Programm Evangelische Stadtakademie

Ein offenes Forum für den Dialog der Religionen

Von Jo Achim Geschke |

Vor einer Moschee, einer Kirche und einer Synagoge (von li.) Pfarrerin Gabriela Köster, Pfarrer Harald Steffes, Pfarrer Dr. Dietrich Knapp (Akademieleiter), Pfarrer Dr. Uwe Gerrens / Foto ev dus

Die Evangelische Stadtakademie ist ein Ort, an dem offen über die Religionen gesprochen und diskutiert wird. Christentum, Judentum und der Islam befinden sich hier im Dialog. Und das schon seit den 70er Jahren. Mit dem neuen Programm für dieses Jahr setzt die Evangelische Stadtakademie wiederum Zeichen des Dialogs und der Verständigung. So lautet der Titel eines Abends „Neo-Moslems. Portrait einer deutschen Generation“, bei dem der Kölner Journalist Eren Güvercin aus seinem Buch liest. Die zweite und dritte Generation der ehemaligen Zuwanderer steht ebenso im Mittelpunkt wie Weiterbildung für Erzieherinnen im Umgang mit anderen Kulturen oder das Nachdenken über die Reformation.

In den 70er Jahren  befasste man sich zum Beispiel mit dem Islam als Religion der so genannten Gastarbeiter. Heute hat sich das sehr gewandelt, wie Pfarrer Dr. Uwe Gerrens festgestellt hat. Er ist einer der vier Studienleiter der Akademie im Haus der Kirche und seit zehn Jahren für die Veranstaltungen im Bereich interreligiöser Dialog verantwortlich. Es gibt Veränderungen. Am deutlichsten wohl diese: „Früher kamen Muslime hierher und mussten oft erst einmal Deutsch lernen. Heute gibt es muslimische Deutsche: die Kinder- und Enkelgeneration der Muslime der 70er Jahre. Sie sind hier aufgewachsen und sehen vieles anders als ihre Eltern.“ Mit dieser Generation befasst sich ein Abend der Evangelischen Stadtakademie: „Neo-Moslems. Portrait einer deutschen Generation“ (am 20. Mai, 19 Uhr, Haus der Kirche). Der Kölner Journalist Eren Güvercin – „ein Name so deutsch wie Podolski oder Sarazin“ (Gerrens) – liest aus seinem Buch. Der Kerngedanke, so Güvercin: „Wir sind Teil dieser Gesellschaft, fühlen uns hier wohl, jedenfalls solange man den Islam nicht als Kultur versteht, sondern als Religion, als Lebenspraxis kompatibel zu jeder Kultur.“

Ein anderer Abend rückt Medienmacher mit Migrationshintergrund ins Blickfeld. Dabei geht es darum, dass jeder fünfte Einwohner der Bundesrepublik eine Einwanderungsgeschichte im Hintergrund hat, aber nur jede fünfzigste Nachwuchskraft im Journalismus stammt aus  einer Einwandererfamilie. Nach wie vor beschreiben Medien die Nachfahren von Einwanderern als die „Anderen“.  Eigentlich aber sollte sich die Vielfalt einer Gesellschaft auch im Medienangebot eines Landes spiegeln. Warum ist das nicht so? Darüber diskutieren Sheila Mysorekar von WDR Funkhaus Europa und Gualtiero Zambonini von den Neuen Deutschen Medienmachern (28. Mai, 20 Uhr, Haus der Kirche). Die Medienmacher sind ein Zusammenschluss von Journalisten verschiedener kultureller und sprachlicher Herkunft.

In den Tagen der Pegida-Bewegung  stellt sich die Frage, ob denn die Stadtakademie ein Ort sei, an dem auch mit den so genannten „Patriotischen Europäern“ zu diskutieren ist. Da hat Gerrens eine deutliche Meinung: Derzeit, so Gerrens, „würde ich nicht zu einer Podiumsdiskussion einladen.“ Man könne sich zwar vorstellen, mit Menschen, die den Gedanken der Pediga-Bewegung anhängen, zu reden, sollte sie aber nicht aufwerten. Wichtig sei, dass das Gegenüber rede- und lernbereit ist. Es müsse eine deutliche Bereitschaft geben, zuzuhören. Die sieht Gerrens bei Pediga und ihren Ablegern aber nicht. 

Zu den Kernthemen der Evangelischen Stadtakademie gehört natürlich auch das Nachdenken über das Evangelische und an seine Herkunft – gerade angesichts des bevorstehenden 500-jährigen Jubiläums der Reformation von 1517. Dazu lädt die Stadtakademie  ab dem 25.  März (19 Uhr, Haus der Kirche) zu einer Vortragsreihe ein, in der ein Gemeindepfarrer, eine katholische Theologin, ein weltlicher Historiker und ein Kirchenhistoriker über das bevorstehende Jubiläum der Reformation nachdenken. Bietet es einen Grund zur Freude oder einen Anlass zur Kritik?

Ein besonderer Zweig der Evangelischen Stadtakademie ist ihre Pädagogische Akademie. Die bietet zum Beispiel Weiterbildung für Erzieherinnen an. Dabei geht es um das Gewinnen interkultureller Kompetenz. An drei Tagen steht der Umgang mit der Unterschiedlichkeit von Religionen und Kulturen in Kindertageseinrichtungen auf dem Programm.

Die Evangelische Stadtakademie bietet im Jahr etwa 150 verschiedene Kurse, Seminare und Vortragsveranstaltungen mit rund 20.000 Besucherinnen und Besuchern.  Die Veranstaltungen sind für alle Interessierten offen, egal welcher Religion oder Konfession.

Zum Auftakt des neuen Studienhalbjahres gibt es eine gemeinsame Eröffnung mit der Volkshochschule und dem Gerhart-Hauptmann-Haus.  Zusammen habe die Institutionen den Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, Roland Jahn, eingeladen. Er spricht über das Überleben in der DDR (am 11. Februar, 19 Uhr, VHS, Bertha-von-Suttner-Platz 1).

Das neue Programm der Evangelischen Stadtakademie gibt es im Haus der Kirche, Bastionstraße, 6, Carlstadt, Telefon 0211-9 57 57-746, www.estadus.info