»Der Lessing-Preis des Freistaates Sachsen liegt mir besonders am Herzen, weil er zeigt, dass das Erbe Lessings und der Aufklärung hier immer noch lebendig ist. Die künstlerischen Mittel mögen heute andere sein, die Botschaft ist dieselbe, die uns der Verfasser des ,Nathan’ überliefert hat – der humanistische Blick auf den Menschen, auf jeden Menschen, die Achtung vor seiner Würde und vor seiner Einzigartigkeit." so Staatsministerin Barbara Klepsch
Wichtig ist es, denen eine Stimme zu geben, die sonst oft überhört werden, und uns, das Publikum, auf berührende Weise zur Einfühlung und zum Nachdenken anzuregen. Mit zeitgenössischen künstlerischen Mitteln tun dies sowohl Wilfried Schulz, der Lessing-Preisträger, als auch die drei Lessing-Förderpreisträgerinnen«, betont Staatsministerin Barbara Klepsch.
Die drei Lessing-Förderpreise gehen an die Journalistin und Schriftstellerin Jackie Thomae, an die Sängerin, Schauspielerin und Texterin Anna Mateur und an die Journalistin, Publizistin und Sachbuchautorin Jasna Zajček.
Staatsministerin Barbara Klepsch wird den Lessing-Preis 2021 sowie die Förderpreise am Freitag, 26. November 2021 in Kamenz an die Preisträger überreichen.
WILFRIED SCHULZ
– Dramaturg und Theaterintendant – wurde 1952 in Falkensee bei Berlin geboren. Er studierte an der Freien Universität Berlin und der Nouvelle Sorbonne in Paris Theaterwissenschaft, Politologie und Germanistik. Von 1976 bis 1981 war er Hochschulassistent an der Hochschule der Künste Berlin, bevor er als Dramaturg zuerst an das Theater der Stadt Heidelberg und dann an das Staatstheater Stuttgart wechselte und später als Chefdramaturg in Basel, Hamburg und Salzburg tätig war. Darüber hinaus hatte er Lehraufträge an mehreren Universitäten inne und publizierte unter anderem über das Theater von Christoph Schlingensief.
Nach seiner ersten Theaterleitung am Schauspiel Hannover übernahm Wilfried Schulz in der Spielzeit 2009/10 die Intendanz des Staatsschauspiels Dresden. Als neue Sparte wurde »Die Bürgerbühne« begründet, in der Dresdner Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind, selbst aktiv Theater zu spielen. Unter der Intendanz von Wilfried Schulz ist das Staatsschauspiel Dresden u. a. mit einer Einladung zum Berliner Theatertreffen und dem Deutschen Theaterpreis »Der Faust« (beides für »Don Carlos« in der Regie von Roger Vontobel) ausgezeichnet worden.
Der Intendant sprach nun neue und vor allem jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer an, mit etwa 250.000 Besuchern jährlich zählte das Dresdner Staatsschauspiel zu den am besten besuchten deutschen Bühnen.
Wilfried Schulz erweckte in Dresden den Begriff des Stadttheaters zu neuem Leben und füllte ihn mit neuer Bedeutung. »Das Theater hat sich nicht dunkel und geheimnisvoll in eine Ecke gestellt und gewartet, wer da kommt. Sondern wir sind auf die Leute zugegangen und haben gesagt:
Das ist der Ort, wo sich diese Stadt treffen kann, wo Menschen ihre Themen besprechen und auf der Bühne wiederfinden können« (Wilfried Schulz).
Das Theater entwickelte sich unter seiner Leitung zu einem Ort des Diskurses, das sich mit den Themen der Stadt auseinandersetzte.
In diesem Zusammenhang benutze Wilfried Schulz gegen Ende seiner Dresdner Zeit ausdrücklich den Begriff vom »politischem Theater«, herausgefordert von Pegida, dem Rechtstrend in der Gesellschaft und dem Umgang mit Flüchtlingen.
Im Sinne Lessings, dass »nicht die Wahrheit, in der irgendein Mensch ist oder zu sein vermeint, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen« den Wert des Menschen ausmacht, ist Wilfried Schulz ein würdiger Preisträger. (Text: Undine Materni)