Night of Light 2021 - Haben wir damit etwas erreicht? Ich muss leider sagen, nein.
Von
Ursula Strunk
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In der "Euphorie" um die Fußball-EM und der wichtigen Aktion gegen die Homophobie ging die Botschaft der AmpelstufeRot leider unter. Das eine verhindert das andere nicht. Es ist wichtig, sich an das "Warum" der Nacht des Lichts zu erinnern.
Ich habe mich eine ganze Weile nicht gemeldet. Weil ich Abstand brauchte. Weil ich ausgebrannt war und weil sich irgendwie alles nur noch um die Pandemie und die fatalen Fehler unserer Regierung gedreht hat. Kurz gesagt: Ich möchte mir selber nicht mehr zuhören. Ich habe Luft geschnappt, endlich wieder mit Sport begonnen, mich optisch neu definiert und vor allem endlich mal wieder einen echten bezahlten Job gehabt.
Ich lebe wieder! Leider hat sich aber für die Kunst & Kultur und die Event Branche nicht wirklich viel getan. Ja, es gibt Konzerte. Draussen, mit Zuschauerbeschränkung und immer noch vielen Auflagen.
Macht das trotzdem Spaß? Ja, natürlich! Aber kann die Branche damit überleben?
Nein, denn wirtschaftlich ist das meist nicht. Und es sind viel zu wenige Events mit viel zu wenig Zuschauern, um auch nur annähernd anzuknüpfen an die Zeit vor der Pandemie.
Wir alle hoffen, daß die positive Entwicklung immer so weiter geht und wir uns Schritt für Schritt zurück in unsere Normalität kämpfen.
Natürlich haben wir aus dem letzten Jahr gelernt. Wir haben gesehen, was wir unbedingt brauchen und auf was wir verzichten können. Wir haben gelernt, daß wir Dinge zugunsten unserer Umwelt abschaffen oder anders machen müssen. Und wir haben gelernt, daß wir als Einzelkämpfer wenig bis gar nichts ausrichten können.
Wir haben uns in der Alarmstufe Rot zusammengeschlossen.
Vor genau einem Jahr haben wir die Night of Light durchgeführt. Keiner von uns hätte gedacht, daß wir dies auch ein Jahr später wieder machen müssen.
Haben wir damit etwas erreicht? Ich muss leider sagen NEIN. Im letzten Jahr hat es die nationale Presse noch interessiert, in diesem Jahr hat die lokale Presse ein paar Randnotizen erstellt.
Damals wie heute wollten wir Künstler auf unsere prekäre Situation aufmerksam machen. Wir brauchten und brauchen Solidarität und Unterstützung der Medien. Und ja, wir brauchen auch weiterhin die seelische Unterstützung unserer Mitmenschen.
An unserer Situation hat sich seit 15 Monaten nichts geändert. Weil wir noch immer im gefühlten Lockdown sind. Weil sicherlich jeder jemanden kennt, der in unserer Branche arbeitet und stark betroffen ist.
Gestern standen sich die immer gleichen üblichen Verdächtigen am rot angestrahlten Düsseldorfer Rheinturm die Beine in den Bauch. Keine Presse, keine Interessierten, einfach NIEMAND kam vorbei.
Das verstärkt den Eindruck, den wir über diese langen 15 Monate gewonnen haben.
Wir sind anscheinend nicht wichtig. Ja, dieser schreckliche Begriff der Systemrelevanz trifft auf uns nicht zu.
Die Regierung kann und will auf uns verzichten. Die Konsumenten, unsere Mitmenschen, haben aufgehört uns zu vermissen. Und für die Presse sind wir nicht mehr interessant genug.
Schaut man sich in den sozialen Medien um, so sieht man zu den diversen Night of Light Postings Kommentare wie: "Hach sieht der Turm schön aus" oder "wie romantisch". Da fehlt uns ein wenig die Empathie, das Verständnis für unsere Situation.
Was soll ich sagen? Es fühlt sich an, wie langsam zu ertrinken. Man winkt mit den Armen zum Ufer und ruft um Hilfe und die Menschen am Ufer winken freundlich zurück und sagen "Ach wie nett".