Historische Gaslaternen in Düsseldorf, viel Emotion, unklare Faktenlage

Düsseldorfer Gaslicht Initiative gegen Die PARTEI-Klima-Fraktion. Wer hat Recht?

Von Alexandra Scholz-Marcovich |

Innerhalb weniger Tage wurden bereits über 3.000 Stimmen für den Erhalt der Gaslaternen gesammelt.

Innerhalb weniger Tage wurden bereits über 3.000 Stimmen für den Erhalt der Gaslaternen gesammelt.

Die Diskussion über den Erhalt bzw. Rückbau der Gaslaternen in Düsseldorf nimmt noch einmal Fahrt auf. Die "Initiative Düsseldorfer Gaslicht" äußert ihre Bedenken über die jüngsten Entwicklungen und betont, dass die präsentierten Fakten keine drastische Umkehr im Stadtrat rechtfertigen würden.

Die historischen Gaslaternen in einigen Straßen Düsseldorfs, die über viele Jahrzehnte hinweg das Stadtbild prägten, könnten bald der Vergangenheit angehören. Die "Initiative Düsseldorfer Gaslicht" hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein der Bürger für den Erhalt der geschichtsträchtigen Beleuchtung zu schärfen. In einem Aufruf betont sie die möglichen Konsequenzen, sollte der Plan zur Demontage der Gaslaternen in die Tat umgesetzt werden.

"Wir können Bürgerinnen und Bürgern nur raten, ihr ehrenamtliches Engagement nicht für vorgebliche Bürgerbeteiligungen zu verschwenden. Die Ergebnisse werden von den meisten Ratsmitgliedern sowieso beiseite gewischt, wenn sie ihnen nicht passen," erklärt Carolyn Eickelkamp von der "Initiative Düsseldorfer Gaslicht" in Bezug auf die aktuelle Entwicklung. Sie stellt fest, dass es keine wirklich relevanten neuen Fakten gibt, die die Kehrtwende im Stadtrat rechtfertigen würden.

Die Bürgerinnen und Bürger sehen sich nach Ansicht der Initiative einer doppelten Täuschung gegenüber

Zum einen werde der Abbau der Gaslaternen mit zweifelhaften Argumenten gerechtfertigt. Zum anderen werde versprochen, Nachbauten zu installieren, die das Erscheinungsbild der Gaslaternen imitieren sollen. Allerdings seien diese Nachbauten weitaus teurer als von der Stadtverwaltung dargestellt. Die Initiative stellt fest, dass es bisher keine funktionstüchtigen Nachbauten gibt und diese in Kleinserien hergestellt werden müssten.

Die Stadtverwaltung gibt an, dass ein Mix aus verschiedenen Leuchtentypen, einschließlich der Nachbauten, etwa 6.000 Euro pro Leuchte kosten würde. Jedoch belaufen sich die aktuellen Kosten für einfache "technische" LED-Leuchten bereits auf 7.400 Euro pro Stück, jedenfalls laut Beschluss der Bezirksvertretung 2 für das Areal rund um die Rosmarinstraße. Die Initiative berichtet, dass die Verwaltung keine überzeugende Erklärung für die Kostensteigerung liefern konnte. Die realistischen Kosten für hochwertige Nachbauten der fünf verschiedenen Gaslaternentypen schätzt die Initiative zudem auf fast 10.000 Euro pro Stück.

Dies würde zu Gesamtkosten von 130 bis 150 Millionen Euro für den Abbau der bestehenden Gaslaternen führen.

"Die zusätzlichen Kosten müssten dann vom Rat genehmigt werden und könnten bis zu 65 Prozent von den Anwohnern getragen werden," erklärte Dr. Werner Fliescher von Haus und Grund.

"Diese teuren Nachbauten würden höchstens in exklusiven Vierteln wie Oberkassel und der Carlstadt installiert werden. Die meisten Wohnviertel müssten sich mit hässlichen Standard-LED-Leuchten begnügen," sagte Wolfgang Rolshoven von den Jonges. "Düsseldorf wird in dieser Hinsicht zu einer beliebigen Stadt, die ihr besonderes Flair verliert.”

Die Ratsfraktionen begründen ihre geplante Entscheidung mit Blick auf die CO₂-Reduktion. Die Initiative betont jedoch, dass es effizientere Möglichkeiten gibt, die CO₂-Emissionen zu reduzieren, als die Gaslaternen abzubauen.

"Wir könnten einfach die von der Verwaltung überhöhten Erhaltungskosten der Gaslaternen auf ein angemessenes Maß reduzieren und das eingesparte Geld in Photovoltaik investieren. Das würde anderthalb Mal mehr CO₂-Einsparung bringen als der Abbau der Laternen. Und dies würde auch schneller wirksam sein," erklärte Lutz Cleffmann.

Die Initiative, die Düsseldorfer Jonges, AGD und Haus und Grund appellieren an die Ratsmitglieder, ihre Position zu überdenken und sich am kommenden Donnerstag nicht gegen den ausdrücklichen Willen vieler Bürgerinnen und Bürger zu stellen.

Innerhalb weniger Tage wurden bereits über 3.000 Stimmen für den Erhalt der Gaslaternen gesammelt.

Diese Meinungsäußerungen zu ignorieren und lediglich symbolische Politik zu verfolgen, sei laut den Appellierenden ein Skandal. Die Zukunft der Gaslaternen wird in der Stadtratssitzung am Donnerstag, dem 7. September 2023, endgültig entschieden. Politiker haben die Verantwortung über das Schicksal dieser historischen Symbole inne. Zwischen den verschiedenen Fraktionen wurde eine gemeinsame Entscheidung erarbeitet – und diese birgt weitreichende Folgen.

Demontage der Gaslaternen: Potenzielle Auswirkungen auf Klima- und Denkmalschutz in Düsseldorf

Die "Initiative Düsseldorfer Gaslicht" warnt vor den potenziellen Folgen, die mit der geplanten Demontage der Gaslaternen einhergehen. In einer Informationsveranstaltung präsentiert die Initiative wirtschaftliche Berechnungen, die verdeutlichen, dass der Abbau der Gaslaternen kostspielig ist und den Beitrag zum Klimaschutz nur begrenzt erhöhen würde.

Der Verzicht auf eine Tonne CO₂-Emission durch die Demontage der Gaslaternen würde etwa 8.500 Euro kosten, während eine Investition in Photovoltaik das gleiche Ergebnis mit nur rund 1.900 Euro erzielen könnte.

Die Hauptverantwortung für diese mögliche Bedrohung des kulturellen Erbes der Stadt wird der "Die PARTEI-Klima-Fraktion" zugeschrieben. Angesichts der geringen Wählerstimmen für diese Fraktion wird hinterfragt, ob sie wirklich die Interessen der Bürger angemessen repräsentiert.

In einer sachlichen Erklärung bringt die Initiative ihre Bestürzung zum Ausdruck: "Es ist schwer nachvollziehbar, dass eine Partei, die lediglich 0,87 Prozent der Wählerstimmen erhielt, über die Zukunft unserer geschätzten Gaslaternen entscheiden darf."

"Die am letzten März bis Ende Juni verlängerte Aussetzung der Erneuerung von über 10.000 Gaslichtpunkten wird aufgehoben, und der ehemalige Masterplan, der bereits mehrheitlich als überholt betrachtet wurde, tritt wieder in Kraft. Die Verwaltung hat trotz mehrmaliger Aufforderung des Stadtrats keine alternativen Vorschläge vorgelegt. Angesichts der akuten Klimakrise können wir nicht länger auf einen unzureichenden Kompromiss warten. Unser Ziel muss es sein, Abschied von den Gaslaternen zu nehmen", erklärte Lukas Fix, der Vorsitzende der "Die PARTEI-Klima-Fraktion", am 15. Juni.

Die Mitglieder der "Initiative Düsseldorfer Gaslicht" akzeptieren die Bedrohung des kulturellen Erbes ihrer Stadt nicht widerstandslos. Sie betonen die ernsthaften Auswirkungen des Verlusts dieser Gaslaternen auf das Stadtbild und die Identität von Düsseldorf. Die Initiative wirft der "Die PARTEI-Klima-Fraktion" vor, kurzsichtig zu agieren und den Denkmalwert dieser Ikonen zu ignorieren.

"Es geht nicht nur um eine geringfügige CO₂-Reduzierung, sondern um den Verlust eines Teils unserer Vergangenheit", erklären sie besorgt.

Ein Denkmal in Düsseldorf. Nur die Gaslaternen im Hofgarten sollen erhalten bleiben.

Falls die Bürger nicht aktiv werden, wird der Stadtrat voraussichtlich am 7. September beschließen, dass die Gaslaternen in ganz Düsseldorf außerhalb des Hofgartens abgebaut werden. Es ist interessant anzumerken, dass die Stadtverwaltung nach dem Sturm Ela im Jahr 2014 fälschlicherweise behauptete, das Leitungsnetz im Hofgarten sei veraltet und nicht mehr funktionsfähig. Ein Experte wusste jedoch, dass das Leitungsnetz tatsächlich aus Edelstahl erneuert worden war. Hätte die Stadtverwaltung ihren Weg verfolgt, würden dort heute keine Gaslaternen mehr stehen.

Die Zukunft der Gaslaternen wird in der Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag endgültig entschieden. Politiker haben die Verantwortung über das Schicksal der historischen Beleuchtung.

Was sagt die PARTEI-Klima-Fraktion dazu?

"Der Schutz des Klimas, der nicht weniger bedeutet als der Schutz der Lebensgrundlagen aller Menschen und des Ökosystems des Planeten Erde, ist nicht verhandelbar".

Der Fraktionsvorsitzende Lukas Fix: "Die Gaspreise explodieren, aber den Knall haben viele noch immer nicht gehört. 10.000 Gaslaternen zu erhalten heißt fast ein Prozent des Gasbedarfs der Großstadt Düsseldorf für ein bisschen Nostalgie und oft nicht einmal für eine der Sicherheit der Bürger:innen genügende Beleuchtung zu verschwenden. Gaslaternen gehören ins Museum und nicht auf die Wege dorthin."

Christopher Schrage, Mitglied im Umweltausschuss: "Das während der akuten Krise bei der Gasversorgung im letzten Jahr beschlossene Moratorium war notwendig und unser Antrag dazu fand eine breite Mehrheit im Rat. Heute erwarten wir, dass die Verschwendung der wertvollen Ressource Erdgas durch den Einsatz in einer extrem ineffizienten Beleuchtung, den Gaslaternen, angesichts der Klimakrise endgültig beendet wird. Der Masterplan für die Stadtbeleuchtung aus dem Jahr 2020 muss bezüglich der historischen Gasbeleuchtung beerdigt werden. Für gutes und klimafreundliches Licht in der Stadt gibt es nur eine Lösung: LED-Lampen".

Nicht verhandelbar, alternativlos. Wirklich?

Was am Ende übrig bleibt, sind verhärtete Fronten und viele ignorierte Argumente pro/contra Gaslaterne. Und auch ziemlich viel "Whataboutism". Auf beiden Seiten. Die einen wollen das Klima schützen, die anderen ein historisches Stadtbild bewahren.

Die Lösung mag in der Mitte liegen, doch darauf lässt sich bisher keine Seite ein. Selbstverständlich sind energiesparende Leuchten ein Fortschritt. LED-Leuchten sind ohne Zweifel die beste aktuell verfügbare energiesparende Alternative zum Gaslicht auf der Straße, zur Glühbirne im Treppenhaus und in der Wohnung.

Auch ohne Zweifel, eine Standard-LED Straßenbeleuchtung ist vergleichbar hässlich, wenn man einen Rest an ästhetischem Empfinden mitbringt. Die Umrüstung gemäß dem Anspruch "Wir stellen dann mal LED-Leuchten auf, die fast so aussehen, wie Gaslaternen" dürfte deutlich teurer werden als bisher angenommen. Bisher erscheint die Kalkulation eher theoretischer Natur zu sein. Wie so oft, wenn eine Kommune eine Philharmonie oder eine Oper kalkuliert.

Der Naturschutzbund Deutschland e.V. sagt übrigens dazu: „Von ökologischer Stadtbeleuchtung profitieren alle – das Klima, das Portemonnaie, die Menschen und die Natur. Doch davon sind wir in Deutschland weit entfernt. Jede dritte Straßenlaterne gehört ins Museum, weil ihre Lichttechnik bereits weit über 20 Jahre alt.

Je größer der Ultraviolett- und Blauanteil des Lichts, desto stärker die Anziehungskraft auf Insekten und damit die negativen ökologischen Auswirkungen. Am schädlichsten wirkt die zurzeit noch sehr weit verbreitete, sehr ineffiziente Quecksilberdampf-Hochdrucklampe mit hellweißem Licht und relativ hohem UV-Lichtanteil.

Auch das planlose Umrüsten auf energiesparende LED-Technik kann negative Auswirkungen haben. Zum einen, wenn dabei das Beleuchtungsniveau erhöht und nicht an den tatsächlichen Bedarf angepasst wird. Auch das Lichtspektrum muss naturfreundlich sein, also im warmen/gelblichen Bereich liegen. Zum anderen, wenn die Lampen in unpassenden Leuchtkörpern so installiert werden, dass sie in den Himmel oder die Horizontale abstrahlen.

Notwendig sind (daher) LED-Leuchten mit Beleuchtungsstärkeregulierung, die nach Bedarf reduziert wird. Dadurch kann, nicht nur Strom gespart werden, sondern auch natürlich dunkle Naturräume werden erhalten.“

Letzteres bedarf allerdings vermutlich einer noch höheren Investition, als bisher seitens der Stadt kalkuliert?
Nicht zuletzt wird die Lichtbelästigung durch die im Vergleich deutlich helleren LED-Lampen von den Betroffenen oft als sehr störend empfunden.

Vor einer faktenbasierten Gesamt-Bilanz sollten alle Beteiligten gehörigen Respekt haben. So lange der Strommix in Deutschland noch zu 36,8 % aus fossilen Energieträgern erzeugt wird, sind LED Lampen noch nicht wirklich der Weisheit letzter Schluss, langfristig sicher schon und je früher, desto besser.

Perspektivisch gesehen ist die Transformation notwendig und richtig. Ein bisschen weniger "Härte" in der Diskussion und ein behutsames und über einen längeren Zeitraum sinnvoll geplantes Vorgehen würde der Stadt jedoch gut zu Gesicht stehen. Geht es evtl. auch ein bisschen weniger dogmatisch?

Politik lebt durch sinnvolle Kompromisse. Der teilweise und gut durchdachte Abbau von Gaslaternen ist grundsätzlich richtig. Der Erhalt von historischen Gaslaternen an ausgewählten Standorten und eine ggf. sogar mögliche Effizienzsteigerung derselben ist keine Katastrophe. Im Gegenteil, die Erhaltung einer wertvollen und schützenswerten Industriehistorie ist wesentlich für eine Gesellschaft, die sich intelligent weiterentwickeln will. Man nennt es Denkmal. Denk mal darüber nach, wie es früher war und vergleiche.

Eine teilweise Umwidmung der für den Abbau vorgesehenen finanziellen Mittel hin zu Maßnahmen, die die CO2 Bilanz der Stadt womöglich effizienter reduzieren könnten, sollte ebenfalls zumindest in Betracht gezogen werden.

Und um dem Ganzen noch einen spannenden Drift zu geben: Wir sprechen in Deutschland mehr und deutlich emotionaler über die CO2 Emissionen von Kommunen und vor allem von Privathaushalten, als über die CO2 Emissionen der sehr wenigen Superreichen. Diese verursachen allein mit Ihren Investitionen in kohlenstoffintensive Unternehmen Treibhausgasemissionen in einer Größenordnung die der von ganz Frankreich entspricht. Dies geht aus einer Analyse hervor, die anlässlich der Eröffnung der UN-Klimagespräche in Ägypten (Cop27) veröffentlicht wurde.

Whataboutism? Ja. Sollten wir dennoch intensiver darüber nachdenken, was die Stadt hier unternehmen kann? Ja. Die PARTEI-Klima-Fraktion hat sich auch dazu bereits entsprechend positioniert.  Es gibt also Themen mit vermutlich größerem Impact als die historischen Gaslaternen.

Termin:

Donnerstag, 7. September 2023, ab 13:15 Uhr

Rathaus Marktplatz 1, 40213 Düsseldorf

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Pressemitteilungen der "Die PARTEI-Klima-Fraktion"

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