Bundesregierung muss strategische Kehrtwende einfordern

Uniper kündigt heute Verluste von 12 Milliarden Euro an

Uniper: Bundesregierung muss strategische Kehrtwende einfordern / Foto: Open pit mine near Jackerath Germany @ Wim van't Einde, unsplash

Uniper: Bundesregierung muss strategische Kehrtwende einfordern / Foto: Open pit mine near Jackerath Germany @ Wim van't Einde, unsplash

Uniper kündigt heute Verluste von 12 Milliarden Euro an – davon 6,5 Mrd. im Zusammenhang mit den fehlenden Gaslieferungen aus Russland und weitere 2,7 Mrd. Euro u.a. aus Abschreibungen von Nord Stream 2 und der russischen Stromerzeugung. Anlässlich der heutigen Präsentation der Halbjahreszahlen von Uniper kommentiert die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald.

Diese Zahlen zeigen nachdrücklich, wie sehr der Düsseldorfer Energieversorger von staatlicher Unterstützung abhängig ist.

Mit dem Direkteinstieg der Bundesregierung, der Ausweitung der KfW-Kredite und der Gasumlage greift der Staat finanziell massiv ein. Nun muss er auch darauf hinwirken, dass nicht nur die kurzfristige Unternehmenskrise aufgefangen, sondern auch die mittel- und langfristige Strategie Unipers neu ausgerichtet wird.

„Die Bundesregierung und auch der finnische Hauptanteilseigner Fortum müssen von Uniper eine strategische Kehrtwende verlangen, die der Klimakrise Rechnung trägt. Ohne einen deutlichen Kurswechsel weg vom fossilen Gas und hin zu Erneuerbaren Energien bleibt Uniper wirtschaftlich und klimapolitisch ein Fass ohne Boden. Sollten Uniper dafür Mittel, Know-how oder der Wille fehlen, darf die Frage nach der Daseinsberechtigung des Unternehmens kein Tabu sein“, kommentiert Sebastian Rötters, Energie-Campaigner bei urgewald.

Ausufernde LNG-Pläne und Gas-Langzeitverträge keine Option in der Klimakrise

Der aktuelle Überbietungswettbewerb in Hinblick auf LNG-Importkapazitäten in Deutschland zeigt, wie wenig Aufmerksamkeit aktuell auf die Klimakrise gerichtet ist. Uniper baut neben einem kurzfristig benötigten temporären auch ein langfristiges LNG-Terminal in Wilhelmshaven, wobei äußerst fraglich ist, inwieweit die geplante Erweiterung auf grünen Ammoniak in Zukunft wirklich in großem Volumen realisiert werden kann.

"Unipers Pläne für den Neubau eines fest installierten LNG-Terminals tragen in keiner Weise zur Lösung der aktuellen Energiekrise bei. Das Unternehmen zementiert hier unbeirrt der Fehler der Vergangenheit weiter die Abhängigkeit von Erdgas. Angesichts der verheerenden Dürre in diesem Sommer sind solche fossilen Ausbaupläne ein fatales Signal fürs Klima. Das Mindeste, was die deutsche Öffentlichkeit als Gegenleistung für die Rettung des Konzerns erwarten dürfte, ist nun ein radikaler Strategiewechsel hin zu Erneuerbaren Energien“, so Rötters weiter. [1]

Außerdem fordert urgewald eine umfassende Aufarbeitung der Russland- und Gasstrategie des Unternehmens.

„Während die Gewinne aus dem ehemals billigen Gas lange ihren Weg auf die Konten der Uniper-Führungsriege und der -Aktionär*innen gefunden haben, dürfen sich nun alle Gaskund*innen in Deutschland über die Gasumlage zwangsweise an der künstlichen Beatmung des Unternehmens beteiligen. Dieser ‚Uniper-Soli‘ ist das dicke Ende einer verfehlten Unternehmensstrategie, die einseitig auf fossiles Gas und die Abhängigkeit von Gazprom setzte. Wer bei Uniper wird dafür endlich auch persönlich die Verantwortung übernehmen?“ so Sebastian Rötters.

Notizen

[1] Uniper hat weiterhin nur einen sehr geringen Teil des Stroms durch Wasserkraft und Biomasse erzeugt (12,89%), und gar keinen Strom durch Wind- oder Solarenergie. Dagegen wurden 52,44% des Stroms aus Gas und 23,69% aus Stein- und Braunkohle erzeugt sowie 10,98% durch Atomenergie. Quelle:

www.uniper.energy/news/download/1226915/halbjahresbericht2022-16082022-1700-2.pdf, S. 87.

 

www.urgewald.org