Lina Beckmann erhielt den „Faust“ für ihre beeindruckende Darstellung als Richard III. und „Richard the Kid & the King“ im Schauspielhaus Hamburg in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2021. Sie wird demnächst als Kommissarin mit Anneke Kim Sarnau zu sehen sein im Rostocker Polizeiruf 110 des NDR – als „Nachfolgerin“ ihre Mannes Charly Hübner, der sich anderen Filmen und Projekten zuwendet.
Im Foyer des Schauspielhauses trafen sich vor der Bekanntgabe der Preisträger:innen auch die Düsseldorfer Prominenz und Politik,wie OB Stephan Keller, Kulturdezernentin Miriam Koch, Darsteller:innen wie etwa Rufus Beck oder Tanja Schleif mit Ehemann Réne Heinersdorff, Regisseur:innen, Dramaturg:innen, Bühnenbildner:innen, Choreograph:innen, Opernsängerr:innen. Die Preisverleihung wurde im Livestream von „3Sat“ übertragen.
Der Saal im großen Haus (600 Plätze) war ausnahmsweise mal besetzt mit Theatermacher:innen statt mit Zuschauer:innen. Und es begann mit André Kaczmarczyk und seinem „Willkommen, bienvenue, welcome …“ mit Orchester und Ensemble aus der hinreißenden „Cabaret“-Inszenierung. Kaczmarczyk führte durch den Abend und rief die Preisträger:innen auf.
Zu Protesten im Iran
Bei der Preisverleihung zeigte sich, dass das Theater auch dabei nahe an der Diskussion innerhalb der Gesellschaft sein kann: Der Preisträger „Theater für Junges Publikum“, Aidin Jalali, bedankte sich kurz und erinnerte dann, wie schon Schauspielerinnen im Berliner Ensemble: Im September begannen im Iran die Proteste wegen der Ermordung von Jina Mahsa Amini durch Polizeigewalt, Proteste vor allem von Frauen, unter dem Motto „Frau, Leben, Freiheit“ – laut Jalali eine der ersten „feministischen Revolte“. Bisher sind über 450 Menschen getötet worden, darunter 64 Kinder, mehr als 1100 Verletzte, Zigtausende wurden verhaftet. Massaker gegen Menschen, die für ihre Grundrechte auf der Straße protestieren. Jalali forderte Aktion und Vernetzung der Schauspieler:innen, um Druck durch solidarische Aktionen auf die Politik auszuüben, und endete unter Jubel im Saal mit „Frau, Leben, Freiheit“.
Diskussion um Theater
Zu Beginn des Abends lobte der Düsseldorfs OB Dr. Stephan Keller die Arbeit von Intendant Wilfried Schulz, der das Schauspielhaus mitten hinein in die Gesellschaft der Stadt gebracht habe.
Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Dr. Carsten Brosda, sprach eines der drängendsten Probleme der Theater an: Das Geld, sprich die staatlichen Zuschüsse. Der Branchentreff diskutiert aber auch, wie durch neue Formen Angebote mehr Menschen, auch junge Menschen, ins Theater gezogen werden können.
Zu diesem Themenkomplex gibt es am Samstag, 3. Dezember, ab 19:20 Uhr die 3Sat Kulturdoku „Publikum … verzweifelt gesucht?“ mit Ausschnitten auch aus der Düsseldorfer Verleihung.
Mit dem Preis für das Lebenswerk geehrt wurde der 88-jährige Maler, Bühnenbildner, Regisseur Achim Freyer. Die Laudatio auf den Ehrenpreisträger hielt die Theaterintendantin und Dramaturgin Nele Hertling.
Der Faust
Der Deutsche Theaterpreis wird jährlich in einem anderen Bundesland verliehen, die Entscheidung über die Preise in insgesamt 13 Kategorien trifft eine Jury aus Kultur- und Theaterexpert:innen, Mitgliedern der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste sowie des Künstlerischen Ausschusses des Deutschen Bühnenvereins, bestehend aus Intendant:innen, Ballettdirektor:innen, Regisseur:innen, Dramaturg:innen und Kulturpolitiker:innen.
Veranstaltet wird der Festakt in Kooperation mit der Landeshauptstadt Düsseldorf, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, der Kulturstiftung der Länder, der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und dem Deutschen Bühnenverein.
Die Preisträger von „Der Faust“ 2022
Inszenierung Theater für junges Publikum
Liesbeth Coltof mit ihrem Team sowie dem Ensemble für „Miroloi“, Junges DT Berlin
Darsteller:in Theater für junges Publikum
Eidin Jalali als A. für „Die Leiden des jungen Azzlack“, Schauspiel Leipzig
Raum
Katja Haß für „Die Träume der Abwesenden“, Residenztheater München
Kostüm
Adriana Braga Peretzki für „Molière“, Schauspiel Köln
Inszenierung Musiktheater
Florian Lutz für „Wozzeck“, Staatstheater Kassel
Darsteller:in Musiktheater
Marlis Petersen als Emilia Marty in „Die Sache Makropulos“, Staatsoper Unter den Linden
Genrespringer
Bernhard Herbordt und Melanie Mohren für ,Das Schaudepot‘, eine Produktion von Herbordt/Mohren in Kooperation mit Theater Rampe Stuttgart
Ton und Medien
Paul Hankinson und Jonas Holle für die Musik in „Das neue Leben – where do we go from here?“, Schauspielhaus Bochum
Inszenierung Schauspiel
Jette Steckel für „Das mangelnde Licht“, Thalia Theater Hamburg
Darsteller:in Schauspiel
Lina Beckmann als Richard, Herzog von Gloucester, später Richard III. in „Richard the Kid & the King“, Deutsches SchauSpielHaus Hamburg / Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2021
Inszenierung Tanz
Rafaële Giovanola für „Sphynx“, Staatstheater Mainz
Darsteller:in Tanz
Beatrice Cordua in „A Divine Comedy“, Ruhrtriennale, Spirit, Something Great und Staatstheater Kassel in Koproduktion mit Tanzquartier Wien, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, deSingel, Theater Freiburg und Julidans
Mit dem „Perspektivpreis der Länder“ wurde in diesem Jahr die Oper Halle mit der Inszenierung „Manru“ und ihrem politisch-interdisziplinären Rahmenprogramm ausgezeichnet.
Eine Aufzeichnung der Preisverleihung gibt es bei 3sat unter
https://www.3sat.de/kultur/theater-und-tanz/livestream-derfaust2022-100.html