„Wir sind wahnsinnig froh, in dieses Haus zurückzukehren“; so Generalintendant Wilfried Schulz, auch wenn die vergangenen drei Spielzeiten im Central keine „Leidensgeschichte“ gewesen sei., „im Gegenteil, wir sind in der Stadt angekommen.“ Eine „zerrissene Gesellschaft und große Städte“brauchten einen Ort, wo man miteinander diskutiere, sich auseinandersetze, umreißt der Intendant das bisher durchaus erfüllte Selbstverständnis des „D Hauses“. Viele Stücke, so Schulz, reflektieren die Frage, ob Theater nicht ein wichtiges Medium ist, zu begreifen, wie wir leben.
Im September soll am Theater alles fertig sein, zwei gläserne Aufzüge für Behinderte seien noch eine kleine Baustelle, aber der Gustaf-Gründgens-Platz vor dem Haus werde vor dem Jubiläum 2020 fertig, meinen Claudia Schmitz ( Kaufmännische Geschäftsführung) und Intendant. Auch die Gastronomie, und die Kantine, die hinter einer transparenten Glasfassade unter neuer Leitung starte.
Neu im Haus ist auch die Idee des „D´Haus“, das Foyer zu einem öffentlichen Raum „ohne Kassenzwang“ tagsüber zu öffnen. Es sei ein großer Raum, so Intendant Schulz, in dem auch Arbeitsgruppen oder Schüler arbeiten könnten, wo es Informationen zum Theater gäbe, vielleicht auch mal kleine Aufführungen.
Ein neuer Spielort werde auch das „Unterhaus“: Eine kleine Probebühne im Keller, die als Experimentierbühne dienen werde, ebenso für Solos oder Musik.
Jubiläums-Programm
Mit Brechts „Das Leben des Galilei“ (Regie Roger Vontobel) und einem Festakt startet das 10-tägige Jubiläumsprogramm 50 Jahre Düsseldorfer Schauspielhaus am 16. Januar im Großen Haus. „In einer Welt, in der die Werte und Grundsätze aus der Aufklärung seit rund 10 Jahren in Frage gestellt werden, es das Gesumse von Bauchgefühl gibt,“ ist es kein Zufall, dass der Beginn der Französischen Revolution [ Danton] oder Mulisch auf die Bühne kommen, so Chefdramaturg Robert Koall. Der Galilei von Brecht zeige hier, wie eine Welt des Glaubens auf das Fundament der Wissenschaft gestellt werde. Der Galileo sei sehr bewusst auf dieses Datum gelegt worden, es sei die Frage nach Deutungshoheit, nach Wahrheit. Den Galileo spielt Burghart Klaußner.
In diese inhaltliche Reihe gehört sicherlich auch „Volksfeind for Future“ mit Aktivisten der Bewegung zum Klimawandel im April 2020.
Zum Jubiläumsprogramm gehört ebenso „I Build my Time“, ein Liederabend von André Kaczmarczyk und dem Ensemble am 25. Januar.
Zum Jubiläum erscheint auch ein großer Bildband, der das Haus und die 50 Jahre seines Bestehens feiert.
Im Juni 2010 startet zudem eine Koproduktion mit Fortuna, „O Fortuna“ nach einem Lied von Carl Orff, da Fortuna dann 125 Jahre feiert.
Spielplan 2019 / 2020
Mit Büchners „Dantons Tod“ beginnt die neue Spielzeit am 20. September unter der Regie von Armin Petras, der sich vorgenommen habe, das Stück „mit Blut, Schweiß und Tränen ans Leben anzubinden“, so Schulz.
Parallel dazu läuft die Uraufführung von „Bungalow“ im Kleinen Haus am 22. September.
Die neue Spielzeit, so Intendant Schulz, umfasse 29 Produktionen, zwei Drittel davon seien Vorlagen und Stoffe des 21. Jahrhunderts, 17 sind Ur- oder Erstaufführungen. Nach drei guten Jahren in der Stadt „wollen wir auch deutlich machen, dass Theater eine sehr wichtige Funktion hat. Wer, wenn nicht wir, wollen uns der Gegenwart stellen.“
Die „Bürgerbühne“ eröffnet am 28. September mit 140 Spieler*innen in der Inszenierung mit Shakespeares „Was ihr wollt“. Es gehe unter der Regie von Joanna Praml um Geschlechterzuweisung heute und in der elisabethanischen Zeit, so Christof Seeger-Zurmühlen, Künstlerischer Leiter der Bürgerbühne.
Unter seiner Regie kommt die Uraufführung von „Blick zurück nach vorn, Familienchroniken gegen das Vergessen“ im Spannungsfeld deutscher Geschichte mit drei Düsseldorfer Familien im Januar auf die „Bürgerbühne.“
Mit einer Fortschreibung des „Kleinen Prinzen“ als „Der Kleine Prinz und die Krähe“ beginnt das „Junge Schauspiel“ an der Münsterstraße 446 , ein Stück des bekannten Autors Martin Baltscheit, am 15. September. Der Autor beschreibe den kleinen Prinzen weiterhin auf der Suche nach einem Freund, und das werde nun die Krähe, so Stefan Fischer-Fels, Leiter des Jungen Schauspiels.
„Mit der Faust in die Welt schlagen“, ein Stück über das Aufwachsen im Osten und Parallelen zur Jugend im Westen, geht es an der Münsterstraße weiter am 26. September.
„Ein Geschenk an Kinder und Familien“, so Schulz, sei die Koproduktion mit dem Pariser „Théâtre de la Ville“, mit Musik von Coco Rosie, mit „Dschungelbuch“ im Großen Haus unter der Regie von Robert Wilson. Der hatte bereits „Der Sandmann“ inszeniert, der laut Schulz mehr als 60 Mal ausverkauft war.
Eine deutschsprachige Erstaufführung ist die „Entdeckung des Himmels“ von Harry Mulisch am 15. November 2019: Die Geschichte eines frustrierten Gottes, der die 10 Gebote von der Erde zurückholt und die Erde dem Teufel überlässt, beschreibt es Chefdramaturg Robert Koall.
„Henry IV und Margaretha di Napoli“ feiert Premiere am 14. Dezember 2019, eine Shakespeare“Überschreibung“ des flämischen Autors Tom Lanoye, der dem schwachen König seine Gegenspielerin Margaretha gegenüberstellt und die Frage nach Macht und Moral stellt.
Die Aufführungen „to go“, wie etwa der Faust oder Nathan, an Spielstätten in der Stadt, wird fortgesetzt. Der „Faust to go“ etwa war zu Gast im Landtag und auch in der Justizvollzugsanstalt.
Theaterfestival „Theater der Welt“
Mit mehr als 300 Künstler*innen und mehr als 40 Produktionen von allen Kontinenten kommt vom 14. bis 31. Mai 2020 das internationale Theaterfestival „Theater der Welt“ nach Düsseldorf.
Spielplanheft
Zu den vielen Aufführungen in den drei Häusern und den internationalen Inszenierungen beim Theaterfestival sei allen Lesern das ausgezeichnete Programmheft über die kommende Spielzeit empfohlen (siehe Foto oben). Neben den ganzseitigen Fotos von Thomas Rabsch geben Texte von namhaften Autor*innen Hintergrund und Anregung zum Nachdenken über Theater und Gesellschaft.
Preise
Ich stand 1970 bei der Eröffnung vor dem Schauspielhaus, als dagegen protestiert wurde, dass ein Schauspielhaus nur mit Promis und geladenen Gästen ausgerechnet mit „Dantons Tod“ von Büchner („Friede den Hütten, Krieg den Palästen“) eröffnet wurde. Das in etwa Elitäre von damals hat sich aber stark geändert: Mit Aktionstagen und reduzierten Preisen für Azubis, Jugendliche, Schüler*innen und Studierende nimmt das Schauspielhaus alle Düsseldorfer*innen mit in die Welt des aktuellen Theaters. Die Eintrittspreise, betont die kaufmännische Chefín Claudia Schmitz, seien 2016 ja reduziert worden, 2019 werden sie erstmals „moderat erhöht“ allerdings nicht der „Einstiegspreis“ von 14 Euro. Im Großen Haus etwa werden die bühnennahen Plätze etwa 10 % teurer, sonst um rund 5 %.
Weitere Informationen dazu und zu den Aufführungen unter
(Autor Jo Achim Geschke)