Und gerade das ist dem Intendanten und seinem Team wichtig. Denn Zahlen sind nicht der einzige Parameter des Erfolgs dieses Theaters. Angesichts der Entwicklungen in dieser Gesellschaft wird Theater gebraucht als Ort der Auseinandersetzungen, als Möglichkeit den Diskurs qualitativ zu entwickeln, so Schulz gestern. Im Repertoire und in den Veranstaltungen sollten sich viele „Communities“, viele Gruppen der Stadt und außerhalb wiederfinden können.
Theater als Form von Aufklärung
Angesichts der Entwicklungen in der Gesellschaft, in der immer mehr Menschen nach Rechtsaußen driften, und das auch in den Niederlanden und Frankreich, sehen nicht nur in Düsseldorf Kulturschaffende das Theater in einer ganz anderen Aufgabe als Schillers „moralische Anstalt“ des deutschen Idealismus.
Mit Blick auf die Forderungen der niederländischen Neuen Rechten, auf die Forderungen der AfD, die nachzulesen waren im Programm, nämlich nur noch deutsche Autoren im Theater zu spielen, ist eine breite intellektuelle Auseinandersetzung, eine neue Aufklärung, die der Barbarei im Sinne Adornos entgegenwirkt, nötig.
Das große Transparent „Gegen Antisemitismus“ im Eingang des Schauspielhauses ist da eines der notwendigen Statements.
Variationen der Vielfalt
Beispiele der Variationen für die Vielfalt in Düseldorf sind etwa das junge Stück „Mindset“ von „El Hotzo“, der „Sandmann“ oder „Der Besuch der alten Dame“, dazu ebenso die Diskussionen zu Antisemitismus und Rassismus mit Meron Mendel. Und eben auch die Inszenierung nach Wolfgang Herndorf „Arbeit und Struktur“, intellektuell anspruchsvoll, das 29 Mal auf die Bühne kam, und das eine Auslastung von 90 Prozent hatte.
Und nicht zuletzt ebenso das „Ukraine Festival,“ das mehr als 6000 Menschen gesehen haben, davon 40 Prozent ukrainischer Herkunft.
„Das Festival wurde zwei Jahre zuvor angedacht und dann vorbereitet“, so Schulz.
Es kann nicht nur um den die Bilanz, den wirtschaftlichen Aspekt gehen, da ist das Team mit Schulz einig.
„Die Diskussionen und die Lust an der Vielfalt, die Unterschiede, sind auch ein Bekenntnis zur gesellschaftlichen Position des Theaters und der Kultur,“ so Robert Koall, Dramaturg und Stellvertreter des Intendant Robert Koall.
Das Haus müsse sich weiter öffnen,
„auf Menschen zugehen, die etwas entfernter vom Kulturbetrieb sind“, verweist Schulz auf das Fußball-Spektakel „Glaub, Liebe, Fußball“, das offenbar wirklich viele für das Theater am Gründgens-Platz interessiert hat.
Nachfolger:in gesucht
Schulz übernahm das darnieder liegende Theater Düsseldorf ab der Spielzeit 2016/ 2017. Er ist inzwischen 72, sein Vertrag läuft bis 2026, und über seien Nachfolge ab 2026 wird bereits nachgedacht. Das Theater wird finanziert von Land und Stadt, so ist Kulturdezernentin Miriam Koch Teil der Findungskommission. Wohl noch in diesem Jahr kann also ein oder eine Nachfolgerin genannt werden.
Schulz machte klar, dass für ihn die Dreiteilung von „Schauspielhaus Düsseldorf“ wichtig ist: Schauspiel, Junges Schauspiel und Stadt:Kollektiv (früher: Bürgerbühne“).
Weitere beeindruckende Zahlen
Zur Bilanz in Zahlen kommen noch 21.000 Teilnehmer:innen an Workshops oder etwa theaterpädagogischen Angeboten und anderen Veranstaltungen und 6000 Zuschauer:inn bei Gastspielen des D haus in auswärtigen Theatern. Düsseldorfer Inszenierungen laufen inzwischen in New York, in Südafrika und anderen Ländern.
In der Gesamtzahl enthalten sind ebenso das Junge Schausiel mit 50.500 Besucherinnen enthalten und das Stadt:Kollektiv, dass 15.200 Zuschauerinnen in 111 Vorstellungen und Veranstaltungen zählte.
Informationen unter www.dhaus.de