„Faust 1+2+3“ Uraufführung im Jungen Schauspiel

Faust 1+2+3 oder das andere, selbstbewusste Gretchen mit der Frage nach der Zukunft

Von Jo Achim Geschke |

Faust 1 2 3 Junges Schauspiel

Faust 1+2+3 im Jungen Schauspiel, Ensemble, mit Mephisto und Faust rechts. / Foto © David Baltzer, D Haus

Diesem Gretchen graust es vor nix, schon gar nicht vor Heinrich, den findet sie ziemlich bescheuert. Gretchen (Ayla Pechtl) ist nur eine der grandiosen Schauspieler:innen im Jungen Schauspiel. In „Faust 1+2+3“ in der Regie von Felix Krakau glänzt auch Nathalie Hanslik als Mephisto, obwohl man in Düsseldorf immer den Gründgens als Faust im Kopf hat - Natalie Hanslik kann da bestehen. Im Jungen Schauspiel ist bei diesem modernisierten Faust so einiges anders, erfrischend anders, und das überzeugt.

Diese Uraufführung von Krakaus Inszenierung ist zugleich Beginn der letzten Spielzeit in der Münsterstraße 446 vor dem Umzug. Zwei „Theaterdirektor:innen“ (köstlich: Hannah Joe Huberty und Leon Schamlott) führen das Publikum durch die Aufführung dieses „deutschen Kulturguts“ mit „Reimen von oben bis unten“. Im Himmel wetten „der Chef“ und der abtrünnige Engel/ Mephisto, ob der Mensch gut ist oder schlecht. Der „Geist, der stets verneint“ zeigt also Faust des „Pudels Kern“, macht die üblichen Versprechungen wie : „sein Diener sein“ und „Knecht“, zum Faust, der hier sehr jung ist. Der frustrierte Faust nimmt an und verspricht Mephisto auch seine Seele. Soweit das Drama.

 Dann Gretchen, die „aus der Kneipe kommt“, die Faust erst mal klar macht, dass er sie nett ansprechen muss, ihn dann erst mal ablehnt - und dann ab geht.

„Wo ist denn die Gretchen-Tragödie?“, fragt irgendwann der Theaterdirektor. Tja, sagt die Direktorin etwas irritiert, „sie ist ja erst 14“ bei Goethe.

Das muss geändert werden, hier ist sie also älter, aber schwanger. Dann kommt die Walpurgisnacht mit viel Rock und Tanz.

Faust klagt, dass Gretchen abgetrieben hat, „aus Scham, das machte man so damals so“, sagt lakonisch Mephisto. Gretchen ist sauer, sie muss in den Knast, Faust will sie befreien, Gretchen liest dem Faust die Leviten.

Dann will Gretchen ihr eigenes Ding machen, es kommt zum Schluss, „er ist gerichtet, er ist gerettet“ etc. Man kennt das ja.

Nun fragen sich alle: Was ist mit der Wette, was mit Faust Seele?

Der zweite Teil

Und so kommt eine für Schüler:innen bemerkenswerte Kurzfassung von Faust, Teil 2, die ein hektischer Faust sehr schnell  vorträgt, bis er erschöpft ist. Aber es soll ja noch der dritte Teil ….?

Hannah Joe Huberty als Theaterdirektorin liefert daher eine beste komödiantische Fassung von Faust im All, im Jahr 4024. Aber so recht will das nichts werden.

Was die „Welt im Innersten zusammenhält“ ?

Bis Gretchen sagt: Vielleicht sollte mal Schluss sein mit all den Erwartungen, mit dem “Schneller, höher, weiter…“

Vielleicht sollten wir uns fragen: „Wo wollen wir eigentlich hin? Wollen wir nicht eher wetten, ob wir noch zu retten sind? Oder untergehen? Ob es Hoffnung gibt?“

Ein jugendlicher Faust

Kraukaus Inszenierung gelingt es mit  dem hervorragenden Ensemble, die großen Sinn-Fragen des Klassikers locker für die heutige Zeit zu transponieren, und nicht nur für ein jugendliches Publikum darzustellen. Ein modernisierter, junger  Faust, den Schulklassen und Eltern mit Kindern in der Münsterstraße 446 durchaus ansehen sollten.

Nächste Termine :

https://www.dhaus.de/programm/a-z/faust-123/

Besetzung

Faust: Felix Werner-Tutschku

Mephisto: Natalie Hanslik

Gretchen / Gott / Lustige Gesellin: Ayla Pechtl

Theaterdirektor / Lustiger Geselle / Valentin: Leon Schamlott

Theaterdirektorin / Lustige Gesellin / Hexe :Hannah Joe Huberty

Regie Felix Krakau

Bühne und Kostüm Marie Gimpel

Musik Timo Hein

Licht Benjamin Grunwald

Dramaturgie Leonie Rohlfing

Theaterpädagogik Ilka Zänger

Dauer: 1 Stunde 30 Minuten — keine Pause