Wie können Frauen ihre Rechte in einem demokratischen Umfeld besser wahrnehmen? Der Fachtag vom 5. Dezember 2024 lieferte Antworten.

Düsseldorf: Unterstützung für kurdischstämmige Frauen – Über Gewalt sprechen darf kein Tabu sein.

Foto-Symbol: Levi Meir Clancy, unsplash

Foto-Symbol: Levi Meir Clancy, unsplash

Am 5. Dezember 2024 versammelten sich Expertinnen, Aktivistinnen und Interessierte im Salzmannbau in Düsseldorf, um über ein zentrales Thema zu sprechen: die Aufklärung kurdischstämmiger Frauen über ihre Rechte in Deutschland. Der Fachtag „Begegnung schafft Akzeptanz“ stellte nicht nur die Herausforderungen häuslicher Gewalt in den Mittelpunkt, sondern präsentierte auch konkrete Hilfsangebote und neue Perspektiven. Ziel der Veranstaltung war es, Tabus zu brechen, Betroffene zu stärken und ein Bewusstsein für die Bedeutung von Schutzräumen und Beratung zu schaffen.

Die Beiträge der Expertinnen und Experten zeigten eindrucksvoll, wie wichtig Aufklärung und Unterstützung in diesem Bereich sind.

„Die Scham muss die Seite wechseln!“

Dieses Zitat von Gisèle Pelicot, prominentes Opfer brutaler sexualisierter Gewalt aus Avignon in Frankreich, war eine der Kernbotschaften im Vortrag von Jessica Mildenberger. Die Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle hat beim Fachtag zum Thema Häusliche Gewalt im Bilker Salzmannbau die Aufgaben und Arbeit ihrer Institution  dargestellt.

Sie konnte zahlreiche Fragen der gut 20 teilnehmenden Gäste beantworten – und auch Hoffnung machen:

„Düsseldorf soll in absehbarer Zeit ein drittes Frauenhaus bekommen – diese Schutzräume für Frauen, an Leib und Seele verletzt durch körperliche Misshandlungen, sind leider immer noch bitter notwendig!“

Und sie plädierte im Sinne von Gisèle Pelicot für eine offene Diskussion des Themas:

„Mit der Verharmlosung dieser Gewalt muss endlich Schluss sein!“’

- Sie betonte dabei den sehr vertraulichen und vertrauensvollen Umgang mit den Klientinnen der Frauenberatungsstelle, unverzichtbar zum Schutz der Frauen.    

Polizeidirektor Jan Baumann, Leiter der Inspektion Mitte im Polizeipräsidium Düsseldorf, Chef von knapp 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, stellte in seinem Vortrag die Aufgaben der Polizei rund um das Thema Häusliche Gewalt vor. Ein zentraler Aspekt dabei war die Darstellung der polizeilichen Wohnungsverweisung und das Rückkehrverbot der ganz überwiegend männlichen Täter. Die polizeiliche Präventions- und auch Netzwerkarbeit – die Polizei ist in Runde Tische und Gesprächkreise der Stadtgesellschaft eingebunden – rundeten seinen Vortrag ab.

Simone Heil und Ophelia Owusu-Gyamfi vom Atrium, einer Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch belastete Menschen mit Einwanderungsgeschichte, ganz zentral direkt hinter dem Bahnhof gelegen, unterstrichen die Niedrigschwelligkeit des Angebots der Beratungsstelle:

„Auch interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich willkommen, sich hier zu informieren!“.

Das Atrium versteht sich als Clearingstelle.

„Nicht wenige unserer Klientinnen und Klienten haben sich im Dickicht der Beratungsstellen verirrt, sind von Tür zu Tür geschickt worden. Wir fangen das auf, analysieren den Bedarf und finden das passende Angebot“, so Simone Heil.

Ophelia Owusu-Gyamfi rief erneut dazu auf, nicht zu schweigen, laut zu sein, nicht weg-, sondern genau hinzuschauen.

Sina Shahavi, von der Weltkurdischen Organisation e.V. (WKO), der die Tagung initiiert, organisiert und moderiert hat, fasste in seinen Schlussworten zusammen:

„Wenn man aus einem Land wie ich, dem Iran, kommt, in dem die Rechte von Menschen mit Füßen getreten werden, tut es unendlich gut, zu erleben, dass es in Deutschland so viele Menschen in Institutionen gibt, die nachhaltig helfen wollen - und das auch tun! Und genau das wollen wir mit dieser Fachtagung gerade kurdischstämmigen Frauen vermitteln. “

Leider seien die Hilfsangebote nicht immer auf den ersten Blick erkenn- und auffindbar.  Eine Teilnehmerin bedankte sich:

„Das Thema Gewalt gegen Frauen darf kein Tabuthema bleiben. Darüber müssen wir reden. Das haben wir heute getan –  wir haben miteinander geredet, uns ausgetauscht, haben uns beraten und beraten lassen -  es ist beruhigend zu wissen, an wen ich mich wenden kann!“ 

Infos, Kontakt:

Frauenberatungsstelle:

https://www.frauenberatungsstelle.de/index.php

Polizei (Opferschutz)   

https://duesseldorf.polizei.nrw/artikel/opferschutz-und-opferhilfe

Atrium

https://www.duesseldorf.de/amt-fuer-migration-und-integration/kommunales-integrationszentrum/atrium

Welt Kurdische Organisation e. V.

https://www.welt-kurdische-organisation.de/

Kurdische Gemeinde Deutschland

https://kurdische-gemeinde.de/begegnung-schafft-akzeptanz/

Die Tagung wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert:

https://www.bamf.de/DE/Startseite/startseite_node.html