Zwei Jahre gab es wegen Corona keine Gespräche mit Schauspieler:innen bei „Off off the Record“, jetzt starteten sie wieder. Ale erste kam Lea Ruckpaul herein mit ihrem Hund Toni. Der ist, so Werth, ein „Bühnenhund, den kennt jeder im Haus“ denn der kommt zu allen Proben mit. Und Lea Ruckpaul erzählte, dass sie ihn dazu erzogen hat, ruhig bei den Proben dabei zu sein. Das ging anfangs nicht ohne Probleme, denn sie hatte ein Kostüm mit Perücke auf, da war Toni wohl irritiert. Er blieb aber die ganze Zeit ruhig, bekam seine Leckerlies, und leckt schließlich unbeobachtet, den Rest vom Kartoffelsalat vom Pappteller am Boden.
Ruckpaul und Aykar hatten sich, betonte Gastgeberin Werth, die Kulisse eines Schrebergartens / Kleingartens gewünscht, „eine Datsche ist ein Ort, der verbindet“, meinte Aykar. Er hätte vor zwei Jahren schon mal an einen Kleingarten gedacht … Werth fragte nach im Publikum und bekam fachkundige Erklärung einer Lehrerin mit Kleingarten, dass die Restriktionen zumindest im Kleingartengelände Königsbusch durchaus auszuhalten seien.
Hanna Werth lässt ihre Gäste /Kolleg:innen nicht im Oberflächlichen ausruhen: Aykar musste denn auch seine Angst bekämpfen und auf der Bühne im „Unterhaus“ singen. Was ihm allerdings mit einem Song von Bill Whithers „Ain't no sunshine when she's gone..“, begleitet vom wunderbaren Matts Johan Leenders ausnehmend gut gelang.
Bei der im Format obligaten Frage zu einer bewunderten Person nannte Aykar Loriot und Ruckpaul Elfriede Jelinek. Was nicht verwundert: Lea Ruckpaul hat bereits zur Inszenierung von „Die Nibelungen“ ein notwendiges „Nachspiel“ geschrieben, ein kritischer Text zum Männerstück, der den Text von Hebbel dem heutigen Diskurs anpasst und vor allem das veraltete Frauenbild korrigiert.
Und es hat dazu geführt, dass das Schauspielhauss wie berichtet ein Theaterstück bei lea Ruckpaul in Auftrag gab.
Das soll, so Lea Ruckpaul, am 3. Dezember im Schauspielhaus Premiere haben.
Und wie soll Ruckpauls Stück heißen? „Schrebergarten“, so laut lachend die Autorin.
„Das hieß schon immer so!“, versichert sie.
Regie wird Oberspielleiterin Bernadette Sonnebichler führen (Jüngste Regie: Annette, ein Heldinnenepos https://www.neue-duesseldorfer-online-zeitung.de/kultur/artikel/annette-ein-heldinnenepos-geschichte-einer-realen-kaempferin-1965.html
Sie schriebe ohnehin viel, sie müsse für ihre Kolleginnen schreiben, habe sie gemerkt, so die Schauspielerin und Autorin. Und sie blättert den Zwiespalt und die Schwierigkeiten auf, die eine ausgezeichnete, reflektierte Schauspielerin wie sie bei Schreiben fürs Theater hat, vor allem, wenn sie wie bei den „Nibelungen“ den eigenen Text spricht : Sie müsse dann der Regie, den anderen den Text überlassen, Abstand dazu finden. Si habe aber auch mehr Stücke in der Pipeline.
Beide sind nachdenklich, als sie auf Werths Frage über das Theater der Zukunft reden. Was zu reformieren sei, wie Theater heute in einem ökologischen Kreislauf aussehen könnte, solle, wie man neues Theater fördern könne.
Und beide sprechen über die Angst der Schauspieler:innen: „Aufzufliegen“, dass andere entdecken, dass mann/frau nicht gut ist, gar nicht diese Rolle spielen kann, dieses das andere besser sind, und sich ständig zu hinterfragen.
La Ruckpauls Ausweg: „Um den Inhalt kümmern, um das, was wir erzählen wollen.“
Es wird nochmal sehr lustig, als Sängerin Werth und Musiker Leenders Hits aus den Geburtsjahren von Ruckpaul und Aykar vorsingen, also von 1995 und 1987 – mit dem deutschen Text der Google-Übersetzungs-Algorithmen. Fürs gute Raten gibt es für zwei aus dem Publikum jeweils zwei Karten.
Unter anderem für Ali Aykar in „High Noon, Tatort Orbit“ am 14. Juni in der Münsterstraße 446. Aykar wird dann als Freelancer weiter spielen.
Lea Ruckpaul steigt aus
Und dann wird es doch traurig: Lea Ruckpaul wird in der neuen Spielzeit als Ensemblemitglied aufhören, als Gast nur spielen. Eine Entscheidung, die Ruckpaul als etwas „zwischen Angst und der Freiheit“ beschreibt. „Im Haus wird das sehr bedauert bei den Kollegen“, so Werth. Und es gibt sogar einen Video-Gruß von den Kolleg:innen zum fast Abschied.
Auch Lea Ruckpaul singt , in Begleitung von Leenders, fast wie zum Abschied.
Im Applaus amspäten Abend ist bei diesem kleinen, schönen Format doch Wehmut ein wenig zu spüren.