Literatur aus der Region- Lesereihe Frisch gepresst

„Frisch gepresst“ : Sterndeutung, Spiel der Täuschung oder ZZZ

Von Jo Achim Geschke |

"Frisch gepresst", die gemeinsame Lesungsreihe der Stadtbüchereien Düsseldorf und des Literaturbüros NRW, stellt im ersten Halbjahr 2016 sechs Titel von neuen Büchern und AutorInnen aus Düsseldorf und der Region unter dem Motto „Perspektivwechsel am laufenden Band" vor. Start der Lesungen mit einer moderierten Vorstellung der AutorInnen ist am Dienstag, 19. Januar, mit Jan Himmelfarb und seinem Buch „Sterndeutung“. Anfang Februar liest der Leiter des Filmmuseums, Bernd Desinger, aus seinem Roman "ZZZ- Zeltstadt Zeche Zollverein". Insgesamt sechs Titel werden im ersten Halbjahr vorgestellt.

Jan Himmelfarb liest am 19. Januar aus "Sterndeutung" : Arthur Segal, Übersetzer und einigermaßen seriöser 51-jähriger Autohändler, versucht sich Anfang der 90er-Jahre, kurz vor seinem Geburtstag, seiner selbst und der Geschichte seiner jüdischen Familie zu vergewissern – einer Geschichte von Liebe und Arbeit, Verfolgung und Überleben, Glück und Chuzpe. Wie fühlt es sich an, wenn man den Holocaust überlebt und als Kontingentflüchtling aus der Ukraine ins Land der ehemaligen Täter zieht? Dieser Debütroman erzählt eine lebendig, komisch, harte Generationengeschichte und vom Leben mit der Erinnerung sowie von jüdischem Familienleben in der Gegenwart.
Jan Himmelfarb, geboren 1985 in der Ukraine, lebt im Ruhrgebiet. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und ist seit 2009 Angestellter eines internationalen Industrieunternehmens.

Am Dienstag, 16. Februar, liest Bernd Desinger aus "ZZZ- Zeltstadt Zeche Zollverein":
Der Inhalt kurz vorgestellt: Essen, 2032  -  Ein Mord an einem Flaschensammler erschüttert die Stadt. Die Ermittlungen führen Hauptkommissar Milan Dragovich und seine junge Kollegin Cigdem Flick auf das Gelände der Zeche Zollverein. Diese hat ihren Status als Kulturdenkmal verloren und beherbergt stattdessen eine gewaltige Zeltstadt. Tausende Alte fristen hier ein kümmerliches Dasein. Die allgemeine Lage im Jahre 2032 ist schlecht: Längst ist die Europäische Union zerfallen, Deutschland zur D-Mark zurückgekehrt. Die Überschuldung der großen Städte im Westen hat katastrophale Ausmaße erreicht. Selbst die notwendigsten öffentlichen Aufgaben können kaum noch wahrgenommen werden, die einstige Kulturlandschaft liegt am Boden.
Bernd Desinger, geboren 1962 in Oberhausen, arbeitete lange Zeit für das Goethe-Institut (unter anderem in Toronto und Los Angeles) und ist seit 2009 Leiter des Filmmuseums Düsseldorf. Als Schriftsteller veröffentlichte er mehrere Romane sowie eine Auswahl seiner Rocklyrik und Gedichte. Daneben ist er Herausgeber und Co-Autor verschiedener Sachbücher.

Das Konzept der Reihe: Fiktionale, neue Literatur aus dem Rheinland oder dem Ruhrgebiet wird in einer moderierten Autorenlesung mit anschließendem Publikumsgespräch vorgestellt. Die Texte wurden entweder in einem Verlag des Rheinlandes oder des Ruhrgebiets publiziert oder die Autorinnen und Autoren stammen aus diesem Landesteil. Die Bücher sind außerdem maximal vor einem Jahr auf den Markt gekommen – also "Frisch gepresst".

Die  gemeinsame Lesungsreihe der Stadtbüchereien Düsseldorf und des Literaturbüros NRW e.V., existiert seit dem Jahr 2000. Mit der Zielsetzung der regionalen Literaturförderung wird sie vom Kulturamt der Landeshauptstadt und dem Freundeskreis Stadtbüchereien Düsseldorf e.V. finanziell unterstützt. Ausgewählt werden literarische Neuerscheinungen, die nicht älter als ein Jahr sind und einen Bezug zur Rhein/Ruhr-Region haben. "Perspektivwechsel am laufenden Band" heißt das Motto des Programms im ersten Halbjahr 2016, sechs Titel werden präsentiert.

 

Dienstag, 15. März : Wolfgang Schiffer liest aus "Am Meer und anderswo"

Den poetischen Atem der Insel Island möchte Herausgeber und Übersetzer Wolfgang Schiffer in seinem Band "Am Meer und anderswo" mit Übersetzungen isländischer Autoren auch über die deutsche Bücherszene wehen lassen. Das Spektrum dieser Gedichte reicht von Beispielen moderner isländischer Klassiker über Texte der so genannten Atomdichter, die nach dem Zweiten Weltkrieg die stark traditionsgebundene Dichtkunst Islands endgültig in die Moderne führten, bis hin zu deren sich nunmehr von den Fesseln der Versmaße und der Reimschemata befreit fühlenden Nachfolgern und Stimmen der jüngeren Gegenwart.

Wolfgang Schiffer, geboren 1946, veröffentlichte Prosa, Lyrik sowie Hörspiele und ist als Herausgeber und Übersetzer tätig; unter anderem Mitglied des Internationalen PEN. Seit 1976 arbeitete er als Hörspieldramaturg beim WDR, seit 1991 bis 2011 war er in leitender Position für Hörspiel, Radio-Feature und Literatur zuständig.



Dienstag, 19. April - Martin Meyer-Doerpinghaus liest aus "Am Zauberfluss"

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zieht es Dichter, Musiker und Gelehrte an den Rhein. Hat der Aufklärer und Revolutionär Georg Forster einige Jahrzehnte zuvor die Gegend noch als einförmig, ihre Städte als "melancholisch und schauderhaft" gescholten, so entsteht unter dem Einfluss von Friedrich Schlegel und Dorothea Veit, Franz Liszt und Marie d'Agoult, Robert und Clara Schumann ein Sehnsuchtsort, der die Imagination der Deutschen noch lange in seinen Bann schlagen wird. Ulrich Meyer-Doerpinghaus lässt in seinem Buch die besondere Beziehung zwischen Landschaft und Kunstschaffen lebendig werden, die im Zeitalter der Romantik das Geistes- und Gefühlsleben geprägt hat.

Ulrich Meyer-Doerpinghaus, Jahrgang 1967, lebt bei Bonn. Er ist Kommunikationsleiter bei der Hochschulrektorenkonferenz in Bonn. Nach dem Studium der Geschichte, Katholischen Theologie und Sozialwissenschaften wurde er 1995 am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen promoviert.
 

Dienstag, 19. Mai - Christa Holtei liest aus "Das Spiel der Täuschung"

Düsseldorf, 1834: Wilhelm Schadow und seine Malerschüler arbeiten in der Akademie im alten Stadtschloss, Felix Mendelssohn Bartholdy leitet Chor und Orchester des Vereins für Tonkunst und Karl Immermann verhilft dem Theater zu neuem Glanz. In dieser Gesellschaft fühlt sich auch der Malerschüler Clemens Papenstiel wohl, der im Geheimen unsterblich in die reiche Kaufmannstochter Emma Hartmann verliebt ist. Auch sie ist eine begabte Malerin und wünscht sich nichts sehnlicher, als an der Akademie zu studieren, was Frauen aber verwehrt ist. Als dann der zwielichtige Louis de Boer in die Stadt kommt, vertraut Emma dem Kunsthändler nicht nur ihr Herz an.

Die gebürtige Düsseldorferin Christa Holtei arbeitete lange Zeit im Bereich der mittelalterlichen englischen Literatur, Sprache, Geschichte und Kultur am Anglistischen Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit 1994 ist sie erfolgreich als Übersetzerin und Autorin für verschiedene Verlage tätig.

Dienstag, 21. Juni - Annette Wieners liest aus "Fuchskind"

"Fuchskind" ist der zweite Teil einer Krimiserie um Friedhofgärtnerin Gesine Cordes. An einem Herbsttag findet Gesine ein Baby zwischen den Gräbern. Von den Eltern weit und breit keine Spur. Es ist krank, sie gerät außer sich, denn ihr eigenes Kind ist ihr vor Jahren in den Armen gestorben. Und dann liegt auch noch eine Frauenleiche am Eingang, und Gesines Exmann kehrt überraschend zurück. Hat er etwas mit der Toten oder dem Baby zu tun? Gesine kommt der Wahrheit näher, als ihr lieb ist.

Annette Wieners, geboren in Paderborn, lebt in Köln und arbeitet als Hörfunkjournalistin beim WDR. Sie hat zahlreiche Drehbücher für ARD, ZDF und WDR geschrieben. Einige Erzählungen und zwei literarische Romane sind in kleineren Verlagen erschienen. Bei Ullstein hat sie 2015 mit "Kaninchenherz" eine Serie psychologischer Krimis begonnen.

Dienstag, 19. Juli - Bea Dieker liest aus "Vaterhaus"

Das Haus in diesem Buch erzählt von einem Kind und seinem Heranwachsen, von der Heimat, die es darin findet und wieder verliert, von der Geschäftigkeit des Vaters, seinem Wüten, von der Rastlosigkeit der Mutter, von Eskalationen und vom Schweigen, von der Werkstatt des Großvaters und wie er mit der Schleifmaschine die Zeichenstifte anspitzt, vom Birnbaum vor dem Haus, der irgendwann einem Parkplatz weicht, von einer Zeit – den Sechziger- und Siebzigerjahren – und den Versprechungen eines immer noch besseren Lebens. Bis ins kleinste Detail macht sich die Frau, die dieses Kind war, das Haus gegenwärtig, rekonstruiert es aus der Erinnerung, um ihm und ihrer Geschichte nahe zu kommen. Und sie erkennt, dass es den Ort, den sie sucht, gar nicht gibt, so nie gegeben hat …

Bea Dieker, geboren 1960 im Westmünsterland, Studium der Visuellen Kommunikation, lebt als Künstlerin und Schriftstellerin in Frankfurt am Main. "Vaterhaus" ist ihr erster Roman.

Die Lesungen finden jeweils am dritten Dienstag im Monat um 18 Uhr in der Zentralbibliothek, Bertha-von-Suttner-Platz 1, statt. Der Eintritt ist frei.