„Making of Shakespeare“ ist „ein lustvolles Was-wäre-wenn“ Spiel und ein “permanenter Ausnahmezustand“ auf der Bühne, kennzeichnet es Chefdramaturg Robert Koall im Programmheft. Regisseurin Praml, die schon den zauberhaften „Sommernachtstraum“ mit der Bürgerbühne vor Jahren inszenierte, hat ein sehr dynamisches Team versammelt. Es knallt so richtig schön, wenn etwa Minna Wündrich wütend wird oder Hanna Werth aus dem Untergrund auftaucht und lakonisch Benzinkanister auf die Bühne stellt.
Shakespeare ist aber zunächst nicht das Thema, eher die Frage, wie man überhaupt so zusammenspielen kann. Wie man /frau, wie jung und erfahren zusammenkommen kann.
12 Spieler:innen sind auf der Bühne. Die einen haben vier Jahre Schauspielstudium und teils 16 Jahre Bühnenpraxis hinter sich, die anderen etwas weniger, da Junges Schauspiel, und die anderen der Zwölf sind sogenannte Laien. Bei Minna Wündrich rappelts im Globe, wenn sie meckert, dass sie sich das Zusammenspiel mit jungen, teils 15-jährigen Laienspielr:innen zumuten muss –
„Nein, ich gehe“. Was bei ihr eher zur Bühne hinausexplodieren heißt.
Sie stellen sich alle vor, die Jungen, etwa die Schwarze Isoken Iyahen, die an den alltäglichen Rassismus erinnert, oder Jonas Friedrich Leonhardi, der „stellvertretende Ensemble-Sprecher“ und Hamlet ist er auch mal.
Aber wenn Alraun – sie heißt wirklich so – mit ihren 14 Jahren vor den Vorhang tritt und später im historischen Kostüm der Julia so glücklich aussieht, dann wird allen klar, dass die Julia und ihr Romeo ja genau so alt sind wie Alraun, aber immer von Erwachsenen dargestellt werden.
Und es gibt diese kleine Szene, wenn Minna mit dem Romeo spricht und dann entwickelt sich ein Gespräch zwischen den beiden, die 15 Jahre auseinander sind, und sie gehen angeregt plaudernd miteinander ab.
Enter : Der 12-jährige Gustav Steindorf, der mit Hasenkopf herum läuft und Zettel verteilt – Arno Schmidts „Zettels Traum“ wäre ja auch etwas schwer- und dann als eine intensive, beeindruckende Szene hinlegt. Eine Entdeckung.
Profis, Junge und Amateure einigen sich, „alle Schwertkämpfe bei Shakespeare“ durchzuspielen. Und alle Liebespaare.
Ariel, Prospero, und klar, Romeo und Julia, Güldenstern ... (ist der nicht tot, wie Rosenkranz? Mal Tom Stoppard fragen) Caliban – sie spielen die Emotionen, sie spielen gegen den Krieg, der da draußen tobt, gegen den Hass, gegen den „Sturm“, der hier die Corona-Zeit ist.
Dazu die Musik: Am Klavier, am Saxophon, an der Gitarre zeigt Jonathan Gyles (Junges Schauspiel) sein Talent, dazu spielt Noëmi Krausz auf dem Cello . Und wenn Hanna Werth singt, stoppt die Welt ein bißchen.
Und dann stehen sie alle da, in einer Reihe, haben zusammen gespielt, haben die Kraft der Phantasie, des Theaters gezeigt, alle zusammen aus drei Ensembles, wundervoll, „es ist ein Wunder“, sagt Minna, Theater eben,
und dann der Jubel, das Aufstehen, der Applaus.
Weitere Aufführungen am 4. Mai, 20. Mai, und 22. Juni.
Karten und mehr Infos unter www.dhaus.de