„Wir besuchen Menschen mit den verschiedensten schwersten Erkrankungen zu Hause in ihrer bekannten Umgebung – meist im letzten Abschnitt ihres Lebens. Für viele Patientinnen und Patienten ist es eine unglaubliche Erleichterung zuhause sein zu können. Aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung brauchen sie aber eine besondere Betreuung, die vom Hausarzt und zum Beispiel einem Pflegedienst alleine nicht geleistet werden kann. Sie würde ohne die SAPV-Betreuung eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus nötig machen“, erklärt Dr. Dirk Wildner, Facharzt für Innere Medizin, Palliativmedizin und Schmerzmedizin und hauptsächlich für das ambulante palliative Team am UKD verantwortlich.
„Unsere Aufgabe ist es, schwere Symptome und Beschwerden – wie zum Beispiel Schmerzen – zu lindern, aber auch Ängste anzusprechen und da zu sein. Durchschnittlich haben wir im vergangenen Jahr die Patientinnen und Patienten 45 Tage betreut – also in etwa eineinhalb Monate.“ Die Patientinnen und Patienten waren zwischen 21 und 97 Jahre alt – maximal wurden etwa 60 Patinnen und Patienten gleichzeitig betreut.
SAPV und Corona: Da sein – auch in besonderen Zeiten
Die aktuelle Corona-Pandemie hat auch die Arbeit des SAPV-Teams im vergangenen Jahr geprägt. „Das war schon verrückt. Wir waren nicht einmal ein halbes Jahr unterwegs als im vergangenen März der erste Lockdown begonnen hat“, erinnert sich Grit Vauteck, pflegerische Leitung des SAPV-Teams. „Wir konnten das ganze Jahr weiterarbeiten: Auch in Pandemiezeiten ist die Versorgung von schwerstkranken und sterbenden Menschen eine wichtige Aufgabe. Wir haben im vergangenen Jahr auch Patientinnen und Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung begleitet. Und das sowohl in privaten Wohnungen als auch in Alten- und Pflegeheimen - die für viele Menschen das Zuhause und die vertraute Umgebung sind. Natürlich verlangen Hygieneregelungen einen hohen Mehraufwand – vor allem, da wir ja Hochrisikopatientinnen und –Patienten betreuen – aber das ist ein Aufwand, den wir gerne in Kauf nehmen, um weiter für alle da sein zu können. Wir sind glücklich, dass das auch in den vergangenen Monaten möglich war.“
Ein interdisziplinäres Team: Ärztliches und pflegerisches Team wird von einer Psychologin und einer Sozialarbeiterin unterstützt
Das Team der ambulanten palliativen Versorgung ist dabei rund um die Uhr erreichbar – mindestens eine Pflegekraft sowie eine Ärztin oder ein Arzt sind immer in Rufbereitschaft, um gegebenenfalls zu jeder Uhrzeit die Patientinnen und Patienten zu unterstützen. Dabei setzt sich das Team interdisziplinär aus speziell weitergebildeten Pflegekräften und Ärztinnen und Ärzten zusammen.
„Außerdem arbeiten bei uns eine Psychologin und eine Sozialarbeiterin als Honorarkräfte, die vom Förderverein der Palliativmedizin am UKD finanziert werden. Mehr als 50 Patientinnen und Patienten konnten so spezielle psychologische Betreuung in Anspruch nehmen. Unsere Kolleginnen kümmern sich um den sozialen Aspekt einer lebensverkürzenden Erkrankung, die viele manchmal vergessen. Betroffene und Angehörige müssen nicht nur mit den medizinischen und emotionalen Folgen einer Diagnose leben, häufig kommt ein riesiger Haufen an bürokratischem Aufwand auf sie zu. Wir sind froh, dass wir auch hier unterstützen können“, erklärt Dr. Dirk Wildner. „Wir arbeiten gleichberechtigt, jeder bringt seine und ihre Stärken und Erfahrungen im Team ein – zum Wohl der Patientinnen und Patienten.“
Hintergrund:
Da sein für Menschen mit einer nicht heilbaren und lebensbedrohenden Krankheit. Das ist die zentrale Aufgabe der Palliativmedizin. Dem besonderen Zweig der Medizin geht es darum, Leiden vorzubeugen und zu lindern, schwere und belastende Symptome zu behandeln und den Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen bei Beschwerden körperlicher, psychologischer und spiritueller Art beizustehen und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten. Der SAPV-Dienst des Interdisziplinäres Zentrums für Palliativmedizin (IZP) am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) ermöglicht die Betreuung von Palliativpatientinnen und –Patienten in ihrer gewohnten Umgebung zuhause.
„Mit einer Palliativstation, einem palliativmedizinischen Konsildienst für alle Normal- und Intensivstationen der Uniklinik Düsseldorf, einer palliativmedizinischen Ambulanz, einem eigenen ehrenamtlichen Hospizdienst und dem nun seit mehr als einem Jahr bestehenden Team der spezialisierten, ambulanten Palliativversorgung bieten wir an der Uniklinik Düsseldorf nun das gesamte Portfolio der spezialisierten, palliativmedizinischen Umsorgung von Patientinnen und Patienten an“, freut sich Dr. Martin Neukirchen, ärztlicher Leiter der Palliativmedizin am UKD.
Die SAPV ersetzt dabei nicht die Behandlung durch den niedergelassenen Hausarzt oder den Pflegedienst, sie ist ein ergänzendes und unterstützendes Angebot. Die Besuche finden – je nach Absprache – nach Bedarf und auch regelmäßig statt. Ziel der Arbeit ist es, die Selbstbestimmung zu erhalten. Gegründet wurde der SAPV-Dienst am UKD im Dezember 2019.