Wenn Julia Eschenbruch am Ersten Weihnachtstag nachts um ein Uhr zu ihrer Familien nach Hause kommt, hat sie einen ziemlich langen Tag hinter sich. Der beginnt für die Jugendreferentin des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) am Heiligabend morgens um neun Uhr. Sie gibt dann Einlasskarten für die Weihnachtsfeier des CVJM aus. Anschließend, gegen Mittag, geht es in die Rheintrasse. Dort stellt sie Stühle, trägt mit anderen ehrenamtlichen Helfern Tische und bereitet in der Küche das Weihnachtsessen für rund 800 Gäste vor: Putenbraten, Rotkohl und Klöße. Ab 17 Uhr läuft die Weihnachtsfeier für alleinstehende Männer. Da ist zu bedienen, Getränke sind auszugeben, das Essen aufzutischen und gegen Ende der Feier, wenn viele Weihnachtslieder gesungen sind, gibt es noch für jeden der Gäste eine Geschenktüte. Darin sind Plätzchen, Wurst, Kaffee und als praktisches Geschenk ein Set Unterwäsche. Sind die Gäste dann nach 20 Uhr gegangen, muss der Radschlägersaal wieder hergerichtet werden. Der Tannenbaum, der extra für die Feier aufgestellt wurde, verschwindet wieder. Die Küche wird aufgeräumt. Gegen zehn Uhr abends geht Julia Eschenbruch dann noch in einen Weihnachtsgottesdienst und fährt anschließend zu ihrer Familie. Die wartet, bis sie weit nach Mitternacht nach Hause kommt. „Dann ist für mich Weihnachten“, sagt die 32-Jährige.
So wie Julia Eschenbruch geht es vielen der rund 140 Helfer und Helferinnen, die den Männern ein schönes Fest bereiten. Erst sorgen sie dafür, dass die Weihnachtsfeier mit Ansprache, Grußwort von Oberbürgermeister Thomas Geisel und Auftritten einer Opernsängerin gelingt, dann feiern sie abends spät noch zu Hause das Fest von Christi Geburt mit ihren Familien.
Seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts lädt der CVJM in Düsseldorf alleinstehende Männer zu Heiligabend ein. In diesem Jahr zum 87. Mal. Alles in allem bewirtete der CVJM bis jetzt rund 67.000 Gäste – das sind Männer, die aus den verschiedensten Gründen Weihnachten allein sind. In den letzten Jahren kommen vermehrt Männer, die fern ihrer Heimat in Düsseldorf arbeiten und über die Feiertage nicht nach Hause fahren können. „Bei uns sitzen Obdachlose und auch ganz schick angezogenen Männer“, sagt Julia Eschenbruch.
Die Karten zur Feier gibt es kostenlos. Sie dienen allein der besseren Vorbereitung und helfen bei der Organisation der für die Gäste kostenlosen Busfahrten im Anschluss an die Feier mit 12 Reisebussen in die Stadtteile. Anbieten kann der CVJM das alles nur, weil viele Düsseldorfer für die Feier spenden und sehr viele mit Hand anlegen – schon in den Tagen vor der Feier, beim Packen von rund 800 Geschenktüten.
„Unser Ziel ist, etwas von der Liebe Gottes zu den Menschen spürbar zu machen“, sagt Hans-Dieter Ebert. Er ist CVJM-Sekretär, das ist so etwas wie ein Geschäftsführer. „Wichtig ist, dass wir gemeinsam Weihnachten feiern.“
Der CVJM benötigt noch Helfer für die Weihnachtsfeier. Einsatztage sind nicht nur der Heiligabend. Wer zum Beispiel vorher mithilft, die Geschenktüten zu packen, ist ebenso gefragt wie diejenigen, die in den Tagen vor Weihnachten bei der Kartenausgabe helfen. Und auch werden noch Geldspenden benötigt. 33.000 Euro kostet die Feier, das sind pro Gast 44 Euro.
Wer mithelfen oder spenden möchte, bekommt Informationen unter der Telefonnummer
0211 - 1 72 85 26.
Die kostenlosen Karten zur Weihnachtsfeier gibt es am 22. und am 23. Dezember von 10 bis 18 Uhr sowie am 24. Dezember von 10 bis 12 Uhr beim CVJM, Graf-Adolf-Straße 102, nahe dem Hauptbahnhof.
Alleinstehende Frauen lädt der Bund Deutscher Katholischer Jugend (BDKJ) zu Heiligabend ein. Informationen hierzu unter der Rufnummer 0211 - 5 66 54 30.