Wie berichtet, war OB Geisel zunächst für einen Joachim-Erwin-Platz am Kö-Bogen.
OB Geisel strebt zur neuen Platzbenennung einen Ratsbeschluss am 30. Oktober an und lädt alle Fraktionen ein, dabei mitzumachen: “Es ist richtig und eines verstorbenen OB würdig, das Thema jetzt mit möglichst breiter Mehrheit abzuschließen.” Die Baumaßnahmen der Wehrhahnlinie werden im nächsten Jahr beendet. “Auch deshalb ist es gut, die Diskussionen zügig zum Ziel zu führen.”
Der dreieckige Platz ist öffentlicher Bereich und wird durch die Bachstraße im Norden und die Bahngleise im Süden begrenzt. Die Straßenräume der längs laufenden Elisabeth- und Friedrichstraße werden integriert und führen künftig den Namen Joachim-Erwin-Platz. Auf dem Platz liegt der Tunnelmund der U-Bahn; von dort gelangt man direkt zum Bilker S-Bahnhof. Wo jetzt die Straßenbahngleise aus der Innenstadt ankommen, entsteht eine Grünzone, die den Platzcharakter unterstreichen wird und einen Gegenpol zum steinernen Eingangsbereich der Bilker Arcaden (nicht Bestandteil des Platzes) setzen wird.
Die Fraktionen der zuständigen Bezirksvertretung 3 wurden gestern telefonisch informiert. Die Namensvergabe erfolgt aufgrund des gesamtstädtischen Interesses durch den Rat der Landeshauptstadt.
CDU: „OB Geisel ein pietätloser Umfaller?“
Die CDU reagiert mit der polemischen Frage : „OB Geisel ein pietätloser Umfaller?“ Die CDU sei „fassungslos“, so Fraktionschef Rüdiger Gutt. „Wir müssen befürchten, dass Herr Geisel nicht mehr zu seinem Wort steht“, empört sich Fraktionsvorsitzender Rüdiger Gutt. „Der Familie Erwin und uns gegenüber hat er sich immer für den Teilbereich des alten Jan-Wellem-Platzes ausgesprochen. An dieser offiziellen Zusage messen wir ihn.“
Vermutlich sei Geisel unter dem Druck der Ampel umgefallen. „Ein herber Gesichtsverlust“, meint Gutt. „Wenn es stimmt, dass jetzt ein Fleckchen Erde neben den Bilker Arcaden angedacht ist, dann sollte sich OB Geisel in Grund und Boden schämen. Da werden wir nicht mitmachen. Mit Rücksicht auf die Familie Erwin verwahren wir uns gegen dieses unwürdige und wortbrüchige Hin und Her.“
Besonders schlimm sei für Gutt, dass Geisel im Wahlkampf laut getönt habe, er wolle mit der Erwin-Ehrung ein Zeichen gegen Lagerdenken und für Versöhnung setzen: „Das wäre sein erstes großes Projekt als neuer OB gewesen. Nichts droht davon übrigzubleiben. Die Ampel hat Geisel offenbar die Gefolgschaft aufgekündigt. Geisel ist ein trauriger König ohne Land.“
Thomas Geisel will mit dem Beginn seiner Amtszeit aber auch die fehlende Würdigung eines weiteren Oberbürgermeisters zum Ziel führen: Josef Kürten, CDU, der 2010 verstarb. In jüngerer Zeit sind Stadtchefs im Schnitt zwei bis vier Jahre nach ihrem Tod mit einer Straßen- und Platzbenennung geehrt worden. In vergleichbaren Großstädten verlief der Rhythmus zum Teil erheblich schneller.