Jetzt muss die Stadtverwaltung, die bereits eine Verkehrswende eingeleitet hatte, auf die Schnelle die Verkehrswende planen und durchsetzen. Und da ziehen viele dummerweise nicht mit. Immer noch kommen 70 Prozent der mehr als 300.000 Pendler mit dem Auto nach Düsseldorf - das sind täglich über 210.000 Fahrzeuge, die morgens in die Stadt, und abends wieder heraus fahren.
"Mit dem groß angelegten Versuch der Umweltspuren, die zu Einschränkungen führen, verbinden wir sukzessive Kompensationsmaßnahmen, sowohl in der Stadt, wie Shuttles, P+R-Plätze, als auch die Bemühungen, mit den Nachbargemeinden, beim Thema P+R weiterzukommen, um die Pendler dadurch zu entlasten. Das ist kein einfaches Geschäft, aber die Luftreinhaltungspläne fordern die Verkehrswende und dafür müssen wir gemeinsam nach Lösungen suchen", betont Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke.
Aktuell ist ein politischer Beschluss in Vorbereitung, der die übrigen Abschnitte der Umweltspur zwischen Südpark und Nordstern umfasst. Eine entsprechende Vorlage ist zur politischen Beratung im Ordnungs- und Verkehrsausschuss am Mittwoch, 27. November, geplant. Inhalt der Vorlage wird unter anderem die kurzfristige Einrichtung eines P+R-Platzes auf dem Messeparkplatz P2 mit einer Kapazität von rund 500 Stellplätzen sowie eines Linienshuttles von dort zur Heinrich-Heine-Allee sein. Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Wir wollen die Verkehrswende schaffen. Darum möchten wir den Düsseldorferinnen und Düsseldorfern wie auch den Pendlern Alternativen aufzeigen, wie sie komfortabel ohne Auto oder mittels einer Fahrgemeinschaft in die Stadt kommen. Daran arbeiten wir mit Hochdruck.“
Mit Hilfe von Umweltspuren soll ein drohendes Dieselfahrverbot für die Düsseldorfer Innenstadt abgewendet werden. Wer das Fahrrad oder Bus und Bahn nutzt oder sich zu einer Fahrgemeinschaft mit mindestens drei Menschen zusammengeschlossen hat, kommt auf der neuen Umweltspur, die inzwischen vom Südpark bis zur Kreuzung Erasmusstraße/Färberstraße reicht, zügig voran. Vier Buslinien mit rund 24 Fahrzeugen in der Stunde nutzen die Strecke vom Werstener Kreuz zur Corneliusstraße. Mit jedem Bus kommen die Passagiere, besonders zu den Hauptverkehrszeiten, schneller zum Ziel.
Neue Park + Ride Plätze
Neben den vorhanden Park+Ride-Plätzen an den S-Bahn-Stationen in Hellerhof, Garath, Eller-Süd, Eller und Angermund, am Benrather Bahnhof sowie am Südpark (U71, U73, U79, U83), Südfriedhof (Linie 709), Gerresheimer Krankenhaus (U83, 709), Staufenplatz (U73, U83, 709), Heerdter Krankenhaus (U75) und an der U79-Haltestelle Wittlaer werden noch weitere hinzukommen. Mit dem Bau eines neuen P+R-Platzes an der Ickerswarder Straße/Münchener Straße mit 130 Stellplätzen könnte vorbehaltlich der baurechtlichen Genehmigung schon in diesem Jahr gestartet werden. Die Ausweitung des P+R-Platzes am Südpark und eine weitere P+R-Nutzung von Parkmöglichkeiten an der Messe ist wie oben beschrieben in Planung. Weitere Informationen gibt es online unter www.duesseldorf.de/verkehrsmanagement/clever-unterwegs/umweltspuren.
Radfahrer sehen es positiv
Auf der Merowingerstraße fanden zwischen dem 10. und 26. September Verkehrsbeobachtungen statt. Die Ergebnisse daraus werden voraussichtlich Ende November im Ordnungs- und Verkehrsausschuss präsentiert. Auf der Prinz-Georg-Straße wurden im Juli Radfahrer befragt. Es stellte sich im Ergebnis heraus, dass diese die Umweltspur sehr positiv wahrnehmen. Etwa 65 Prozent der Befragten bewerteten die Situation auf der Prinz-Georg-Straße nach Einführung der Umweltspur als "deutlich besser". Verkehrszählungen auf der Merowingerstraße und der Prinz-Georg-Straße wurden im September vorgenommen. Die Zahlen werden aktuell ausgewertet und liegen voraussichtlich ebenfalls Ende November vor.
Fahrgemeinschaften bilden, „Düsselschmiede“ und „route D“
Fahrgemeinschaften profitieren ebenfalls von der Umweltspur, denn Fahrzeuge mit mindestens drei Menschen darin - unabhängig von deren Alter - dürfen die Umweltspur nutzen. Mitfahrerinnen und Mitfahrer finden umweltbewusste Autofahrer beispielsweise über das Pendlerportal des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR). Unter www.pendlerportal.de können sich Pendlerinnen und Pendler schnell und kostenlos anmelden. Das Portal, das insgesamt 250 Städte und Landkreise als Partner hat, vermittelt monatlich 225.575 Fahrten. In Erarbeitung ist zurzeit auch eine Mitfahrer-App "route D", die ein Start-up im Rahmen des Unternehmensverbundes "Düsselschmiede" entwickelt. Die Einführung der App ist für Anfang des nächsten Jahres geplant.
Zur Düsselschmiede gehören mehr als 10.000 Mitarbeiter von Flughafen, Messe, RP Mediengruppe, Stadtsparkasse und Stadtwerken. Anschließend können auch weitere Düsseldorfer Unternehmen an der der "route D" teilnehmen. Dieser Anreiz könnte erheblich zur gewünschten Verhaltens-Änderung großer Mitarbeiter-Kreise beitragen. Die Unternehmen wiederum, die an route D teilnehmen, schaffen eine Mobilitäts-Alternative für ihre Mitarbeiter, wenn diese in einer Fahrgemeinschaft auf der Umweltspur zügig in die Stadt fahren können.
Vorteil der Bildung von Fahrgemeinschaften ist es, dass die Umweltspuren in der Landeshauptstadt von Fahrzeugen mit drei oder mehr Insassen benutzt werden dürfen. Ein Überblick über weitere bestehende Pendlerportale findet sich unter www.duesseldorf.de/verkehrsmanagement/clever-unterwegs/umweltspuren.
Um Pendlern aus den Umlandgemeinden den Umstieg auf Busse und Bahnen zu erleichtern, haben Vertreter der Landeshauptstadt mit Mitarbeitern des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr sowie Vertretern der umliegenden Städte und Gemeinden Gespräche aufgenommen. Es wird geprüft, wo und welche regionalen P+R-Plätze vorhanden sind, und wie diese in ein Konzept eingebunden werden können. Zusätzlich wird geprüft, ob weitere Umsteigeplätze, zum Beispiel für Fahrgemeinschaften, gegebenenfalls unterstützt durch entsprechende Apps, auf Düsseldorfer Stadtgebiet gebaut werden können.
(Autor Jo Achim Geschke mit Material der Stadt)
Fakten und Hintergründe (Material der Stadt)
Umweltspuren Merowinger Straße und Prinz-Georg-Straße Bereits in den Osterferien wurden zwei Umweltspuren auf der Merowingerstraße stadteinwärts und auf der Prinz-Georg-Straße in beide Fahrtrichtungen eingerichtet. Die Sonderfahrspuren dürfen von Bussen, Fahrrädern, Taxen, elektrisch betriebenen Fahrzeugen mit E-Kennzeichen sowie seit Juli auch von Fahrzeugen mit drei oder mehr Insassen befahren werden. Die Umsetzung erfolgt zunächst als "Testbetrieb" für die Dauer von einem Jahr mit begleitender Prüfung und Bewertung der Auswirkungen. Danach erfolgt eine abschließende Beurteilung. Diese Sonderfahrstreifen hatten der Ordnungs- und Verkehrsausschuss (OVA) und die betroffenen Bezirksvertretungen im Januar in einer Sondersitzung beschlossen. Die Einrichtung der dritten Umweltspur geht auf einen konkretisierenden Beschluss des OVA vom 28. August 2019 zurück. Alle drei Umweltspuren sind Bestandteil des Luftreinhalteplans der Bezirksregierung und sind Teil der notwendigen Verkehrswende. Ziel ist es, die Luftqualität so schnell wie möglich auf besonders stark belasteten Straßenabschnitten Düsseldorfs zu verbessern, um so die drohenden Fahrverbote für Dieselfahrzeuge abzuwenden. In den Herbstferien wurde nun in einem weiteren Verkehrsversuch die Einrichtung der dritten Umweltspur gestartet, indem erste Teile zwischen dem Südpark und dem Nordstern eingerichtet wurden. Die Nord-Süd-Verbindung im Hauptverkehrsnetz mit 40.000 Fahrzeugen pro Tag und 24 Bussen in der Stunde ist zum Teil Bestandteil des Radhauptnetzes. Nach Einrichtung der Umweltspur bleibt auf der Hauptverkehrsachse teilweise nur eine Fahrspur für den übrigen Autoverkehr. Der erste Abschnitt beginnt in Höhe des Südparks hinter der A46-Ausfahrt Düsseldorf-Zentrum und führt über die Werstener Straße, Witzel-, Mecum- und Erasmusstraße bis zur Corneliusstraße. Der zweite Teil verläuft auf der Kaiser- und Fischerstraße zwischen der Stern- und der Homberger Straße. Eine Vorlage zur Konkretisierung der restlichen Abschnitte der dritten Umweltspur soll am Mittwoch, 27. November, in den OVA eingebracht werden. Regelungen im Luftreinhalteplan Der von der Bezirksregierung aufgestellte Luftreinhalteplan ist seit Februar 2019 rechtskräftig. Die Landeshauptstadt Düsseldorf hatte zuvor viele Projekte benannt und zu umfangreichen Paketen zusammengefasst, um die Luftqualität nachhaltig zu verbessen. Sie sind zum Beispiel in den Green-City-Mobility-Plan und in den Luftreinhalteplan eingegangen. Dazu gehören unter anderem: • vorzeitige Umrüstung beziehungsweise Austausch von Bussen der Rheinbahn • Beschleunigung von Bussen und Bahnen durch beschleunigten Umbau von Ampelanlagen und Vorrangschaltungen • Parkraummanagement • Umsetzung von Mobilitätsstationen • Verbesserungen für den Radverkehr - insbesondere Ausbau von Radwegen und Schaffung von • Radabstellanlagen • Förderung der Elektromobilität • Optimierung der Innenstadtlogistik Aus dem Luftreinhalteplan ergibt sich, dass für die Abschnitte Corneliusstraße, Merowingerstraße und Kaiserstraße, selbst wenn dort ein Dieselfahrverbot verhängt werden würde, die gesetzlichen Grenzwerte zur Luftqualität bis 2020 nicht eingehalten werden können. Dies wäre erst bis 2022 oder 2023 möglich. Ohne ein Dieselfahrverbot, aber mit Umsetzung aller anderen Maßnahmen des Luftreinhalteplans aufgeführten Projektpakete, aber ohne Umweltspuren, würden die Grenzwerte voraussichtlich erst 2024 oder nach 2025 eingehalten werden. Um die Chancen vor Gericht zu verbessern und ein zonenbezogenes Dieselfahrverbot zu vermeiden, wurde von Seiten der Bezirksregierung und des Umweltministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen betont, wie wichtig es ist, kurzfristig weitere, sofort wirksame Projekte zur Einhaltung der Stickstoffdioxid-Jahresmittelwert-Grenzwerte an allen Straßenabschnitten umzusetzen. Dabei wurde besonders die Einrichtung von Umweltspuren auf der Verkehrsachse beginnend am P+R-Parkplatz Südpark an der Werstener Straße (B8) über Witzelstraße, Mecumstraße, Erasmusstraße, Corneliusstraße, Berliner Allee, und in Gegenrichtung von der Kaiserstraße bis zur Hofgartenstraße gefordert. Die Umweltspuren sind daher in die endgültige Fassung des Luftreinhalteplanes aufgenommen worden. Das Gerichtsverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Münster dauert aktuell noch an. Ein Termin zur mündlichen Verhandlung ist bisher noch nicht anberaumt worden. Neben der Signalwirkung im Sinne eines verkehrlichen Umdenkens erwartet das Land von der Einrichtung der Umweltspuren, dass dadurch eine relevante Verbesserung der Luftqualität erzielt werden kann, da es entlang der ausgewiesenen Strecke zu einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs kommt. Gleichzeitig fördern die Umweltspuren, dass Menschen vom Auto auf Busse und Bahnen umsteigen.