Dürfen wir morgen tanzen, Frau Brandes? – Karfreitag bleibt leise. Noch. Ein stiller Feiertag trifft auf eine lauter werdende Debatte: Warum das Tanzverbot in NRW erneut unter Beschuss steht?

Karfreitag in NRW: JuLis wollen Tanzverbot abschaffen – Kirche kontra Freiheit?

Techno verboten, Blockbuster mit Genehmigung – warum der Karfreitag in NRW jedes Jahr aufs Neue für Diskussionen sorgt. / Foto: David Beneš, unsplash
Techno verboten, Blockbuster mit Genehmigung – warum der Karfreitag in NRW jedes Jahr aufs Neue für Diskussionen sorgt. / Foto: David Beneš, unsplash

Techno verboten, Blockbuster mit Genehmigung – warum der Karfreitag in NRW jedes Jahr aufs Neue für Diskussionen sorgt. / Foto: David Beneš, unsplash

Heute ist Gründonnerstag. In Düsseldorfs Clubs wird getanzt, in Bars gefeiert – noch. Denn morgen ist Karfreitag, und der zählt in NRW zu den „stillen Feiertagen“. Das bedeutet: keine Konzerte, keine Partys, keine öffentlichen Tanzveranstaltungen. Und ja, selbst Kinofilme brauchen eine persönliche Genehmigung von Ministerin Ina Brandes. Was für manche nach Schutz religiöser Traditionen klingt, sehen andere als unzeitgemäßes Relikt. Die Jungen Liberalen NRW fordern nun: Das Tanzverbot muss weg.

Was am Karfreitag verboten ist

Das Feiertagsgesetz NRW regelt klar, was am Karfreitag erlaubt ist – und was nicht. Öffentliche Tanzveranstaltungen sind grundsätzlich verboten, ebenso sportliche Wettkämpfe, Volksfeste oder Konzerte. Selbst Bars und Kneipen dürfen keine Musik über Lautsprecher spielen, die zum Tanzen animiert.

Auch das Kino bleibt nicht verschont: Für Karfreitag muss jeder Film eine Sondergenehmigung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft erhalten – und das unterschreibt persönlich: Ina Brandes, CDU, Kultusministerin des Landes NRW.

Die Jungen Liberalen meinen dazu trocken: „Abgesehen davon, dass Frau Brandes sicher Besseres zu tun hat …“

JuLis NRW: Freiheit statt verordneter Stille

Die Kritik der Jungen Liberalen NRW ist deutlich. 

„Wenn nicht einmal mehr die Hälfte der Bundesbürger Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche sind, ist eine Aufrechterhaltung des Tanzverbots alles andere als verhältnismäßig“, erklärt Torben Hundsdörfer, frisch gewählter Vorsitzender der JuLis NRW.

Für ihn steht fest: Religionsfreiheit muss in beide Richtungen funktionieren.

„Genauso wie der Gläubige in der Ausübung seines Glaubens nicht eingeschränkt werden darf, so darf der Anders- oder Nicht-Gläubige in seinen persönlichen Freiheiten nicht eingeschränkt werden.“

Gleiches Recht für alle Religionen?

Ein Blick ins Gesetz zeigt bereits erste Reformansätze: Für Feiertage anderer Religionen – etwa das jüdische Neujahrsfest – gelten die Einschränkungen nur für die Dauer und den unmittelbaren Ort des Gottesdienstes.

Warum also beim Karfreitag ein ganzer Tag für alle stillgelegt wird, ist aus Sicht der JuLis nicht nachvollziehbar.

„Das Tanzverbot muss im Sinne der Säkularisierung endlich aufgehoben werden. Es ist an der Zeit, dass sich auch die Kirchen der neuen gesellschaftlichen Realität anpassen. Die Zeit der Volksreligionen ist vorbei – moderne Gesetze sollten dieser Tatsache Rechnung tragen und individuelle Freiheit und Religionsfreiheit Hand in Hand ermöglichen“, so Hundsdörfer weiter.

Und Düsseldorf?

Auch in Düsseldorf sorgt der stille Feiertag regelmäßig für Diskussionen – vor allem in der Kultur- und Clubszene. Viele Veranstaltende empfinden die Regelung als unnötige Gängelung. Die Einhaltung der allgemeinen Lärmschutzregeln sei ohnehin verpflichtend – warum also zusätzliche Verbote?

Besonders ärgerlich sei, so hört man, die Intransparenz bei Genehmigungen: Welche Filme sind „angemessen“, was genau gilt als „anstößig“? Und wer darf das entscheiden?

 

Was darf man am Karfreitag in Düsseldorf – und was nicht?

 

Mehr Realitätssinn, bitte.

Am morgigen Freitag schweigt Düsseldorf – gesetzlich verordnet. Doch wie lange noch? Die Forderung der JuLis ist klar: Freiheit für Gläubige – und für alle anderen auch.

Bleibt die Frage: Wird das Tanzverbot irgendwann Geschichte sein? Oder bleibt es ein stummer Streitpunkt zwischen Gesetz und Gesellschaft?