Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf ehrt mit diesem Preis Personen des nichtjüdischen öffentlichen Lebens, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben.
Im vergangenen Jahr haben sich die Toten Hosen gemeinsam mit jungen Musikerinnen und Musikern der Robert Schumann Hochschule mit der von Nazis als „entartet“ stigmatisierten Musik beschäftigt. Mitte Oktober 2013 hatten die Düsseldorfer Musikerinnen und Musiker mit insgesamt drei Veranstaltungen in der Tonhalle daran erinnert, dass die Nationalsozialisten 75 Jahre zuvor in unmittelbarer Nähe – im Ehrenhof – mit der Ausstellung „entartete Musik“ jüdische und nicht-jüdische Komponisten diffamierten. Die Konzertabende standen unter dem Titel „Willkommen in Deutschland“ – benannt nach einem Song der Toten Hosen gegen Rechts. Das Programm, das in der Tonhalle gezeigt wurde, war breit gefächert. Es reichte von unterhaltsamer Filmmusik, über Kompositionen von den Comedian Harmonists und Kurt Weill, bis hin zu Schönbergs dramatischem Werk „Ein Überlebender aus Warschau“.
Viele der Künstler, deren Musik in der Zeit des Nationalsozialismus den Stempel „entartet“ aufgedrückt bekommen hat, wurden in der Nachkriegszeit totgeschwiegen und gerieten da-durch zum Teil in Vergessenheit. Deshalb ist es wichtig, dass ihre Werke heute wieder einem Publikum zugänglich gemacht werden. „Über das gemeinsame Engagement der Toten Hosen und des Sinfonieorchesters der Robert Schumann Hochschule haben wir uns sehr gefreut. Nur auf diese Art und Weise können wichtige musikalische Werke der Vergangenheit – und ihre Komponisten – dem Vergessen entrissen werden“, erklärte Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.
Mit der Verleihung der Josef-Neuberger-Medaille würdigt die Jüdische Gemeinde Düsseldorf den Einsatz von Professor Thomas Leander, Prorektor der Robert Schumann Hochschule, und den Toten Hosen für die Konzerte im vergangenen Oktober, aber auch das jahrzehntelange Engagement der, weit über Deutschland hinaus bekannten, Düsseldorfer Punkrock-Band gegen Ausgrenzung und Rassismus. Schon vor über 20 Jahren schrieben die Toten Hosen ihr bekanntestes Lied gegen Rechts: „Sascha – ein aufrechter Deutscher“.
Den kompletten Erlös des gleichnamigen Single-Albums stellten sie dem “Düsseldorfer Appell gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus” zur Verfügung. Immer wieder haben die Toten Hosen seitdem Stellung bezogen und laut und deutlich ihre Meinung geäußert, ob in Songtexten, bei Konzerten oder in Interviews.
Die Josef-Neuberger-Medaille
Seit 1991 verleiht die Düsseldorfer Gemeinde die Auszeichnung, die nach dem ehemaligen nordrhein-westfälischen Justizminister Prof. Dr. Dr. Josef Neuberger (1902 bis 1977) benannt ist. Neuberger ließ sich 1952 als Rechtsanwalt wieder in Düsseldorf nieder und war aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde, Vorsitzender des Gemeinderates sowie des Vorstandes. Mit seinem Namen sind eine aktive und erfolgreiche Gemeindearbeit ebenso wie der humane Strafvollzug und die Resozialisierung von Straftätern in Nordrhein-Westfalen untrennbar verbunden.
Zu den Trägern der Josef-Neuberger-Medaille zählen unter anderem Persönlichkeiten wie Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Roman Herzog, Bundestagspräsidentin a. D. Prof. Dr. Rita Süssmuth und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Den Auftakt machte 1991 der damalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und spätere Bundespräsident Dr. Dr. h.c. Johannes Rau. Im vergangenen Jahr wurde die Verlegerin und Gründerin der Friede Springer Stiftung Dr. h.c. Friede Springer ausgezeichnet.
(Jüdische Gemeinde Düsseldorf)