Die meisten kennen den Figaro wohl als die Opera Buffa von Mozart (Uraufführung 1786), aber auch für sie war Vorlage der „Figaro“ von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais (1732 – 1799). Er schrieb das Stück, durchaus mit Kritik am niedergehenden Adel, als Lustspiel. Regisseur Andreas Kriegenburg macht daraus ein Lust-Spiel, in dem die Frauen die Hauptfiguren sind und nicht Figaro.
Mit sehr viel Liebe zu kleinen Details wie das Bühnenbild (Harald Thor) wird der Platz in der Inszenierung auch bei Nebenschauplätzen bespielt. Etwa wenn der Gärtner (Andreas Grothgar) an seinem Armlaboriert, der im Laubbläser steckt, während weiter vorne die Handlung weiterläuft. Das Ensemble zeigt Commedia dell’arte-anteile wie auch Clownstheater nur bis an die Grenze des Klamauks.
Derbe Commedia dell’arte
Wie schon Beaumarchais, der den Figaro in der Tradition der Commedia dell’arte mit ihrem durchaus derben Witz schrieb, lässt auch Kriegenburg manche Gags sehr heftig ausspielen. Dieser Figaro spielt in einer erfolgreichen IT-Firma, die eine Dating-App entwickelt hat, in der aber die Klimaanlage kaputt ist und alle unter der Hitze im Haus leiden. Aber es gibt ja den modernen Feng-Shui-Garten auf dem Platz. Figaro ist einer der besten Programmierer, der „Graf“ der Chef der Firma, und Susanne, die Braut Figaros, arbeitet ebenso in der Firma. Und der Chef will sie verführen.
Wogegen Figaro (Florian Claudius Steffens) verständlicher Weise etwas hat. Aber am Ende wird er sogar Opfer einer gar nicht nötigen Eifersucht.
Susanne – quirlig, intelligent und von ebenso schneller Auffassungsgabe, wie sie spricht, spielt sie Pauline Kästner – stellt die Firma am Beginn der Handlung dem Publikum vor und kommentiert zuweilen das Geschehen.
Sie kooperiert mit der „Gräfin“ ( superCathleen Baumann), wenn es darum geht, Figaro oder den „Grafen“ wegen seiner erotischen Wünsche hereinzulegen.
Da ist auch noch Cherubim, der in Susanne verliebt ist (kraftvoll bis sehr jung: Valentin Stückl, Studiosus, der seine Ausbildung jetzt in Düsseldorf abschließt), der aber von Fanchette (Sophie Stockinger) eingefangen wird – die der Cherubim auch mal auf seiner Schuler davon trägt.
Und dann ist da natürlich Marzelline (Judith Rosmair), die gegen Figaro prozessieren wird wegen eines Heiratsversprechens- aber es geht eigentlich, wie sie oft, ums Geld.
Bemerkenswert neben dem tumben Chef und Graf (Florian Lange) ist auch der Gitarrist (Alexander Wanat) gegen Ende des Lustspiels und selbstredend der Hot Dog-Verkäufer mit seinem Wagen. Und dann ist da noch der stumme Mensch, der auf einer Bank sitzt, und zuhört und irgendwie an Tom Hanks denken lässt ……
Es ist eine sehr turbulente Bühnenshow der IT-Firma, die da abläuft, auch alberne Gags sind dabei, wenn etwa die Gräfin in den kleinen Teich blickt und erschrickt „wer ist die alte Frau da drin“ .. „ach, das bin ja ich“.
Sponsoren Stadtwerke und Stadt
Manche Gags kann auch das beste Ensemble nicht lenken: Da landen bei der Premiere zwei Enten auf dem Kunstrasen, schon während Intendant Wilfried Schulz dem Hauptsponsor Stadtwerke und seinem Vorstandsvorsitzenden Julien Mounier ebenso dankt wie OB Dr. Stephan Keller. Denn eine Inszenierung und ein Bühnenbild vom Mai bis in den Juni hinein auf dem Platz vor dem Schauspielhaus laufen zu lassen, erfordert neben sehr viel Ausnahme-/ Sondergenehmigungen auch einiges an Geld.
Nachdem mit Susanne und Figaro alles geregelt ist, auch mit dem Chef, endet das Spiel mit einem Catwalk aller Mitspielenden inklusive den Statisten mit lauten Applaus und Jubel vor dem Schauspielhaus, Nur wenige haben den Platz wegen des kalten Winds verlassen, schließlich gab es ja auch Decken und Sitzkissen. Die Schauspieler:innen allerdings mussten in den dünnen Kostümen und bei dem Wind dann doch etwas frieren.
Weitere Aufführungen bis 7. Juni, Kartenbestellungen und Infos unter www.dhaus.de