ADFC: "Verwaltungsspitze hat Angst von der eigenen Courage!"

Düsseldorf: Verkehrsversuch "Bürgerfreundliche Graf-Adolf-Straße" beerdigt

Gefährliches Fahrradfahren auf der Graf-Adolf-Straße. Kein Radweg schützt Radfahrende, die sich zwischen parkenden Autos und fließenden Verkehr ihren Weg suchen müssen. / Foto: ADFC Düsseldorf

Gefährliches Fahrradfahren auf der Graf-Adolf-Straße. Kein Radweg schützt Radfahrende, die sich zwischen parkenden Autos und fließenden Verkehr ihren Weg suchen müssen. / Foto: ADFC Düsseldorf

Die Graf-Adolf-Straße sollte freundlicher werden – für Anwohner, Gastronomie, Fußgänger*innen und Radfahrende. In einem dreimonatigen Testversuch sollte eine Autospur wegfallen und nur für den Radverkehr freigegeben werden. Auch sollten Parkplätze zu Sitzgelegenheiten werden und für die Außengastronomie genutzt werden.

so sah es eine Beschlussvorlage der Verwaltung für die Bezirksvertretungen 1 und 3 und dann den Verkehrsausschuss vor.

Das hatte der ADFC Düsseldorf vor zwei Tagen noch gelobt.

„Das war einmal eine mutige Vorlage mit einer deutlichen Verbesserung einer wichtigen Radverkehrsverbindung“, so Matthias Arkenstette für den Düsseldorfer Fahrradclub. „Heute ist die Graf-Adolf-Straße eine lärmgeplagte Durchfahrtsstraße mit toleriertem Zweite-Reihe-Parken. Sie ist eine einzige Gefahrenzone für die Radfahrenden. Sie hat keine Außengastronomie, auf der Straße hält sich niemand gerne auf. Gleichzeitig ist die Straße eine wichtige Verbindung für Rad- und Fußverkehr zwischen Hauptbahnhof, Kö und Rhein.“

Die Vorlage wurde anscheinend nach Querelen innerhalb der Verwaltung wieder zurückgezogen. Auch in den kommenden Jahren soll dieser Verkehrsversuch nicht durchgeführt werden.

„Keine Courage in der Stadtspitze“, kritisiert Matthias Arkenstette. „Selbst Versuche sind in Düsseldorf offenbar nicht mehr möglich – es könnte ja zu Staus kommen.“

"Düsseldorf kriegt es einfach nicht!"

kritisiert der ADFC Düsseldorf scharf die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt und zählt die Ärgernisse der letzten Monate auf: 

  • eingebrachte und „von oben“ zurückgezogene Pläne,
  • über Jahre verzögerte Radleitrouten,
  • kein Plan, die vielen schlechten Radhauptstrecken zu verbessern,
  • Baustellen werden nicht gesichert und zur Gefahr für Radfahrende,
  • Gefahrenstellen werden trotz regelmäßiger Anmahnung durch viele Bürger*innen nicht beseitigt,
  • die vom Rat eingerichtete Kleine Kommission Radverkehr (alle Fraktionen, ADFC, VCD) wird von der Verwaltung nicht richtig einbezogen – wie zuletzt bei der Umleitung der Rheinuferpromenade zur EM oder aktuell bei der Planung zur Graf-Adolf-Straße.

Was sagt das über unsere Verwaltung, fragt der ADFC.

"Sind die ehrgeizige Klimaziele noch gültig? Will man die Verkehrswende und Mobilität in Düsseldorf positiv verändern – auch durch mehr und besseren Radverkehr und sicheren Fußverkehr mit mehr Aufenthaltsqualität auf den Straßen? 


Anfang 2021, zu Beginn seiner Amtszeit erklärte Oberbürgermeister Dr. Keller ganz offiziell: „Wir wollen bis 2025 die fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands werden!“

„Dafür braucht es Mut, Führungsstärke und sehr gutes Management“, sagt Matthias Arkenstette. „Es liegt in der Verantwortung des Oberbürgermeisters, die Verkehrswende endlich auf die Straße zu bringen. Das ist Chefsache!“

Die zurückgezogene Vorlage zum Verkehrsversuch Graf-Adolf-Straße ist im Bürgerinformationssystem der Landeshauptstadt Düsseldorf nicht mehr auffindbar, kann aber hier heruntergeladen werden.