„Eva und Adam“ Premiere der Bürgerbühne im D‘haus

„Eva und Adam“, der Apfel, oder die Erkenntnis über fehlende Gleichberechtigung der Frau, Premiere der Bürgerbühne

Von Jo Achim Geschke |

„Eva und Adam“, Ensemble in der Sauna / Foto D‘Haus, Sandra Then

Auftritt eine Palme, ein großer Apfel, Eva und Adam. Adam hinkt – klar, er hat ja angeblich gerade eine Rippe verloren. Ein Paradies im Hintergrund, das in seiner Kitschigkeit schon offenbar macht: Paradies ist nicht. Und Frida, im wirklichen Leben evangelische Theologie-Studentin, macht denn auch deutlich: Im Ursprungs-Text der Bibel heißt Adama „Mensch“, Mann – und Eva ist die erste, die einen Namen erhält. In der Sauna dann die Diskussionen – aber mit Unterschieden, wenn zuerst die Frauensauna inszeniert ist, dann die Männersauna. Schließlich alle in der gemischten Sauna, da prallen die Differenzen unter dem Stichwort „#metoo“ aufeinander. Im neuen Stück der Bürgerbühne „Eva und Adam“ wird die Debatte um Gleichberechtigung, um das Männerbild-Bild von Frauen, zusätzlich von stilisierten Eva und Adam-Sportler*innen in Kickbox-Kämpfen dargestellt.

Da klatscht es richtig, wenn die Füße von Antonia Eggeling auf die Rippen-Seite von Joshua Lübke treffen. Kämpfe der Frauen gegen die Männer? Im Stück der Bürgerbühne geht es nicht ruppig zu, dennoch zur Sache. Im Wortsinn. Die Laiendarsteller bringen eine differenzierte Darstellung der Erfahrungen um Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen, ob im Beruf oder durchaus unterschwellig „nett gemeint“ in Beziehungen, professionell auf die Bühne. Unter der Regie von Christof Seeger-Zurmühlen gelingt eine unterhaltsame und eindringliche Aufforderung der „Bürger-Schauspieler*innen“ zum Nachdenken über Rollenklischees und Unterdrückung von Frauen, Transgender und Schwulen. Untertitel: „Tatsachen über Frauen und Männer und alles dazwischen“. Dabei bleibt auch die furchtbare Erfahrung der Vergewaltigung nicht ausgeblendet, die in einer intensiven Szene gegen Ende auf die Bühne kommt.

Eva, die wirklich so heißt und Lehrerin ist, erzählt in der Sauna davon, dass sie bald heiratet und dass in ihrer Beziehung alles gemeinsam und gleichberechtigt gemacht wird. Andrea, nicht nur auf der Bühne Kämpferin für Gleichberechtigung aller Menschen, hält skeptisch dagegen. Heirat ? Muss das sein? Die schlanke junge Karina will noch „1 – 2 Kilo abnehmen“, warum eigentlich, welches Frauenselbstbild ist das ? Dann kommt eine Frau mit Handtuch über dem Kopf in die Frauensauna – und das ist eigentlich ein Mann. Tan Hao Chi, sehr schlank, sehr „feminin“, stimmt bald einen saalfüllenden, tiefen Bass an, der ziemlich verblüfft.

Männersauna dann – das heißt Männer-Rituale, laut sein – aber eben auch Nachdenken über die Rolle als Mann, wann ist der Mann ein Mann? Und gibt der Mann nicht seine Unabhängigkeit auf, wenn er heiratet? Christian, der Bräutigam, ist aber ebenso wie seine Braut Eva überzeugt, dass sie „alles gemeinsam“, gleichberechtigt lösen können. Der Krach in der gemischten Sauna ist da zu erwarten.

 

Juliane Hendes hat als Dramaturgie und Text-Verantwortliche die Erfahrungen, die Erzählungen der Düsseldorfer*innen für die Aufführung verarbeitet. Da ist Jessica, die das Vorurteil abschüttelt, ältere Frauen seien nicht sexy: „Ich bin die bestmögliche Variante meiner selbst“. Aber da ist auch der asiatisch und feminin aussehenden Tan, der einfach so wie eine Prostituierte angesprochen wird. Oder, nach einer Diskussion darüber, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, die Geschichte von Transgender Aaron, der seinen schweren Weg vom Mädchen hin zu seiner Identität als Junge, als Mann erzählt.

Das Eva im Paradies die Böse ist, die den Mann mit dem Apfel der Erkenntnis verführt, das zerfleddert Frida, die Studentin, mit eindrucksvoller Argumentation über das Paradies: Eva ist da diejenige, die entscheidet, dass es gut ist zu erkennen. Der Schritt aus dem Paradies ist vielleicht der erste Schritt zum fehlerhaften, auch bösen Menschen – aber eben auch zur Liebe.

Frida hat schon zuvor Beispiele für Diskriminierungen und Sexismus gebracht, etwa: „Wenn Sie sich ein schönes Kleid anziehen, hört Ihnen vielleicht auch jemand zu….“ Eva auf der Bühne will die Gemeinsamkeit, sie will, dass Mann und Frau aufeinander zugehen. Aber dann bleibt sie doch allein auf der Bühne zurück. Die Skepsis bleibt, ob Frauen von Männern wirklich gleichberechtigt anerkannt und behandelt werden. Aber, so Andrea selbstbewusst auf der Bühne, #metoo hat Aufmerksamkeit geschaffen und Menschen zum Nachdenken gebracht. Es wird sich etwas ändern.

Minutenlanger Applaus und Jubel für die Darsteller*innen der Bürgerbühne und die gelungene Inszenierung eines wichtigen Themas.

(Autor Jo Achim Geschke)

Weitere Aufführungen und Kartenbestellungen:

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Eva und Adam Kämpfer_innen / Foto D‘Haus, Sandra Then