Auf der einen Seite melden vor allem Industriebetriebe und industrienahe Unternehmen eine zunehmend bessere Lage. Auf der anderen Seite befinden sich zahlreiche kontaktintensive Branchen, wie etwa der Einzelhandel und viele Dienstleister, seit mittlerweile mehr als fünf Monaten im Lockdown.
Dass sich die konjunkturelle Lage seit Jahresbeginn trotz der dauerhaften Einschränkungen spürbar verbessert hat, liegt insbesondere an den verarbeitenden Unternehmen. 34,9 Prozent der Industriebetriebe melden eine gute, 17,5 Prozent eine schlechte Lage. Der Geschäftslageindikator in der Industrie klettert damit von -7,5 auf 17,4 Punkte, während der Anstieg über alle Branchen hinweg deutlich geringer ist (8,1 nach zuvor -8,3 Punkte).
„Die wieder verbesserte Auftragslage des verarbeitenden Gewerbes wirkt sich ebenso auf den produktionsverbindenden Großhandel und viele industrienahe Dienstleister aus“, erläutert Steinmetz. „Dieser Teil der Wirtschaft hat sich von den pandemiebedingten Einschränkungen nun abgekoppelt.“ Dies sei ein Beleg dafür, wie widerstandsfähig die exportorientierte Wirtschaft in der Region ist. Zudem zeige sich, wie wichtig die Industrie für viele weitere Branchen sei.
Insbesondere aus dem außereuropäischen Ausland spürt die Industrie Impulse. Die Nachfrage aus China und den USA hat zuletzt deutlich zugenommen. In den Vereinigten Staaten hat die Biden-Administration ein 1,9 Billionen-Dollar-Wachstumspaket auf den Weg gebracht, und der Fünfjahres-Plan Chinas sieht ein Wachstum von sechs Prozent in diesem Jahr vor und sorgt auch für Aufträge für deutsche Unternehmen. Dennoch ist der IHK-Hauptgeschäftsführer beim Blick auf die Daten vorsichtig. „Die Kapazitätsauslastung liegt immer noch knapp unter der 80-Prozent-Marke. Sie ist zwar spürbar gestiegen, allerdings gibt es noch Luft nach oben“, so Gregor Berghausen.
Einzelhandel und Gastgewerbe
Im Gegensatz zur Industrie melden die von den pandemiebedingten Einschränkungen besonders betroffenen Branchen weiterhin eine kritische Lage.
„Das betrifft insbesondere den Einzelhandel, der seit nunmehr fünf Monaten geschlossen ist oder nur unter sehr rigiden Auflagen öffnen kann“, erläutert Berghausen.
Nur 22,9 Prozent der Händler bewerten ihre Situation gut, 39,8 Prozent beurteilen sie als schlecht. „Auch die konsumnahen Großhändler sowie kontaktintensive Dienstleister wie die Freizeitwirtschaft und das Gastgewerbe melden aufgrund der Beschränkungen eine schlechte Lage“, so Berghausen.
Deswegen begrüßen beide IHK-Hauptgeschäftsführer, dass die besonders betroffenen Branchen, durch die in dieser Woche in Kraft getretene Corona-Schutzverordnung erste Perspektiven erhalten. Berghausen und Steinmetz betonen allerdings auch, dass mit den Erleichterungen noch nicht gewährleistet ist, dass alle Geschäftsmodelle zeitnah wieder tragfähig werden.
Verbesserungen in Sicht
Die IHKs Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein gehen in ihrem Konjunkturbericht davon aus, dass sich die Lage in der Gesamtwirtschaft in den kommenden Monaten weiter verbessern wird. „Das ist branchenübergreifend so“, erklärt Jürgen Steinmetz. 31,5 Prozent der Betriebe erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, nur 15,7 Prozent eine Verschlechterung.
Dabei sind die Industrie-betriebe deutlich optimistischer als der Einzelhandel. „Die verarbeitenden Betriebe setzen darauf, dass die Impulse aus dem Ausland die Wirtschaft in der EU insgesamt spürbar beleben werden“, so Steinmetz. Positiv wertet Steinmetz in diesem Zusammenhang, dass auch in der Region selbst die Investitionspläne der Industriebetriebe deutlich expansiv sind. „Das sorgt für Aufträge bei den wichtigen Investitionsgüterproduzenten.“
Gleichzeitig fürchten die Unternehmen jedoch hohe Kostendurch steigende Rohstoffpreise. Knapp 70 Prozent der Industrieunternehmen sehen darin ein wesentliches Geschäftsrisiko für die kommenden Monate. „Einen derart hohen Wert haben wir noch nie gemessen“, sagt Steinmetz. Dadurch steige auch die Gefahr einer Inflation.
Positiv für die Menschen in der Region: Die Unternehmen möchten angesichts der positiven Erwartungen wieder zusätzliche Mitarbeiter einstellen.
„Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie übersteigt der Anteil der Unternehmen mit expansiven Plänen den Anteil der Betriebe mit Abbauplänen“, so Berghausen.
„Damit einher geht jedoch, dass 40 Prozent der Betriebe im Fachkräftemangel jetzt schon wieder ein wesentliches Konjunkturrisiko sehen.“ Die IHKs führen dies auch darauf zurück, dass die Rekrutierung von Auszubildenden durch die Schulschließungen und die Kontaktbeschränkungen erheblich erschwert worden sei.