"Aufgrund von fehlendem Fachpersonal konnten im Kindergartenjahr 2021/2022 teilweise bis zu 900 Plätze in den Kitas nicht belegt werden", sagt Jugendamtsleiter Stephan Glaremin. "Es ist nicht mehr allein der Bau von Einrichtungen, sondern vor allem die Gewinnung zusätzlicher Erzieherinnen und Erzieher, die zum entscheidenen Faktor bei der Sicherstellung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz geworden ist. Um dem Mangel entgegenzutreten, haben wir bereits einen Maßnahmenkatalog entwickelt."
Personalengpässe führen zum Beispiel dazu, dass in baulich fertiggestellten Einrichtungen die gesamte Kita oder einzelne Gruppen nicht betrieben werden können. So ist die Zahl der grundsätzlich verfügbaren Plätze zum Kindergartenjahr 2022/23 zwar gestiegen, die Träger der Kitas haben im September 2022 jedoch rund 500 Betreuungsverträge weniger geschlossen als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Auch kam es in einigen Einrichtungen phasenweise zu Einschränkungen der Betreuungszeiten.
Situation in der U3- und Ü3-Betreuung
Im langjährigen Vergleich der Betreuungsplätze für Kinder bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres (U3) gab es im Kitajahr 2021/2022 erstmals ein Rückgang der Betreuungsplätze. Gegenüber dem Kitajahr 2020/2021 gab es mit 9.015 Plätzen rund 350 Plätze weniger, was vor allem auf eine Verringerung der Plätze in der Kindertagespflege um rund 300 Plätze zurückzuführen gewesen ist. Im Jahresbericht werden dafür zwei Gründe genannt: Zum einen gab es im Zuge der Corona-Pandemie eine geringere Nachfrage der Eltern im Bereich der für die Tagespflege besonders wichtigen Gruppe der sehr jungen Kinder. Zum anderen gab es zum 1. August 2020 eine gesetzliche Änderung, die die Möglichkeit eingeschränkt hat, mehrere Großtagespflegestellen durch Tagespflegepersonen im Angestelltenverhältnis zu betreiben. Ziel ist es jetzt, das Tagespflegeangebot insgesamt zu stabilisieren und dann möglichst schnell wieder die ursprünglich avisierte Platzzahl aus 2021/2022 zu erreichen.
Für die Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt steht für jedes Kind ein Betreuungsplatz in einer Kita zur Verfügung. Rechnerisch konnte eine Bedarfsdeckungsquote von 101 Prozent für das Kitajahr 2021/22 erreicht werden; die Planung für das neue Kindergartenjahr 2022/2023 rechnet mit einer Versorgungsquote von 103,6 Prozent.
Weiterer Bedarf: Ausbau wird fortgesetzt
Im Jahresbericht betrachtet die Jugendhilfeplanung auch den weiteren Bedarf an Betreuungsplätzen, der zunehmend schwieriger zu prognostizieren ist. Das liegt an einer durch die Corona-Pandemie beeinträchtigten Aussagekraft des Online-Vormerksystems "Kita-Navigator" und einem nicht zu erwartenden Rückgang der Zahl der Kinder unter drei Jahren. Auch die Auswirkungen des Zuzugs von geflüchteten ukrainischen Kindern im vergangenen Jahr sind in den aktuell verfügbaren Daten noch nicht ablesbar. Insgesamt deuten die Zahlen darauf hin, dass weitere Betreuungsplätze insbesondere für Kinder unter drei Jahren benötigt werden. Stünde ausreichend Fachpersonal zur Verfügung, könnte die Versorgung der Kinder ab drei Jahren in Düsseldorf als gesichert angesehen werden.
Geplant ist, in Düsseldorf für die Kinder unter drei Jahren eine Versorgungsquote von mindestens 56 Prozent zu erreichen. Der Ausbau des Betreuungsangebots wird aber fortgesetzt, bis der Bedarf vollständig gedeckt ist. Analysen der Situation in sehr gut versorgten Stadtteilen deuten auf eine notwendige Quote von 60 Prozent hin. Bei den Kindern im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt wird eine Bedarfsdeckungsquote von 103 Prozent angestrebt, um entsprechend der gesetzlichen Vorgaben im Rahmen der Jugendhilfeplanung auch für einen unvorhersehbaren Bedarf Vorsorge zu treffen.
Für die Eltern und ihre Kinder ist es wichtig, ein möglichst wohnortnahes und bedarfsgerechtes Betreuungsangebot zu finden. Ob das Platzangebot eines Betreuungssystems insgesamt ausreichend ist, lässt sich nicht allein an stadtweiten Quoten erkennen. Entscheidend ist eine ausreichende Versorgung in den Stadtbezirken und Stadtteilen. Daher betrachtet der Jahresbericht 2022 darüber hinaus die Ist-Situation und den Planungsstand der Kindertagesbetreuung in den zehn Düsseldorfer Stadtbezirken.
Hintergrund: Gewinnung von Fachkräften
Schon vor rund drei Jahren hatte das Jugendamt seine werblichen Aktivitäten für den Beruf der Erziehenden intensiviert. Dadurch konnten kurzfristig Personallücken geschlossen werden. Langfristig benötigt die Stadt jedoch noch mehr Personal, sodass der Fokus auf die Gewinnung von erzieherischem Fachpersonal gelegt wird. Das Jugendamt hat in den letzten Jahren die Anzahl der Ausbildungsplätze stetig ausgebaut. Auch die noch neue vergütete und praxisintegrierte Ausbildung für Kinderpflegerinnen und -pfleger erfährt eine hohe Nachfrage und trägt dem Bedarf an Ergänzungskräften Rechnung. Zudem wurde gemeinsam mit allen Kita-Trägern ein Maßnahmenkatalog zur Gewinnung von erzieherischem Fachpersonal entwickelt, der die Handlungsfelder "Image und Werbung", "Zugänge", "Boardingprozesse" und "Bindungsmaßnahmen" betrifft. Darin enthalten sind mehr als 60 Ideen zu Einzelmaßnahmen zur Gewinnung, Bindung und Entwicklung von pädagogischem Fachpersonal.