Spaltung und Hoffnung: Türkische Gemeinde in Düsseldorf vor der Stichwahl
Von
Iman Uysal
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Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei fanden am 14. Mai statt. Nachdem keiner der Kandidaten in der ersten Runde die absolute Mehrheit erzielte, gehen der türkische Präsident Erdogan und sein Herausforderer Kilicdaroglu in die Stichwahl. Allein in Deutschland sind 1,5 Millionen Türken wahlberechtigt. Die Stimmung in der türkischen Gemeinde ist stark gespalten. Umfragen sahen zuvor den türkischen Präsidenten Kopf an Kopf mit seinem Herausforderer Kilicdaroglu von der CHP. Die türkischen Wähler in Düsseldorf stehen vor einer entscheidenden Wahl.
Alle zur Wahl aufgerufenen Türken in Deutschland können vom 20. bis zum 24.Mai ihre Stimme abgeben. Von den insgesamt 1,5 Millionen wahlberechtigten Türken leben rund 500.000 in NRW. Teilnehmen an der Stichwahl darf, wer bereits bei der Wahl registriert wurde. In Düsseldorf können die Wahlberechtigten ihre Stimme beim türkischen Konsulat abgeben. Die Wahllokale sind bis kommenden Mittwoch von 8 bis 22 Uhr geöffnet.
Zu den Wählern in Düsseldorf zählt auch Aynur, die Deutsch-Türkin bleibt aus Furcht vor Repressialien anonym. Sie will mit ihrer Stimme dazu beitragen, dass Erdogan abgewählt wird.
Ich bin gar nicht zufrieden. Vor allem die jungen Leute sehen in Kilicdaroglu einen neuen Hoffnungsschimmer. Ich hoffe dass in der zweiten Runde die Fehler aus der ersten nicht wiederholt werden. Außerdem sind viele Videos und Beweise aufgetaucht, die zeigen, dass auch diesmal die Wahlen manipuliert wurden. Es wird schwer sein dies zu verhindern, da sowohl Polizei als auch der Wahlvorstand seitens Erdogan agieren, jedoch glaube ich fest daran das diesmal alles anders wird.
Gründe für die Kritik an Erdogan sind das Krisenmanagement nach dem Erdbeben mit ca. 57.000 Toten und die hohe Inflation in der Türkei. Ein Teil der türkischen Wähler wirft dem Präsidenten vor, dass er die in der Türkei eingenommene Erdbeben-Steuer nicht für ihren eigentlichen Zweck verwendet hätte. Außerdem wird kritisiert, dass die Regierung zu spät und zu wenig Hilfe an die von dem Erdbeben betroffenen Gebiete geschickt habe.
Einer dieser Kritiker ist CHP-Chef Kilicdaroglu, Erdogans Gegenkandidat.
„ Sie waren in allen möglichen Dingen untätig, so wie hier auch. Sie haben wirklich keine Ahnung wie man einen Staat regiert. Ich sage es ganz offen: Wenn jemand hauptverantwortlich für diese Folgen ist, dann ist es Erdogan. Es ist diese Regierung, die das Land 20 Jahre lang nicht auf ein Erdbeben vorbereitet hat"
Der linksorientierte Kilicdaroglu ist seit 2010 Vorsitzender der kemalistisch-sozialdemokratischen CHP und der Kandidat der Opposition. Er verspricht Demokratie und Meinungsfreiheit zurückzubringen.
Zudem versucht Erdogan die Wähler und Wählerinnen mit Wahlgeschenken auf seine Seite zu ziehen. So verspricht er eine erneute Erhöhung des Mindestlohns und kostenloses Erdgas, im Gespräch sind 25 Kubikmeter pro Haushalt pro Monat.
Am 28. Mai, am Tag der Stichwahl, werden die Stimmen in der Türkei ausgezählt.