Emil und die Detektive, Familientheater im Schauspielhaus

Kästners „Emil und die Detektive“ als Familienstück oder Freunde finden in Berlin

Von Jo Achim Geschke |

Emil und die Detektive D Haus

Emil und die Detektive, Ensemble, in Balu Emil / Foto © Thomas Rabsch, D haus

So viele Kinder sieht das Große Haus wohl selten. Viele Prominente waren zur Premiere gekommen, vor allem gaaanz viele Kinder. Im großen Saal wurden extra Auflagen für die Sitze verteilt, damit die Kleinen höher sitzen und genau sehen konnten, wie der Moritz Claus, der den Emil spielte, in Berlin neue Freunde findet (doch, das gibt’s) und sein Geld wieder bekommt. Das hatte ihm der gekonnt kindgerechte, komödiantische Rainer Philippi als Dieb im Zug nach Berlin gestohlen. Und die Kinder gingen hörbar mit, als der berühmte Roman von Erich Kästner vor ihnen auf der Bühne gespielt wurde.

Zu dieser grauen Zeit ist es im Schauspielhaus üblich, dass ein buntes Kinder- und Jugendstück ganze Familien bis nach Weihnachten ins Theater einlädt. So kommen vielleicht auch Kinder ins Theater, die sonst nicht so oft im Saal sitzen, und später dann weniger Hemmungen  haben, ab und zu ins Theater zu gehen.

Der Vorhang geht also auf bei der Premiere, und die Kinder (und die Eltern) sehen auf ein gelungen kindgerechtes vereinfachtes Bühnenbild. Eine Drehbühne zeigt mal das Zugabteil, in dem Emil einschläft und dem dann der Dieb die 140 Mark stiehlt, die doch für Tante Marta in Berlin gedacht ist. Mal zeigt es das Hotel, in dem der Dieb übernachtet, mal ein Restaurant mit übergroßen Stühlen für die Kinder.

Cousine „Pony Hütchen“ auf dem Einrad macht schon zu Anfang klar, dass 140 Mark für manche vielleicht nicht so viel sind, aber manche haben eben nicht so viel Geld.

Später überlegt Emil: „Wenn man zu Hause wenig über Geldspricht, dann hat man wohl viel.“

Emil verfolgt den Dieb Herrn Grundeis mit der blauen Melone zunächst allein, und schon kommt die berühmte Litfaß-Säule ins Spiel, die auch auf den Buchtiteln von damals bis heute abgebildet ist. An der trifft Emil seine Cousine Pony Hütchen, Emils Cousine (super Fnot Taddese), die auf einem Einrad sportlich daher rollt. Und Gustav mit der Hupe (bestens Jonathan Gyles). Der holt seine Freunde zusammen, um den Dieb zu fangen.

 Große Spielfreude

Alle Schauspieler*innen, wie beispielsweise  „Die Professorin“ Agnes Kammerer, oder „Mitteneins“ Eva Maria Schindele, spielen mit viel Freude und großem Einsatz. Regisseur Robert Gerloff hat dieses junge Ensemble und den erfahrenen Rainer Philippi als den Herrn mit dem steifen Hut zu einem dynamischen, schnell agierenden Ganzen gebracht. Es macht die ganzen Zeit Spaß, ihnen  zuzusehen – auch als Erwachsener. Moritz Claus verblüfft als zunächst naiver Junge vom Land, der bald aber zu den Großstadt-Freunden aufschließt.

Roman von 1929 und berühmte Filme

Erich Kästners Roman von 1929, vom Ende der Weimarer Zeit also, wird meist als erstes Kinderbuch bezeichnet, weil ja die Kinder in ihm die Hauptrolle spielen. Bis heute steht es im Kanon der Schullektüren.

Und Emil und seine Freunde bekamen 1931 eine berühmte, bis heute hochgelobte Verfilmung, dessen Drehbuch schrieb der damals noch nicht so berühmte Billy Wilder (Manche mögens heiß, Das Mädchen Irma la Douce).

Für die Premiere im Großen Haus ganz langer Beifall und Jubel für das Ensemble und die gesamte Crew um Regisseur Gerloff.

 Termine und Karten- Bestellung, auch für Weihnachten

https://www.dhaus.de/programm/spielplan/emil-und-die-detektive/605/

Besetzung:

Emil Tischbein: Moritz Klaus

Herr Grundeis: Rainer Philippi

Pony Hütchen, Emils Cousine: Fnot Taddese

Gustav mit der Hupe / Herr Jakob, Passagier im Zug: Jonathan Gyles

Die Professorin / Frau Wirth, Kundin von Emils Mutter / Fahrgast in der Straßenbahn: Agnes Kammerer

Mitteneins / Frau Tischbein, Emils Mutter / Fahrgast in der Straßenbahn / Kommissarin:  Eva Maria Schindele

Mittenzwei / Herr Jakob, Passagier im Zug / Fahrgast in der Straßenbahn: Cem Bingöl

Kleiner Dienstag / Martha, Emils Tante / Bankdirektorin Emilia Rosa de Fries

Krummbiegel / Schaffner / Bahnhofsvorsteher / Kit-Kat-Girl: Yaroslav Ros

Petzold / Fahrgast in der Straßenbahn / Touristin: Maleika Dörschmann

Regie Robert Gerloff

Bühne Maximilian Lindner

Kostüm Johanna Hlawica

Choreografie Zoë Knights

Musik Cornelius Borgolte

Licht Jean-Mario Bessière

Dramaturgie David Benjamin Brückel, Leonie Rohlfing

Theaterpädagogik Lena Hilberger

Musiker:innen

Gitarre Mirko van Stiphaut

Klavier Cornelius Borgolte

Bass Volker Kamp

Schlagzeug Ulf Stricker