Lampedusa 361 – ein Kunstprojekt zur Flüchtlingskatastrophe

Lampedus 361 – Bilder erinnern an Tausende ertrunkene Flüchtlinge im Mittelmeer

Von Jo Achim Geschke |

Eröffnung Lampedusa Mit Flüchtlingsbeauftragter Miriam Koch und OB Thomas Geisel / Foto Ingo Lammert Stadt

An die Flüchtlingskatastrophe vor der Küste Siziliens erinnern 70 großformatige Fotomatten am Kö-Bogen: Mit der Kunstinstallation "Lampedusa 361" erinnern die Landeshauptstadt Düsseldorf gemeinsam mit dem Haus der Universität, der Organisation Friends of Dresden Deutschland e.V., und dem Verein Düsseldorf-Palermo e.V. vom 8. bis 13. Juli am Kö-Bogen/Westend an das Schicksal der im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge. Auf 70 Matten werden Fotos der Flüchtlingsgräber auf Sizilien zu sehen sein. Allein im vergangenen Jahr sind mehr als 5000 Geflüchtete im Mittelmeer ertrunken.

Zur Eröffnung der Kunstinstallation am Samstag, 8. Juli, waren Innenminister a.D. und Mitglied der "Friends Of Dresden" Gerhart Baum, Oberbürgermeister Thomas Geisel und sein Dresdener Amtskollege Dirk Hilbert, Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch und Künstlerin Heidrun Hannusch, Vorsitzende "Friends of Dresden" anwesend.

Nahezu täglich wird in den Nachrichten von Flüchtlingen berichtet, die im Mittelmeer ertrunken sind. Allein im vergangenen Jahr waren es mehr als 5.000. Die Nachrichten sind schnell vergessen. Was bleibt und noch lange bleiben wird, sind die Gräber der toten Flüchtlinge auf den Friedhöfen Siziliens.

Die Kunstinstallation "Lampedusa 361" zeigt ein erstes Mal Fotos dieser eigentlichen Denkmäler einer der großen Tragödien der jüngsten Menschheitsgeschichte. Und sie zeigt damit auch die Geschichten der Toten: Kinderfotos und die Fotos von ganzen Familien, die gemeinsam starben. Aber auch, dass von den Meisten nichts als eine Nummer auf einem anonymen Grab bleibt.
Die Installation ist ein Auftrag der Organisation "Friends of Dresden Deutschland e.V." im Zusammenhang mit der diesjährigen Verleihung des Internationalen Friedenspreises "Dresden-Preis" an Domenico Lucano. Der Bürgermeister von Riace hat in 18 Jahren sein kalabrisches Dorf zu einem Ort des Willkommens für Flüchtlinge gemacht. Mehr als ein Drittel der Einwohner des Ortes kamen als Migranten. Die sizilianische  Gemeinden bemüht sich, den auf der Flucht Gestorbenen mit einem Grab auf ihren Friedhöfen im Tod ein Stück Würde zu erhalten. Nirgendwo sterben mehr Flüchtlinge als vor den Küsten Siziliens.

Die Kunstinstallation entstand nach einer Idee der Autorin Heidrun Hannusch, die auf zwei Dutzend Friedhöfen recherchierte, das Konzept erarbeitete, die Texte schrieb und das Projekt leitete. Die Fotos machten der Düsseldorfer Fotograf Carsten Sander und sein Dresdner Kollege Oliver Killig. Carsten Sander hatte zudem die Idee, die Fotos auf Matten drucken zu lassen und so auszulegen, dass die Imagination eines Friedhofs entsteht.

Ein erstes Mal wurde die Installation "Lampedusa 361" vom 10. bis zum 14. Februar auf dem Dresdner Theaterplatz gezeigt, wo sie mehr als 20.000 Besucher und Besucherinnen sahen. Die Besucher und Besucherinnen stellten an den Grabmatten Kerzen ab, legten Blumen nieder. Manche hinterließen handgeschriebene Briefe auf den Fotos. Auf Initiative der Flüchtlingsbeauftragten der Landeshauptstadt Düsseldorf, Miriam Koch, konnte das arrivierte Kunstprojekt nach Düsseldorf geholt und zusammen mit den Kooperationspartnern realisiert werden.

Die Ausstellung wird von einem Programm mit verschiedenen künstlerischen Veranstaltungen und Angeboten begleitet. So lädt das Haus der Universität am Tag der Eröffnung um 19.30 Uhr zu der Filmvorführung (kostenlos) des international bekannten italienischen Dokumentarfilms "Seefeuer" ein, für den der Regisseur Gianfranco Rosi auf der Berlinale 2016 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. Der Film portraitiert das Leben auf der Insel Lampedusa, das geprägt ist durch die täglich ankommenden Flüchtlinge. Während der sechs Tage werden Führungen von Heidrun Hannusch über die Entstehungsgeschichte, Recherche und Entwicklung des Projekts angeboten. Miriam Koch bietet zudem Führungen insbesondere für Schulklassen an.

Zum Abschluss der Installation lädt am Donnerstag, 13. Juli, um 19.30 Uhr (Einlass ab 19 Uhr) erneut die Gastgeber, das Haus der Universität und der Verein Düsseldorf-Palermo, zu einem exklusiven Konzert der italienischen Sängerin Etta Scollo ein. Inspiriert von der Kunstinstallation "Lampedusa 361" schrieb die Sängerin das Lied "Sconoscuito-unbekannt" über namenlos begrabene Flüchtlinge, die im Mittelmeer gestorben sind. Das erste Mal erklang ihr Lied am 12. Februar in der Dresdner Semperoper. Bei dem Konzert in Düsseldorf wird ein speziell für diese Ausstellung komponierter Titel von Etta Scollo erstmalig dem Publikum vorgestellt.

Die Tickets, 15 Euro, für das Konzert sind im Vorverkauf im Haus der Universität Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr zu erwerben, oder per E-Mail hdu@hhu.de oder Telefon 0211-8110345 vorzubestellen. Karten, die nicht bis 15 Minuten vor Konzertbeginn abgeholt wurden, werden wieder freigegeben.

Foto:

OB Thomas Geisel (Mitte) mit (von li.) Fotograf Oliver Killig, Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch, Dresdens OB Dirk Hilbert, Fotograf Carsten Sander, Heidrun Hannusch (Friends of Dresden) und Innenminister a.D. Gerhart Baum,(c)Landeshauptstadt Düsseldorf/Ingo Lammert