Wer wirklich gute Krimis lesen will, der muss nach Sjöwall/ Wahlö suchen. Oder nach Fred Vargas, der französischen Autorin, die übrigens mit einem französischen Surrealisten verwandt ist, der hervorragende Krimis geschrieben hat, mit denen man Spaziergänge durch Paris nachvollziehen kann. Es ist Léo Malet und seine Krimis zu den verschiedenen Arrondissements von Paris – in den Bücherregalen am Redaktionsschreibtisch steht die ganze Reihe, viel gelesen. (Ebenso wie die komplette Reihe Vargas übrigens.) Deutsche Krimis eckern ja oft so herum ...
Oder suchen Sie mal nach Eric Ambler, „Die Maske des Dimitrios“ – da geht es unter anderem um die Türkei und die Armenier ... Ambler recherchierte übrigens so genau, dass der britische Geheimdienst ihn besuchte, weil er nicht glaubte, das alles Fiktion sei.
Ach ja, Paris ... „Paris, Ein Fest fürs Leben“ von Hemingway ist auch durchaus lesbar und noch leicht zu bekommen. Ein Geheimtipp ist noch immer „Spaziergänge durchs Gertrude Stein Paris“: Ein detail- und lehrreicher Führer zu einer Zeit der blühenden Kultur in Europa, die 1939 / 1940 dahin war. Ein Gang an jenen Orten vorbei, wo sie lebten im intellektuell brodelnden Paris, die Künstler, Literaten, die damals und heute noch Bekannten.
Als „bekannteste Unbekannte“ bezeichnete sich damals, Ende der 20er Jahre, Djuna Barnes. Ihr „Ladies Almanch“ müsste leicht zu finden sein. Aber auch ihre anderen Artikel und Essays, etwa über James Joyce, sind lesenswert.
Bleiben wir bei Paris, dann darf Simone de Beauvoir nicht fehlen. Neben ihren bekanntesten Werken empfehle ich „Die Mandarine von Paris“. Das könnte dann unter anderem zu Albert Camus führen ... Jaja, zu Satre auch, sicherlch, aber auch zu Boris Vian oder... Juliett Greco vielleicht.
Eine französische Autorin der Jetztzeit entwickelt in ihren Romanen mit ihrer nahezu barocken Sprachgewalt einen Sog, der einen in die Geschichten hineinzieht: Sylvie Germain hat ihre Bücher sogar mal 1993 in Düsseldorf signiert. „Das Buch der Nächte“ oder die Folgegeschichte „Bernsteinnacht“, ebenso die „Tage des Zorns“ der Philosophie-Dozentin lassen einen mit ihrer manchmal märchenartigen Sprachkunst so schnell nicht los.
Den ersten Kolportage-Roman, einen Schmöker, der im Gegensatz zu Nachfolgeromanen begeistern kann, schrieb Eugène Sue: “Die Geheimnisse von Paris“ muss man einfach empfehlen. Übrigens haben Große der Weltliteratur bei ihm abgeschrieben – auch und besonders Karl May.
Wenn Sie mehr wissen wollen über die deutsche und englische Literatur des 19. Und 20. Jahrhunderts, über Wilkie Collins, Dickens, oder „Was wird er damit machen“ – dann suchen sie Bücher von Arno Schmidt. Sein Buch über Karl May ist allemal eine Empfehlung wert. Zu seinen Entdeckungen gehört auch die Utopie der „Insel Felsenburg“ – ein Klassiker, der auch auf dem Bücherbummel zu finden sein kann. Utopien haben ja zurzeit Hochkonjuntur, etwa die über das Fortdauern der Eurozone mit Spanien und Italien und Portugal. Ach ja: Und den Griechen. Über Griechenland muss man Texte aus England oder Frankreich lesen, die deutschen stimmen meist nicht so richtig. Aber das ist eine andere Geschichte ...
Wenn Sie all das nicht finden: Macht nichts. Es gibt ja sehr viele Bücher auf dem Bummel. Bummeln Sie also. (Heute heißt das ja „Entschleunigung“). Viel Spaß also beim Suchen.
(Text Jo Achim Geschke)