Armut ist weiblich

Von Jo Achim Geschke |

Kleiderkammer in Gerresheim (Foto Uwe Schaffmeister / ev. Kirche)

Sie muss von 240 Euro im Monat leben. Lore K. (Name von der Redaktion geändert) ist 54, wohnt in Unterbilk, und bekommt „Grundsicherung“, also staatlichen Zuschuss wegen zu geringer Rente. Sie sagt empört: „Wenn ich jetzt Mütterente bekomme, liege ich knapp über der Einkommensgrenze und bekomme gar keine Zuschüsse mehr.“ Lore K. ist für die evangelische Superintendentin Henrike Tetz ein Beispiel für Frauenarmut, auf die evangelische Kirche und Diakonie in diesem Monat in Diskussionen und aufmerksam machen wollen.

Rund 1000 Menschen kommen jede Woche u den 7 Lebensmittelausgaben der Kirchen und Diakonie in der Stadt, berichtet Thorsten Nolting, Vorsitzender der Diakonie. Dort können Menschen, die nachwiesen können, dass sie Grundsicherung bekommen oder Sozialhilfe, gespendete Grundnahrungsmittel erhalten. Auch Lore K. geht zu den Lebensmittelausgaben, den Tafeln. „Mit der Mütterente liege ich aber so um 30 Euro über der Grenze, bekomme keine Grundsicherung und darf nicht mehr zur Tafel“, moniert sie. Die agile und temperamentvolle 54-Jährige nutz jede Möglichkeit, um Geld u sparen. „Ich bekomme 560 Euro Witwenrente, das deckt die Miete. Mit Grundsicherung und ihrer Rente von 120 Euro, behauptet sie, kommt sie zurecht. Muss aber doch Gemüse sammeln, dass Bauern wegwerfen, weil es nicht gerade und schön genug für den Markt ist, meint sie kopfschüttelnd. „Man muss das Geld genau einteilen, vielleicht mal ein Stück Fisch kaufen“, dann käme sie mit den 240 Euro zum Leben zurecht. Und berichtet stolz: „Ich habe mir gerade neue Schuhe geleistet, für 22 Euro.“

Bekäme sie Mütterente, wären das rund 600 Euro, sagt sie. Und das reiche eben nicht zum Leben.

 

„Auch in Düsseldorf“, so Henrike Tetz, „ist Armut weiblich. Mehr als 74.000 Menschen erhalten Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch I und XII, das sind 12,4 Prozent.“ Das immer mehr Frauen betroffen sind, sei „beunruhigend, zumal immer mehr Frauen arbeiten. Allerdings meist nicht in Vollzeit. Betroffen sind viele allein Erziehende, ebenso viele Frauen, die wegen der Kinder oder der Pflege Angehöriger nicht lnge gearbietet haben und daher eine geringe Rente bekommen. Zudem verdienen Frauen in Deutschland rund 25 Prozent weniger als Männer im gleichen Job, obwohl viele junge Frauen ausgezeichnete Abschlüsse vorweisen können.

In den Gesprächskreisen der Kirchengemeinden treffen sich viele Frauen, ebenso bei den Lebensmittelausgaben, das hilft, „Menschen sollten nicht zu Hause bleiben müssen, wenn sie keine 2 Euro für Kaffee und Kuchen haben“, so Pfarrer Heinz-Werner Frantzmann von der Diakonie. „Das Bild von Armut bei Frauen ist ganz falsch“, ergänzt  Lore K. Sie liefen eben nicht abgerissen durch die Gegend…

Am Sonntag, 7. September, gibt es um 10 Uhr einen Gottesdienst mit dem Frauereferat in der Johanneskirche, Martin Luther Platz.

Am Mittwoch, 10. September, ab 17 Uhr einen Diakoniegottesdienst in der Berger Kirche mit Pfarrer Thorsten Nolting und Pfarrer Frantzmann sowie dem Team Icklack/ Ariadne.

Weitere Informationen unter www.evdus.de