„K wie Kafka“ Uraufführung im Jungen Schauspiel

„K wie Kafka“ oder wenn sich Deutbares nicht deuten lässt

Von Jo Achim Geschke |

K wie Kafka imJungen Schauspiel

Szene aus „K wie Kafka“ mit Ensemble im Jungen Schauspiel / Foto © David Baltzer D’Haus

Eines Morgens wird Herr K. verhaftet, den Grund erfährt er nicht, die „Wächter“ führen nur Befehle aus. Ab jetzt wird Herr K. immer wieder nachfragen müssen und doch keine Erklärungen für die „kafkaesken“ Situationen bekommen. Es ist eben wie im heutigen Leben. Die Uraufführung des Stücks „K wie Kafka“ im Jungen Schauspiel an der Münsterstraße 446 zeigt anhand von Szenen und Zitaten aus Kafkas Werk Undeutbares und Nachdenkenswertes.

Das Buch, dass Herr K (Ali Aykar) zu Beginn aufnimmt, und welches ihm alle wieder wegnehmen wollen, ist wohl „Der Prozess“, aus dem auch des Öfteren zitiert wird. Theatermacher und Regisseur Gregory Caers hat mit dem hervorragenden Ensemble ein Stück geschaffen, dass in meist pantomimischen Szenen das Forschen nach Sinn im Kafkaesken verdeutlicht. Doch sowie bei Kafka sich manches Deutbare der Deutung denn doch verweigert, so auf der Bühne. Vom Kafkaesken weiß so mancher erwachsene Mensch, dass es vor allem im Umgang mit der Bürokratie kafkaesk bleibt, bei allem Nachdenken.

Einmal fragen zwei Frauen im Rüschenrock Herrn K: „Worum geht’s?“

 K  antwortet: „Ich weiß es selbst nicht, ich weiß nicht, worum es geht.“

Und als K nach dem vermeintlichen Weg hinaus fragt, fällt auch der berühmte Satz des Gerichtsdieners: „Es ist der einzige Weg.“

Das Bühnenbildschuf Ansgar Prüwer, der auch die Bühne für Cabaret oder „Orlando“ schuf, für seine Arbeit wurde Ansgar Prüwer 2022 mit dem Förderpreis für Darstellende Kunst der Landeshauptstadt Düsseldorf ausgezeichnet.

Da treten Wesen in schwarzen Anwaltsroben auf, die mal einen Robben-Kopf, einen Enten-, mal einen Kaninchenkopf auf haben, die geheimnisvoll im Buch blättern oder stapelweise alte Akten hereinschleppen.

 Die Schwester aus Kafkas Werken und Leben – hier Nathalie Hanslik – versucht ihn zu schützen, ihm Rückhalt und Zuneigung bei seiner Suche zu geben, doch wie bei Kafkas Texten scheitert das letztlich. Immer wieder kommt pantomimisch die Auseinandersetzung mit dem Vater durch, die ja Kafkas Werk und Leben zu einem gutteil bestimmte.

Etliche der choreographischen Darstellungen der Schauspieler:innen bringen pantomimische Anklänge an Kafkas Texte, wie etwa „Der Prozess“, aber es verlangt zumeist doch eine vorherige Beschäftigung mit Kafkas Werk. Selten ist der Bezug so klar wie beim Auftritt des schwarzen Käfers (Yulia Yáñez Schmidt ), der an einem Schreibtisch mit sechs Lampen gleich Beinen in eine alte Reiseschreibmaschine hämmert. Ob Käfer oder verurteilender Richter, ob „Der Prozess“ oder „Die Verwandlung“- die Interpretation entzieht sich hier wie ein Kafkascher Text der Deutung, Das hat schon Adorno in „Prismen“ (1969) luzide formuliert als einer der Interpreten des Kafkaschen Werks. Hier bleibt es der pädagogischen Nachbereitung der Lehrer:innen nach hoffentlich vielen Besuchen von Schulklassen in der Aufführung vorbehalten.

Die siebte Klasse des Goethe-Gymnasiums war zur Uraufführung eingeladen, im Publikum saßen aber auch viele jüngere Kinder. Als Erwachsener verfestigt sich beim Fortschreiten der Inszenierung allerdings der Eindruck, dass diese mehr Text vertragen könnte und eher für 12-Jährige als für Kinder ab 10Jahren geeignet ist.

„K wie Kafka“ ist Gregory Caers sechste Arbeit am Jungen Schauspiel. Er versuche im Stück, so das D‘Haus, eine Theatersprache, die ohne viel Text auskommt und die Jede/ Jeder verstehen kann.

Der Vorstand des Fördervereins des Jungen Schauspiels an der Münsterstraße verteilte vor der Aufführung eine Postkarte mit einem Schokoladen-Käfer.

Nach dem langen Schlussapplaus und viel Jubel gab es noch eine Premierenfeier für alle Kinder und Erwachsenen.

Das Ensemble:

Felicia Chin-Malenski, Natalie Hanslik, Yulia Yáñez Schmidt, Ali Aykar, Jonathan Gyles, Fatih Kösoğlu, Eduard Lind

Regie: Gregory Caers,

Bühne: Ansgar Prüwer

Kostüm: Martina Lebert

Licht: Thomas Krammer

Dramaturgie: Leonie Rohlfing

 

Weitere Infos auch für Lehrer:innen sowie Aufführungen Februar und März :

https://www.dhaus.de/junges-schauspiel/

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