astrid und ihre gemeinsamen Kinder sind wohl ebenfalls in der Szene aktiv.
Mörig war bis vor fünf Jahren Besitzer der „Zahn-Gesundheit-Oberkassel" Praxis. Vor fünf Jahren übernahm der heutige Praxisinhaber Robert Svoboda, mit dem er seit 2014 zusammen gearbeitet hatte, die Praxis von ihm. Heute distanziert sich die Praxis von Mörig. Der Inhaber denke darüber nach, die Praxis umzubennen. Auf einem Aushang vor der Zahnarztpraxis steht jetzt:
"Wir positionieren uns gemeinsam klar gegen Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Diskriminierung jeglicher Art. Wir leben Vielfalt in einem toleranten, respektvollen Miteinander! Rassismus hat bei uns keinen Platz! Wir sind gegen Rechts!"
2018 sei der Düsseldorfer Zahnarzt auch in der Heinrich-Heine-Universität aufgefallen. Mörig war damals an der Medizinischen Fakultät der HHU im Bereich „Zahnmedizin“ tätig, bis Studierende den Allgemeinen-Studierenden-Ausschuss auf seine rechtsradikale Vergangenheit aufmerksam machten. Die Fakultät habe nach den Hinweisen den Lehrauftrag sofort gestoppt. Der Vorgang wurde damals jedoch seitens der Universität nicht publiziert.
Das Team von Correctiv hat durch seinen investigativen Journalismus nicht nur die Inhalte des Treffens entlarvt, sondern auch die Teilnehmer:
- Roland Hartwig, persönlicher Referent von AfD-Parteichefin Alice Weidel
- Gerrit Huy, Bundestagsabgeordnete der AfD
- Ulrich Siegmund, Fraktionsvorsitzender der AfD in Sachsen-Anhalt
- Tim Krause, Vorsitzender der AfD im Kreis Potsdam
- Simone Baum und Michaela Schneider, beide aus dem Vorstand der Werteunion NRW
- verschiedene Unternehmer und Mediziner