Die gebürtige Bayerin hat in Düsseldorf studiert mit dem Abschluss als Diplom-Pädagogin. Seit 1999 engagierte sie sich bei den Grünen, deren Mitglieder seit 2007 von rund 300 auf mittlerweile 500 gewachsen ist. Bis Mitte vorigen Jahres arbeitete sie noch als Geschäftsführerin der Heinrich-Böll-Stiftung NRW. Neubaur hat im vorigen Sommer und Herbst maßgeblich an der Kooperationsvereinbarung der Ampel zwischen SPD, Grünen und FDP mitgewirkt – eine zuweilen nicht ganz einfache Aufgabe.
NDOZd.e : Was war der größte Erfolg der Grünen in ihrer Zeit als Vorsitzende?
Neubaur: „Ich denke, dass es den Grünen gelungen ist, das damals geplante Kohlekraftwerk zu verhindern und damit einen wesentlichen Beitrag dazu zu leisten, dass Düsseldorf in der Energieversorgung zukunftsweisend wird, den Stadtwerken eine Perspektive eröffnet wird, sich auch außerhalb von traditioneller fossiler Energiegewinnung im Markt aufzustellen. Darüber hinaus ist auch eine drohende höhere Feinstaubbelastung durch ein Kohlekraftwerk verhindert worden.“
(Die Entscheidung gegen ein Kohlkraftwerk auf der Lausward wurde letztlich von allen Parteien im Rat getragen, die Red.)
NDOZ.de : Wenn wir mal vom Kohlekraftwerk absehen, das ja jetzt als Gaskraftwerk mit Kraftwärmekopplung gebaut wird, war die Ampel vielleicht auch ein politischer Erfolg ?
Neubaur: „Es ist ein politischer Erfolg, dass man uns als Grüne mit bestimmten politischen Themen verknüpft. Und eines der Themen, was wir wirklich in der Stadt gesetzt haben, ist das FahrradfahrerInnen dringend mehr Sicherheit und mehr Rechte brauchen im Verkehr. Und damit haben wir unter anderem viele viele DüsseldorferInnen für unsere Politik begeistern können, die sich bei der Wahl uns angeschlossen haben und damit letztlich auch ermöglicht haben, dass wir nun aus einer Oppositionsrolle in eine gestaltende Funktion gekommen sind. Und damit das, wofür wir gewählt wurden, umsetzen können.“
NDOZ.de: Wenn Sie auf die vergangenen sieben Jahre zurück blicken, was hat sich in der Stadt, in Politik und Gesellschaft verändert ?
Neubaur: „Die Stadt war früher eher in einer stoisch hinnehmenden, passiven Haltung, es wurden eben nicht gleichwertig auf Themen und Argumente gehört, es wurde darauf verzichtet, ein breites Bild der Stadtgesellschaft abzubilden. Jetzt sind Gruppen, Unternehmen und jene, die früher nicht gehört wurden, lauter geworden. Und das trägt dazu bei, dass tatsächlich Mitreden und Mitbestimmen-dürfen dazugehört. Die Erwartungshaltung ist eine andere, und die Beteiligung an Projekten wird auch eingefordert. Die Düsseldorfer sind ein Stück weit selbstbewusster geworden, wenn es darum geht, mitreden zu können und auch Transparenz einzufordern. Es geht eben nicht mehr wie im früheren Politikstil weiter, dass irgendetwas im Hinterzimmer beschlossen wird. Heute heißt es : Wir beteiligen Euch, wir reden mit Euch, wir nehmen Eure Bedenken ernst und schätzen eure Anregungen.“
NDOZ.de: Hat sich bei den Düsseldorfer Bürgern denn etwas eklatant geändert ?
Neubaur: „Ja! In den letzten Jahren hat es in Düsseldorf viele Innovationsschübe aus der Gesellschaft heraus gegeben. Nicht nur die Parteien sagen: Hier könnte was passieren, sondern es gibt viele Leute, die sich zusammentun in Initiativen, die sich entweder gegen rechts engagieren, oder für urbanes Gärtnern in der Stadt, oder auch für Repaircafés. Die Selbstorganisation hat zugenommen.“
NDOZ.de: Sie werden als Landessprecherin in Düsseldorf wohnen bleiben ?
Neubaur: „Selbstverständlich !
NDOZ.de Und auch weiterhin zu Fortuna gehen?
Neubaur : „Selbstverständlich!! Soweit das der Terminkalender zulässt, werde ich weiterhin zu den Heimspielen gehen, klar ! „
NDOZ.de : In Düsseldorf fahren Sie viel Fahrrad. Wenn Sie nun in ganz NRW herumreisen – mit dem Auto ?
Neubaur: „Nur mit der Bahn ! Die Erfahrungen, die ich dort sammle bestärken mich übrigens auch in der Forderung nach einem besseren ÖPNV und besseren Bahnverbindungen.“
NDOZ.de : Sie sind für zwei Jahre gewählt, bald kommen aber auch Wahlen ins Land. Werden Sie wie schon einmal für den Bundestag kandidieren ?
Neubaur: „Ich bin jetzt Landesvorsitzende mit vollem Einsatz, und bin auch dabei vorzubereiten, dass 2017 die Grünen wieder erfolgreich vom Platz gehen. Darüber denke ich zurzeit nach, um die ganze Partei zu motivieren und in NRW die Grüne Programmatik noch stärker ins Blickfeld der Menschen zu bringen.“
NDOZ.de : Wir danken für das Gespräch.
(Das Interview führte Jo Achim Geschke).
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