Er und sie tragen gleich aussehende schwarze Anzüge und weiße Hemden, sitzen sich gegenüber am Tisch, „Du lügst“ sagt sie, er: „Ich lüge nicht“ und „alles Lüge“. Ciulli ist anfangs die Mutter, sie Peer, aber das wechselt schnell.
Meister:innen der kleinen Gesten und minimalen Bühnenaccessoires
Die beiden sind Meister:innen der kleinen Gesten und minimalen Bühnenaccessoires: Ciulli / Peer steckt sich dicke Ringe an den Finger und verwandelt sich, im Schubfach des Tisches verbirgt sich eine Krone, und schon ist der Kaiser Peer da. Neumann / Aase faltet ein Papierschiffchen, und schon schwankt die Seereise daher.
Wenn Neumann mit nur einem Schuh und dem anderen Fuß im grünen Socken über die Bühne läuft, hat das Detail bei Ciulli Bedeutung – es ist eben der Hinkefuß des Teufels, der nicht in den Schuh passt, erfahren wir später.
Es ist auch eine Theaterabend, an dem für die Zuschauer:innen Ciulli im Mittelpunkt des Interesses steht. Wenn der 89-Jährige seine Mitspielerin Maria Neumann auf den Rücken nimmt, stockt einem doch etwas der Atem, aber das geht über in eine klare Bewunderung.
Du könntest ein Prophet sein, sagt sie, und er: „Prophet ist gut, die lügen nie.“ Die Reduzierung auf die Kernthemen haben eben auch viel Witz –
Sie zur Todesfurcht: „Man stirbt nicht in der Mitte des 5. Aktes.“
Und Neumann beißt sogar in die Zwiebel, die aus der Schublade hervorgeholt wird, sie schälen sie – sie hat keinen Kern, wissen wir von Ibsen.
„Ist der Huf echt?“ fragt Peer endlich mit Blick auf den grünbestrumpften Fuß ohne Schuh, von dem, der seine Seele holen will.
Großer Jubel des Düsseldorfer Publikums für Neumann und Ciulli - der Samstag nächster Woche 89 Jahre alt wird, der so mit sich identisch im Theater lebt, seit mindestens 1981, und der am Theater an der Ruhr auf mehr als 80 Inszenierungen zurückblicken kann.
Link zum Theater an der Ruhr : https://www.theater-an-der-ruhr.de/de/