Baumfällungen wegen der Gasleitung

Aaper Wald: 440 Bäume fallen

Von Jo Achim Geschke |

Bäume im Wald, symbolbild / Foto Jo Achim Geschke NDOZ.de

Es sind alte Verträge, und die müssen erfüllt werden. Deshalb müssen im kommenden Jahr 440 Bäume fallen. Die Zahl der Bäume, die für die Sanierung weichen müssen, wird im Idealfall von 599 um 159 auf 440 reduziert, heißt es offiziell bei der Stadt. Diese Ergebnisse haben Beigeordnete Helga Stulgies, Mitarbeiterinnen des Rechts- und Gartenamtes, sowie die beauftragten Gutachter der Öffentlichkeit bei einem Informationsabend in Rath vorgestellt. Nach Angaben der Firma OGE soll im kommenden Januar mit den Arbeiten begonnen werden.

"Die Gasfernleitung der OGE verläuft über das gesamte Stadtgebiet von Norden nach Süden. Sie ist für die Versorgung der Bevölkerung der Landeshauptstadt Düsseldorf mit Gas von enormer Bedeutung. Im Normalbetrieb wird rund 75 Prozent des Gesamtgasbedarfs der Einwohner der Stadt aus dieser Leitung gedeckt", begründet Dezernentin Helga Stulgies den Beschluss.  

Ursprünglich lag die Zahl der zu fällenden Bäume, die in den politischen Gremien angegeben worden war, bei 650. Eine aktualisierte Erfassung und Vermessung durch die beauftragten Gutachter ergab, dass auf der Trasse nur 599 Bäume betroffen sind. Der aktuell beauftragte Gutachter, der sich auf die Optimierung der Bauarbeiten konzentrierte, hat eine Variante zur Reduzierung und Neuaufteilung des Arbeitsstreifens während der Arbeiten und die Anpassung des geplanten Arbeitsablaufs vorgeschlagen. Dadurch gelingt es, wertvolle Bäume zu erhalten. Von den auf der Trasse erfassten 599 Bäumen können nach aktuellem Stand 134 Bäume sicher erhalten bleiben. 25 weitere, die unmittelbar im oder am Arbeitsstreifen stehen, sollen durch Baumschutzvorkehrungen nach Möglichkeit erhalten werden. Während der gesamten Bauarbeiten soll eine ökologische Baubegleitung stets vor Ort sein, um alle Schutzvorkehrungen zum Erhalt der Bäume ständig zu überwachen. Im Idealfall müssten nur 440 Bäume gefällt werden, heißt es von der Stadt.

Das Gartenamt informierte ergänzend über geplante Aktivitäten zur Kompensation der Fällungen: Zum Abschluss der Arbeiten an der Originaltrasse wird der rund drei Hektar große Arbeitsstreifen bis auf einen gesetzlich vorgeschriebenen Schutzstreifen von 5,70 Meter über der Gasleitung, der nicht bepflanzt werden darf, mit 1.000 Baumsetzlingen und 2.000 Waldrandsträuchern wieder aufgeforstet – es gibt also Ersatz für die gefällten Bäume. Auf dem Schutzstreifen wird zukünftig der bereits vorher vorhandene Wander- und Reitweg verlaufen.

Zudem werden im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen rund 100 alte Biotopbäume im Aaper Wald ausgewiesen und markiert. Nicht heimische Waldbestände im dortigen Forst werden in heimische Waldbestände verändert. Am ehemaligen Truppenübungsplatz Gruitersaap wird zusätzlich ein 1,5 Hektar großes Gelände mit rund 7.500 Setzlingen wieder aufgeforstet.

Die von der Firma Open Grid Europe (OGE) beabsichtigte Erneuerung der Gasfernleitung von 1930/31 auf ihrer bestehenden Trasse durch den Aaper Wald ist alternativlos. Dies hat eine erneute rechtliche Bewertung ergeben. Die beiden Alternativtrassen und auch andere Bauweisen haben sich auch nach Überprüfung durch externe Gutachter als nicht geeignet erwiesen. Die Stadt Düsseldorf wird daher nun die notwendige Befreiung nach dem Landschaftsgesetz für die Sanierung auf der vorhandenen Trasse erteilen.

Die Firma Open Grid Europe hat beantragt, die vorhandene Gasleitung im Bereich des Aaper Waldes in offener Bauweise zu erneuern. Dazu wird diese vollständig demontiert und in gleicher Trasse neu verlegt. Da die Leitung bereits über 80 Jahre betrieben wird und in Folge des Alters Rohrschäden und damit Gefahrensituationen nicht ausgeschlossen werden können, soll sie auf der vorhandenen Trasse vollständig erneuert werden. Damit verbunden ist ein Arbeitsraum von 14,20 Meter Breite, welcher die eigentliche Baugrube, einen Arbeitstreifen für die Vormontage der Rohre und eine Baustraße beinhaltet.

Die juristische Prüfung kommt zu dem Ergebnis, dass ein Anspruch der Firma Open Grid Europe gegenüber der Stadt besteht, die Leitung innerhalb der vorhandenen Leitungstrasse im Aaper Wald zu erneuern. Der 1930 abgeschlossene Vertrag, der zuletzt 1966 geändert wurde, hat auch im Jahr 2015 weiterhin Bestand. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat indes bestätigt, dass für die Leitungssanierung auf der vorhandenen Trasse keine Planfeststellungsverfahren und -genehmigungsverfahren erforderlich sind. Von daher sind nur Einzelgenehmigungen der zuständigen Behörden einzuholen.

Unabhängig von der rechtlichen Situation im Genehmigungsverfahren, aus der sich keine Pflicht zur Überprüfung von alternativen Trassen ableiten lässt, hatte die Landeshauptstadt einen weiteren technischen Gutachter mit der Prüfung zweier alternativer Trassenvarianten beauftragt. Die Alternativrouten scheiden laut dem Gutachter aus.

Für die Trassenvariante westlich um den Aaper Wald, über Boskampweg und Reichswaldallee müsste die Straßen für den Neubau komplett aufgerissen werden. Die Reichswaldallee müsste während der Bauzeit vollständig gesperrt werden. Entlang der Oberrather Straße würde es in der Folge zu erheblichen Behinderungen des Straßenverkehrs kommen. Am Ende würde dann die Gasleitung am Wohngebiet entlang führen. Aus diesen Gründen scheidet diese Alternativtrasse aus. Die besondere topographische Situation dieser Trasse am Fuße der Hügelkette des Aaper Waldes hätte zudem massive Eingriffe in den Baumbestand an den Böschungen des Waldes zur Folge.

Gegen die so genannte Ost-Trasse sprach aus Sicht des Gutachters, dass diese Variante östlich des Aaper Waldes mit 4.700 Metern fast doppelt so lang ist wie die vorhandene Leitung. Sie würde darüber hinaus in weiten Teilen über Privatgelände führen. Aus naturschutzfachlichen Gesichtspunkten greift die Ost-Trasse sowohl in Waldbiotope als auch in wertvolle Grünland- und Feuchtbiotope ein, die als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden sollen. Auch dort müssten mehrere hundert Bäume gefällt werden. Besonders der Artenschutz trägt dazu bei, dass die Trasse nicht geeignet ist.

Hintergrund: Gasfernleitung Duisburg-Köln

Die Open Grid Europe plant die Erneuerung ihrer etwa 85 Jahre alten Erdgasleitung auf einem 2,6 Kilometer langen Abschnitt im Aaper Wald. Die Leitung, die erneuert werden muss, verläuft entlang eines bestehenden Forstbetriebs- und Wanderweges "Aaper Schneise" in der Regel in einer Tiefe von rund einem Meter unter der Geländeoberfläche. Die OGE hat eine Leitungserneuerung in offener Bauweise innerhalb der bestehenden Trasse mit einem erforderlichen Arbeitsstreifen von 14,20 Metern Breite beantragt.

Von dieser rund 66,5 Kilometer langen Gasleitung zwischen Duisburg und Köln werden unter anderem die Stadtwerke Düsseldorf, Henkel, Bayer Leverkusen und die Demag AG mit Gas versorgt. Im Normalbetrieb wird rund 75 Prozent des Gesamtgasbedarfs der Einwohner der Stadt Düsseldorf aus dieser Leitung gedeckt. In den vergangenen Jahren wurde bereits auf verschiedenen Abschnitten ein Großteil der Leitung erneuert.