In Essen fordern jetzt Schüler_innen, geteilte Klassen und Online-Unterricht einzuführen. Weil ihnen das Zusammensitzen im Klassenzimmer zu gefährlich ist.
Fragt sich, wann der erste Mutter, der erste Vater klagt, weil die FDP-Ministerin genau ihre Gesundheit gefährdet oder die Sorgfaltspflicht gegenüber der ihr unterstellten Beamt_innen verletzt, weil sie eine mögliche Infizierung mit Sars-CoV2 nicht verhindert bzw. billigend in Kauf nimmt.
Weniger als ein Viertel der rund 340.000 Haushalte in Düsseldorf sind traditionelle Familien mit Kindern. Dazu kommt, dass jetzt etliche Eltern im Homeoffice, also zu Hause, arbeiten, die Kinder also nicht gänzlich ohne Aufsicht sind. Aber diese Kinder können, wenn sie sich in der Schule infizieren, Freunde, Freundinnen, die vielzitierten Omas, und Mutter und Vater anstecken. Was auch noch zu Ausfall in den Betrieben führen wird …
Minister Stamp FDP wird plötzlich zum Verfechter für die wirtschaftlich schwachen Familien, im Heute Journal in einem Interview mit Klaus Kleber führt er an, wirtschaftlich schwache Familien (fälschlich sozial schwach genannt) würden beim Online-Unterricht abgehängt, man hätte noch mit den Folgen zu tun. FAKTENCHECK: Es gibt keine Studie dazu, die das von Stamm behauptete belegen könnte. Außerdem wurden etwa in Düsseldorf bereits vor den Sommerferien tausende Tablets an Schüler_innen verteilt, damit sie am Online-Unterricht teilnehmen können.
Stamp führt zudem Kinderärzte für einen Onlineunterricht in geteilten Klassen an – Kinderärzte können allerdings kaum Unterricht beurteilen. Und das Tragen von Masken ist bereits in etlichen Schulen üblich, ohne dass Kinder davon umfallen. (Wenn allerdings alle sagen: Ach du armer, musst du Masken tragen, bekommst Du denn Luft ? – dann gibt es Reaktionen, klar. Der Kommentator hat übrigens bereits mehrere Stunden KN 95 / FFP 2 Maske getragen und nix ist passiert).
Top-Journalist Kleber war sichtlich sauer, als er anführte, dass Ministerpräsidenten sich online treffen, aber Kinder sich in Klassen zusammensetzen sollen und Eltern und Familien gefährden sollen. Kleber : „Kein Ministerpräsident würde sich in einen engen Raum mit anderen setzen. Die Schüler sollen das tun. Was anderes haben Sie nach acht Monaten Vorbereitung nicht zu bieten“, so Klaus Kleber.
Wobei auch klar ist: Schulministerin ist Stamps FDP-Kollegin Yvonne Gebauer. Ihr werfen Gewerkschaft GEW und Elternverbände zum wiederholten Male vor, nicht genug zum Schutz von Kindern, Eltern und Lehrer_innen zu tun.
Wenn führende Virologen und Mediziner empfehlen, dass Schüler_innen Maske im Unterricht tragen sollten, dann passiert im Gebauer-Ministerium erstmal: gar nichts. Wenn vorgeschlagen wird, Raumlüfter zu kaufen – …. Dann werden die jetzt (ab 11. November ) gefördert mit 4000 Euro pro Anlage. Wenn führende Wissenschaftler vorschlagen, geteilte Klassen einzuführen, folgt das Ministerium diesem … nicht. Die FDP-Ministerin weigert sich konsequent, wissenschaftliche Erkenntnisse für die Schulen umzusetzen, und das – siehe Minister Stamp – mit fadenscheinigen Begründungen vom Schutz finanziell schwacher Familien.
Wenn ein Solinger Schulleiter – und wir sprechen bei Lehrer_innen von teils bestens ausgebildeten Akademiker_innen – gegen seine Ministerin an seiner Schule geteilte Klassen umsetzt, und damit Zoff mit dem Schulministerium riskiert – was folgt dann ? Die Ministerin sagt entgegen ihrer Presseverlautbarungen, das kann er machen, als Ausnahme …
Für Studierende dieser NRW-Regierung beginnt übrigens ein neues Wintersemester laut Wissenschaftsministerin mit „soviel Präsenz wie möglich, so viel online wie nötig“… also geteilten „Unterricht“
In NRW gibt es zwei Tage mehr Weihnachtsferien. Also zwei Tage mehr, an denen Kinder zu Hause sind. Das wird den Familien zugemutet. Aber nicht, dass Kinder bei „geteilten Klassen“ eine Zeitlang zu Hause sind, weil das sicherer ist.
Die GEW NRW, Elternverbände und Schulleitungen fordern nun in einem offenen Brief ( am 6. November) die Einberufung eines schulpolitischen Gipfeltreffens. „Angesichts der schlechten Erfahrungen mit dem Krisenmanagement der Landesregierung ist nach Einschätzung der Unterzeichner, darunter GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern, ein Neustart mit einer Aufarbeitung aller „Aspekte und Perspektiven der Krise“ erforderlich. Durch die Einbeziehung aller notwendigen Expertise soll, so ihre Erwartung, neues Vertrauen geschaffen werden“, heißt es in einer Presseerklärung.
Das ist wohl dringend nötig.
Ministerin Gebauer am 8. September : „Schulen sollen für alle am Schulleben Beteiligten sichere Orte sein.“ Sollten sie.
(Kommentar von Jo Achim Geschke)