In Kooperation mit Düsseldorf-Palermo e. V. werden museumseigene Grafiken, Fotografien und Archivalien präsentiert/Ausstellung läuft vom 18. März bis 7. August
"Kontext Beuys" - Ausstellung im Stadtmuseum Düsseldorf
Grafiken, Fotografien und Archivalien über Joseph Beuys entdecken: Von Freitag, 18. März, bis Donnerstag, 7. August, stellt das Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2, in Kooperation mit dem Verein Düsseldorf-Palermo e. V. die museumseigenen Werke im "Kontext Beuys" aus. Rückblickend auf das Beuys-Jahr 2021 richtet die Ausstellung den Fokus auf heutige Aspekte seiner Wirkung.
Ausgangspunkte der Ausstellung sind die Exposition "Joseph Beuys, Düsseldorf" im Stadtmuseum aus dem Jahr 2007 und der damals entstandene Dokumentationsraum, der zugleich Bestandteil von "Kontext Beuys" ist. Ganz nach der Beuys'schen Idee untersucht die neue Ausstellung als "Ort der permanenten Konferenz" sein Wirken in verschiedenen Feldern.
Eine direkte Fortwirkung zeigt sich in der Arbeit des Beuys-Schülers Johannes Stüttgen, der sein Archiv dem Stadtmuseum übereignet hat. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Beuys wird durch die kritischen Forschungen des Beuys-Spezialisten Ron Manheim repräsentiert. Exempel für die aktuelle künstlerische Auseinandersetzung liefern Düsseldorfer Künstlerinnen und Künstler, aber auch eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern des Wim-Wenders-Gymnasiums aus Düsseldorf. Darüber hinaus ist Beuys selbst in Bild und Wort mit Beispielen aus der reichhaltigen Sammlung des Stadtmuseums präsent.
Beuys-Sammlung des Stadtmuseums
Die umfangreiche Beuys-Sammlung des Stadtmuseums umfasst Zeugnisse über sein spannungsreiches Verhältnis zu Düsseldorf und belegt zugleich die Ernsthaftigkeit, mit der Beuys seinen erweiterten Kunstbegriff in die Praxis übertragen hat. In der Ausstellung werden insbesondere Exponate, die in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um seine Stellung an der Kunstakademie stehen, präsentiert - darunter etwa Solidaritätsaufrufe und Dokumente zur Gründung der "Freien Internationalen Universität". Auch Wahlaufrufe, unter anderem für die "Grünen", Dokumente zu seinem Einsatz, beispielsweise für die "Organisation für direkte Demokratie", bis hin zu detaillierten Überlegungen zur Gestaltung von Steuersystem und Kindergeld finden sich in der Sammlung. Grafiken, Fotos und Postkarten zeigen verschiedene Gesichter eines Künstlers, der die Stadt Düsseldorf nachhaltig geprägt hat.
Das Stüttgen Archiv
Johannes Stüttgen lebt als freischaffender Künstler in Düsseldorf und war seit 1966 Student bei Joseph Beuys, dann dessen Meisterschüler und schließlich sein enger Vertrauter und Freund. Sein Wirken hat er in insgesamt 34 Aktenordnern dokumentiert, die den Zeitraum von 1977 bis 2018 umfassen. Die Dokumente beziehen sich auf zentrale Themen von Beuys wie den "erweiterten Kunstbegriff" und die "soziale Plastik", aber auch auf Begriffe wie "Freiheit", "Kreativität", "Wärme", und "Identität". Auszüge aus diesem Archiv sind Teil der Ausstellung, einige der späteren Aktenordner kann das Publikum auch durchblättern.
Stüttgen unterstützte Joseph Beuys bei künstlerischen Aktionen, aber auch im Rahmen der "Initiative für direkte Demokratie" und dem Aufbau der "Freien Internationalen Universität". Zugleich begann er damit, die Beuys'schen Ideen im Rahmen von Seminaren, Vorträgen, Publikationen und Aktionen einem interessierten Publikum näher zu bringen.
Ron Manheim: Beim Wort genommen – Joseph Beuys und der Nationalsozialismus
Zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys im vergangenen Jahr erschien eine Fülle von Büchern, die sich mit seinem Leben und seinen Werken beschäftigen. Eines stammt von Ron Manheim, einem langjährigen Direktionsmitglied im Museum Schloss Moyland, der dort ab 1991 ein Beuys-Archiv aufbaute. In seiner Untersuchung beleuchtet Manheim nicht nur Beuys' Leben im Nationalsozialismus, sondern auch die Haltung, die er später dazu einnahm: Ausgangspunkt sind die Äußerungen des Künstlers aus Interviews und Mitschriften, die erstaunlich unreflektiert sind. Beuys’ Denken geriet nach 1945 unter den Einfluss des Philosophen Rudolf Steiner und der Anthroposophie - ein Aspekt, den die bisherige Forschung noch zu wenig berücksichtigt hat. Er lebte, so Manheims These, unter einer "anthroposophisch-esoterischen Käseglocke", die eine objektive Kritik der NS-Vergangenheit ebenso verhinderte wie sie seinen Blick auf die Realität seiner Gegenwart prägte.
Künstlerische Kommentare zu Joseph Beuys
Künstlerische Kommentare haben eine lange Tradition und sind ebenfalls Teil der Ausstellung - so ist etwa ein frühes Beispiel der 1969 gegründeten Künstlergruppe Yiup zu sehen. Auch Künstlerin und Bildhauerin Beatrix Sassen setzt sich als Mitglied von Beuys' erstem Schülerinnen- und Schülerkreis an der Düsseldorfer Akademie intensiv mit seinen postulierten Grundlagen des künstlerischen Arbeitens auseinander. Andreas Techler war zwar nicht sein Schüler, er erlebte Beuys aber ebenfalls an der Akademie - seine Kunst enthält spielerische Verknüpfungen unterschiedlichster Gegenstände und zeigt damit deutliche Anklänge an den Beuys'schen Werkbegriff. Der Konzept- und Aktionskünstler Helmut Schweizer studierte an der Akademie in Karlsruhe und arbeitete bereits früh parallel zu Beuys an der Erweiterung des Kunstbegriffs. Eine Angehörige der Generation "Nach-Beuys" ist Katharina Veerkamp, deren künstlerische Arbeiten im Zwischenbereich zwischen Skulptur, experimenteller Fotografie und Installation ebenfalls Bezüge zu Beuys aufweisen.
Schülerinnen und Schüler treffen auf Beuys
Schülerinnen und Schüler einer 5. Klasse des Düsseldorfer Wim-Wenders-Gymnasiums haben sich unter der Anleitung der Künstlerin Anke Lohrer über ein Schuljahr hinweg intensiv mit dem Werk und den Ideen von Joseph Beuys beschäftigt: Unter dem Motto "Kunst trifft Naturwissenschaft" unternahmen die Jugendlichen zunächst eigene zeichnerische Studien über die Natur und erprobten dabei unterschiedliche Gestaltungsformen. Anschließend verglichen die Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse mit Werken von Beuys. Unterstützung erhielten sie dabei auch durch Gespräche mit Beuys-Zeitzeuginnen und -Zeitzeugen sowie -Expertinnen und -Experten. Der Vergleich mündete in den Prozess der Herstellung von "Künstlerinnen- und Künstler-Büchern": Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die einzeln oder in Kleingruppen arbeiten konnten, standen dafür Tapetenmusterbücher zur Verfügung, in denen sie in ganz verschiedenen Ausdrucksformen ihre Erfahrungen mit Werk und Ideenwelt von Joseph Beuys ausgedrückt haben. Zwanzig dieser "Künstlerinnen und Künstler-Bücher" werden ebenfalls in der Ausstellung präsentiert.
Im Stadtmuseum gilt die aktuelle Coronaschutzverordnung, weitere Informationen dazu sind unter www.duesseldorf.de/stadtmuseum.html zu finden.