"Bei den Sanierungsarbeiten sind in den vergangenen Monaten weitere Mängel aufgetreten, die nunmehr abgearbeitet werden müssen. Die Wiedereröffnung des Aquazoos muss daher auf den Sommer 2017 verschoben werden“, so der zuständige Kulturdezernent Hans-Georg Lohe.
Das wirft auch ein neues Licht auf die Diskussion um die Sanierung des Schauspielhauses und deren eventuelle Kosten: Es haben sich bei der Sanierung des Aquazoos Beanstandungen ergeben, etwa undichte Aquariumsscheiben. Zudem wurden Teile für die Wassertechnik erst verspätet geliefert. Auch wenn dies alles laut Kulturdezernent keine Erhöhung der Kosten verursacht, gibt es doch eine Parallele zu einer erneuten Sanierung des Schauspielhauses: Technische Mängel und Lieferverzögerungen können durchaus die Arbeiten verlängern und auch die Kosten hochtreiben.
Die Ursachen der verlängerten Sanierung des Aquazoos
Mitte Juni 2016 wurde seitens des Auftragnehmers für die MSR (Messen - Steuern - Regeln) mitgeteilt, dass aufgrund der verspäteten Lieferung eines Regel- und Steuerkreises für die Wassertechnik die Übergabe der MSR an den Aquazoo zum 30. Juni 2016 nicht eingehalten werden kann. Nach derzeitigem Stand soll die MSR Technik beziehungsweise die wassertechnischen Anlagen in der 49. Kalenderwoche übergeben sein. Damit hat sich die Übergabe der ersten Anlage (Haibecken) an den Nutzer um fünf Wochen verschoben. Die Fertigstellung ist nach aktuellem Zeitplan jetzt für Ende November vorgesehen.
Terminverschiebungen haben sich auch bei den Aquarienscheiben ergeben. Diese wurden im Wesentlichen Ende Juni 2016 fertiggestellt. Durch zunächst optische Beanstandungen mussten Scheiben ausgetauscht werden. Bei den anschließenden Beckenfüllungen wurden insbesondere bei den Kleinaquarien zudem Undichtigkeiten festgestellt. Zwischenzeitlich waren davon rund 20 Becken betroffen. Dort musste nachgearbeitet werden, im Anschluss muss die neue Dichtung aushärten, das Becken neu befüllt und eine erneute Dichtigkeitsprüfung durchgeführt werden. Dadurch sind für die Kleinaquarien weitere Verschiebungen für die Einrichtung entstanden. Zuvor waren auch an dem Riffbecken Undichtigkeiten aufgetreten. Bei der zuletzt neu eingebauten Unterwasserscheibe des Pinguingeheges wurde vor Kurzem ebenfalls eine Undichtigkeit festgestellt.
In der Tropenhalle sind ebenfalls Mängel aufgetreten. Die zuletzt aufgetragene Schicht der Gehege löst sich ab. Für die Zeit der Nachbesserungsarbeiten müssen die Tiere aus der Halle genommen werden. Die Krokodile werden für diesen überschaubaren Zeitraum in die Quarantänestation des Aquazoos verlegt. Ende November soll dort die Mängelbeseitung vorgenommen werden.
Technische Probleme gibt es ebenfalls mit der Heizungsanlage, sodass in der Tropenhalle und im Landbereich temporär zusätzlich Heizlüfter aufgestellt wurden - damit die Temperaturvorgaben für die jeweiligen Lebensräume der Tiere sichergestellt werden.
Zudem ergaben sich Probleme bei der Abdichtung im Bereich der Pinguinanlage. Die Dichtungsprüfung der neu eingesetzten Scheiben für den Bereich der Papageientaucher steht noch aus.
Hairiff wird derzeit eingerichtet
Bis zur Eröffnung gibt es drei Phasen: Die eigentliche Bauzeit, die Zeit zur Inbetriebnahme und die endgültige Einrichtungszeit mit Einzug der Bewohner. Bei einem Bauwerk mit vielen technischen Anlagen und sensiblen Nutzern können die beiden letzten Phasen nur nacheinander ausgeführt werden. Aufgrund der zu behebenden Fehler beziehungsweise Mängel ist zurzeit nur der Bereich Terrarium in Betrieb sowie das Hairiff, das mit Meerwasser befüllt ist und sich in der Einrichtungsphase befindet.
Der Landbereich: Großteil der Tiere eingezogen
Durch Wandtafeln, interaktive Elemente und mit Blick in die Tropenhalle oder die Wüstenlandschaft der Gundis werden die Besucherinnen und Besucher zukünftig in den Landbereich und das Thema Großklimate eingestimmt. Die Gundis haben sich in ihrem Zuhause gut eingelebt und ihre Familie vergrößert: Zuletzt durfte sich der Aquazoo nämlich über Gundi-Zwillinge freuen, die im Juni auf die Welt kamen. Dies war bereits der zweite Nachwuchs: Die ersten Jungtiere kamen im April 2016. Die "Kleinen" sind mittlerweile alle schon ausgewachsen. In der Anlage lebt nun eine Familiengruppe von sieben Tieren.
In der Tropenhalle nebenan leben derzeit vier Kaimane, ein Australisches Süßwasserkrokodil, zwei Grüne Leguane und zwei Zwergagutis. Das neue Bepflanzungskonzept in der Halle umfasst wie zuvor tropische Nutzpflanzen (Kaffee, Kakao, Vanille etc.), aber auch seltene und bedrohte Pflanzenarten. Seit einem Jahr wächst die neue Bepflanzung wieder.
Im Anschluss an die Tropenhalle gelangt der Besucher in den Raum "Artenschutz". Neue Wandtafeln mit interaktivem Element werden dort in Zukunft in das Thema einführen und informieren. Dieses Informationskonzept wird sich durch das gesamte Museum ziehen. Im Bereich "Vielfalt der Amphibien" und "Vielfalt der Kriechtiere" sind bereits die ersten neuen Bewohner eingezogen beziehungsweise alte wieder zurückgekehrt. So sind dort bereits Rotaugenlaubfrösche, Madagaskarboa, Strahlenschildkröten, Fidschi-Leguan oder eine Hornviper zu finden. Auch das Thema "Fortbewegung an Land" ist Teil der Ausstellung. Unter anderem erfahren große und kleine Besucher dort die Rekorde im Tierreich: Wer rennt am schnellsten, und wer springt am höchsten?
Im Landbereich sind bereits vier Fünftel der Tiere eingezogen und damit 38 Terrarien besetzt.
Nicht zuletzt zeigt das Aquazoo - Löbbecke Museum in Zukunft im Raum "Vielfalt bewahren" die Säulen, die das Museum ausmachen: Wissensvermittlung, Forschung, Natur- und Artenschutz, Sammeln und Bewahren. Die Besucher können sich dort über die Museumsgeschichte informieren. Außerdem werden die Namen der Kooperationspartner präsentiert.
Im Tierbestand werden einige neue Arten zu finden sein: rund 3.000 Tiere, 450 Arten, vom Einzeller bis zum Säugetier können die Besucher entdecken. Neu im Aquazoo sind dann unter anderem die Brillenpinguine, die Nacktmulle, die grünen Leguane, die Antillen-Ochsenfrösche und die Papageitaucher.
Aquazoo : Die Ausgangssituation
Der Aquazoo - Löbbecke Museum gehört zu den weltweit bedeutenden Einrichtungen auf dem Gebiet Zoo/Naturkundemuseum/naturkundliches Bildungszentrum. Aufgrund zunehmender Konkurrenz durch die Attraktivierung und Neueröffnung von Zoos in der näheren Umgebung sind die Besucherzahlen in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich von rund 600.000 auf 365.000 zurückgegangen. Diesem Negativ-Trend soll durch eine Steigerung der Attraktivität des Düsseldorfer Zoos begegnet werden.
Aus diesen Gründen wurde eine Sanierung, verbunden mit einer Modernisierung, erforderlich. Die vom Rat der Stadt im Juli 2013 beschlossenen Kosten betrugen rund 13 Millionen Euro. In diesem Betrag ist eine Zuwendung des Freundeskreises Löbbecke-Museum und Aquazoo, Gesellschaft der Zoofreunde e.V. in Höhe von 1,8 Millionen Euro enthalten. Aktuell liegen die Kosten bei 18,8 Millionen Euro.
Der Aquazoo wurde von 1985 bis 1987 gebaut und hatte nach einer Betriebszeit von etwa 25 Jahren dem Alter entsprechende optische und vor allem technische Mängel, die nicht im Rahmen des Bauunterhaltes beseitigt werden konnten. Die maximale Lebensdauer der technischen Aggregate, wie zum Beispiel die der Lüftungsanlagen, der Kältemaschinen und Kessel, aber auch die der Verglasungen der Glaspyramiden, des Flachdaches und der Dichtungsbänder in der Granitfassade war erreicht, zum Teil überschritten. Erste Sofortmaßnahmen im Bereich der Haustechnik waren erforderlich. Die Sanierung des Flachdachs wurde ebenfalls vorgezogen, um größere Schäden an Bauwerk und Tiergehegen zu verhindern.
Im Ausstellungsbereich bestanden bautechnische und optische Mängel, die durch Dichtigkeitsprobleme und Verschleißerscheinungen der Aquarien, allgemeine Abnutzungen an Böden, Wänden und Ausstellungseinbauten gekennzeichnet waren. In den Pflegebereichen verursachten bauphysikalische Mängel Schimmelpilzbefall. Einige Tiergehege entsprachen nicht mehr den aktuellen Haltungsrichtlinien und mussten neu strukturiert werden.