Gekürzter Landeshaushaltsentwurf 2025 bedroht 40 Jahre Präventionsarbeit

Arbeit der Aidshilfe Düsseldorf vor dem Aus?

Aidshilfe Düsseldorf: 40 Jahre Präventionsarbeit in Gefahr! / Foto (c) Ubaid E Alyafizi, unsplash

Aidshilfe Düsseldorf: 40 Jahre Präventionsarbeit in Gefahr! / Foto (c) Ubaid E Alyafizi, unsplash

Der geplante Landeshaushaltsentwurf 2025 mit Einsparungen von rund 35 Prozent im Bereich der HIV/STI-Prävention bedroht die Beratungs- und Präventionsangebote der Aidshilfe Düsseldorf massiv. Mit weitreichenden Folgen für deren Zielgruppen. 40 Jahre erfolgreiche Präventionsstrukturen werden so nachhaltig beschädigt – und deutliche Kostensteigerungen im Gesundheitswesen zur Folge haben. Darauf weist die Aidshilfe Düsseldorf gemeinsam mit ihrem Landesverband hin.

Weniger sexuelle Bildung für Jugendliche, ein massiver Einbruch der Beratungs- und Präventionsangebote im Bereich HIV und STI, weniger Vor-Ort-Arbeit - trotz steigender Infektionszahlen und sinkendem Wissensstand sieht der geplante Landeshaushalt 2025 66.000 Euro weniger für die Arbeit der Aidshilfe Düsseldorf vor (2025 zu 2024); und das zusätzlich zu einem bereits für 2024 reduzierten Budget in Höhe von 35.000 Euro (2024 zu 2023).

Youthwork, Beratung und Vor-Ort-Arbeit in Gefahr

Die geplanten Kürzungen werden eine massive Reduzierung der Angebote im Bereich Youthwork, für Menschen mit einer Migrationsgeschichte sowie im Bereich der Präventions- und Beratungsarbeit für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) sowie Frauen haben.

„Der geplante Haushaltsentwurf 2025 bringt das Fass zum Überlaufen. Wir arbeiten bereits seit 2012 mit ständig reduzierten Stellenanteilen durch die gleichbleibenden, nicht an Tarif- und Kostensteigerungen dynamisierten Landesmittel. Effektiv bedeutet das seit unserer Gründung vor annähernd 40 Jahren eine Reduktion von über 50 Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel“, so die Aidshilfe Düsseldorf.

Ein Beispiel: Im Bereich Youthwork bietet die Aidshilfe Düsseldorf sexuelle Bildung und Wissensvermittlung, Identitätsentwicklung und Präventionsarbeit im Bereich der sexuell übertragbaren Infektionen (STI) an. In kostenfreien sexualpädagogischen Workshops an Schulen und Jugendeinrichtungen steht v.a. die HIV/Aidsprävention im Fokus, genau wie die Sexualerziehung und der Umgang mit Themen wie Pornographie, Sozialen Medien etc. Aktuell werden jährlich rund 100 Workshops angeboten.

In Folge der Einsparungen könnten ab 2025 nur noch 65 Workshops und damit 500 junge Menschen weniger erreicht werden. Dabei zeigen aktuelle Studien der WHO und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), dass das Präventionswissen und -verhalten sowie der Kondomgebrauch bei Jugendlichen weiter rückläufig sind und die Zahlen der STI weiter steigen.

Einbruch der Beratung für vulnerable Zielgruppen – Mehrkosten für das Gesundheitssystem

Auch in der aufsuchenden Vor-Ort- und Szene-Arbeit mit männlichen Prostituierten, schwulen und bisexuellen Männern (MSM) hätten die Einsparungen einen massiven Einbruch der Beratungsarbeit vor Ort zu Folge. Das Gleiche gilt für die Arbeit für HIV-positive Frauen und deren Familien – ein seit über 25 Jahren erfolgreiches, NRW-weites Projekt.

„Die vorgesehenen Kürzungen sind aus unserer Sicht nicht nur unverantwortlich gegenüber unseren Zielgruppen, sondern sie werden in Folge eine deutliche Kostensteigerung im Gesundheitswesen bedeuten. Sie beschädigen erfolgreiche Strukturen, die über die letzten Jahrzehnte aufgebaut wurden, nachhaltig: im Bereich der Prävention, Integration, Antidiskriminierung und im Bereich des Ehrenamtes“, so die Aidshilfe Düsseldorf.

Sinkendes Präventionswissen – Steigende HIV-Zahlen

Die Anzahl der Menschen, die mit einer HIV-Infektion in Deutschland leben, steigt laut RKI (2023) auf 96.000 Personen. Auch in NRW setzten sich die bundesweiten Tendenzen fort und es gibt einen leichten Anstieg auf ca. 22.100 Menschen, etwa 1.710 davon sind nicht diagnostiziert.

Düsseldorf gehört in Deutschland zu den besonders stark von HIV betroffenen Großstädten. Eine HIV-Infektion bedeutet weiterhin – obwohl heute gut behandelbar – eine Vielzahl von Belastungen im körperlichen, psychischen und sozialen Bereich. HIV-Infektionen, die in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert werden, sind mit deutlich schlechteren gesundheitlichen Prognosen verbunden.

Weitere Informationen auf www.duesseldorf.aidshilfe.de