Der Vorwurf: „Antisemitismus, Sexismus und Schüren von Hetze“
Das Düsseldorfer Stadtmuseum cancelt kritische Kunstwerke der "Check your Dogma" Ausstellung
Beim noch bis zum 28. September laufenden Düsseldorfer Kunstwettbewerb DA! Art-Award im Stadtmuseum ist es zu einem Eklat gekommen. Die Museumsleitung hatte veranlasst, dass zwei Kunstwerke zu entfernen seien. Der Vorwurf: „Antisemitismus, Sexismus und Schüren von Hetze“. Auch zwei daraufhin vom Veranstalter an den entsprechenden Stellen aufgehängte leere Bilderrahmen mussten entfernt werden.
Gegenüber dem Humanistischen Pressedienst "Zwei Bilder dürfen nicht gezeigt werden" (Peter Kurz) begründete ein Sprecher des Presseamts der Stadt die Entscheidung von Museumsdirektorin Susanna Anna mit „verletzenden Inhalten“, dem „Schutz der öffentlichen Integrität“ und der „Verantwortung gegenüber dem Publikum“.
Die betroffene Künstlerin und der betroffene Künstler bestreiten die Vorwürfe. Für den Veranstalter des Kunstwettbewerbs sagt Achim Horn, einer der Kuratoren:
„Ich halte die nominierten Arbeiten weder für antisemitisch noch für sexistisch, und ich erkenne auch nicht, dass mit den Arbeiten Hass geschürt wird.“
Horn hatte an den Stellen, an denen die beiden Bilder hängen sollten, leere Bilderrahmen aufgehängt, auf denen zu lesen war: „An dieser Stelle wäre das Kunstwerk „Peace“ beziehungsweise „Klagemauer auf Koran“ zu sehen, welches hier leider nicht gezeigt werden darf.“
Ein QR-Code führte auf die Internetseite des DA! Art-Award: da-art-award.de/nominierte-werke-2024 zu den beiden aus dem Stadtmuseum verbannten Bildern, die indes weiterhin am Wettbewerb teilnehmen. Doch auch diese leeren Bilderrahmen mussten auf Anordnung der Museumsleitung entfernt werden.
Welche Werke sind betroffen?
Nr. 71 - "Klagemauer auf Koran" von Ahmad Rafi
Rafi: „Für dogmatische Muslime ist der Koran ein heiliges Buch – es ist Blasphemie, darauf zu malen. Schlimmer ist es, wenn das gemalte Bild die Darstellung eines anderen Heiligtums ist. Ebenso steht für dogmatische Juden die Klagemauer als heiliger Sakralbau. Es ist genauso blasphemisch und abwertend, sie auf dem Koran darzustellen. Nun stehen beide Heiligtümer in meinem Werk in einer untrennbaren Situation dicht beieinander. Wollte man versuchen, sie durch einen Gewaltakt voneinander zu trennen, würde man beide Heiligtümer verstärkt respektlos behandeln. Mein Werk komponiert beide Symbole so nah beieinander, wie es in der Realität der Fall ist. Aus dieser Realität entsteht die Allegorie, die die dogmatische Denkweise herausfordert.“
Nr. 86 - "Peace" von Anika Danielle Wagner
Wagner: „Empfindungen, Worte und Bluthochdruck scheinen in diesen Tagen beim bloßen Hören und Lesen von Worten in uns eine Anspannung bis hin zu einer Aggressivität auszulösen. Was machen die Wörter Palästina, Israel bei dir? Hast du dasselbe Gefühl bei Kongo oder Belgien? Sagt dieses Bild irgendetwas aus? Oder interpretierst du gerade mehr hinein, als du zu verstehen vermagst. Was machen ein Loch und ein Penis mit dir? Denkst du an Beschneidung? Wie viel Antisemitismus, Sexismus, Islamophobie stecken in dir? Denkst du, das Bild bezieht sich auf einen Uterus? Steckt das Böse in unseren Vorurteilen? Werden wir blind vor unlogischen Parolen? Vielleicht schreckst du auch davor zurück und willst nichts damit zu tun haben. Check you Dogma!“
Der Kunstpreis (die Ausstellung läuft noch bis zum 28. September im Düsseldorfer Stadtmuseum, Berger Allee 2, 40213 Düsseldorf) hat in diesem Jahr das Thema "Check Your Dogma“.
In der Ausschreibung wurden die Künstlerinnen und Künstler angestoßen, ihre Kreativität zu nutzen – auch und gerade, um später das Publikum durch ihr Werk mit Fragen zu konfrontieren wie: Welche Aussage oder Autorität darf nicht hinterfragt werden? Bei welchem Thema erhebe ich den Anspruch auf Allgemeingültigkeit? Behalte ich Skepsis gegenüber den eigenen Positionen und Grundsätzen? Bei welcher Idee oder Erzählung werde ich unkritisch? Bin ich im Zweifel offen für das bessere Argument?