NDOZ.de veröffentlicht die Stellungnahme der BSV im Originaltext:
G9 –sofort! Aber nur mit Ganztag.
Seit letzter Woche Donnerstag sammelt die Initiative „G9 jetzt!“ Unterschriften für ein Volksbegehren, mit dem die Schulzeitverkürzung auf acht Jahre(G8) in NRW wieder aufgehoben werden und stattdessen der Abschluss des Gymnasiums nach neun Jahren erfolgen soll. Darüberhinaus fordert die Initiative auch die Abschaffung des verbindlichen Ganztages für Gymnasien.
Die Forderung nach der Abschaffung des „Turboabiturs“ kann auch die BSV Düsseldorf grundsätzlich unterstützen.
„Häufig sind wir einfach nur überlastet. Für Freizeit und sonstige Interessen bleibt nur noch wenig Zeit“, erklärt das Bezirksvorstandsmitglied Giustina Ruehs. Die Antwort darauf ist allerdings nicht die Rückkehr zu einem ungerechteren und ungleicheren Schulsystem, als heute schon. Auch jetzt ist in der Bildung noch lange nicht jeder gleich und eben deswegen muss es nach vorne gehen und nicht zurück. Indem der Ganztag wieder abgeschafft wird, wird die Freizeitgestaltung eben auch wieder abhängiger von dem Geld, das die Familie mitbringt. Die Elterninitiative gibt zu bedenken, dass Vereine seit dem Ganztag an den meisten Schulen NRWs einen Mitgliederverlust verzeichnen. Doch ist das denn wirklich so schlecht? Wenn mehr Angebote direkt an der Schule geboten werden, an dem man kostenfrei teilnehmen kann, ist diese Lösung eindeutig gerechter, als ein Verein, zu dem nicht jeder die Möglichkeit erhält, ihn zu besuchen. So kann der finanzielle Hintergrund der Familie auch aus der Freizeit gedrängt werden, sodass Schüler*innen in der Lage sind, ihre Interessen endlich auszuleben. Anspruchsvolle Freizeitgestaltung muss unabhängig vom Geldbeutel der Eltern stattfinden
Damit diese Gelegenheit geboten werden kann, ist natürlich auch eine Umstrukturierung des Bildungsalltags nötig.
Auf dem Weg zur Bildungsgleichheit, ist der Ganztag insofern nötig, als dass individuelle Förderung und Forderung ihre Zeit brauchen.
Als Umsetzung dieser Idee schlägt die LSV NRW bereits seit Jahren die IGGS, die Inklusive Ganztags-Gesamtschule vor. Dieses Konzept gestaltet Schule als Lebensraum, der Individualität fördert. Der düsseldorfer Schüler Jan Salm bezieht Stellung wie folgt: „Wir wollen nicht mehr zu Marionetten des Systems ausgebildet werden und dafür treten wir auch ein.“ Abgelehnt wird die Auslegung des Schulsystems, die Jugendlichen möglichst schnell zu möglichst funktionalen Menschen zu erziehen, die in die Erwirtschaftung von Profiten einsteigen können, sodass der Schüler oder die Schülerin als Individuum verloren geht. Derzeit bleiben viele Schüler*innen zurück, weil ihnen nicht die Möglichkeit gegeben ist, selbst zu entscheiden wie sie ihre Schullaufbahn gestalten wollen. Möge diese Eigenbestimmung bei der Fächerwahl beginnen und über die Schnelligkeit beim Lernen, zu der Zielsetzung führen.
Insgesamt spricht sich die Bezirksschüler*innenvertretung gegen das Volksbegehren der Elterninitiative aus. Anstelle dessen ruft sie zur Unterstützung der Kampagne der LSV NRW auf: „Wir sind mehr wert! – Kostenlose Bildung für alle“. Damit richtet sich die Landesschüler*innenvertretung an das Land NRW und fordert mehr Investition in die Bildung. Neben baulichen Mängeln an Schulgebäuden, um einen Lernort zu schaffen, an dem der Schüler oder die Schülerin sich wohlfühlt, aber auch ein Arbeitsgefühl vermittelt wird, muss der kontinuierliche Lehrer*innenmangel bekämpft und Klassengrößen verkleinert werden. Zwar stützt sich diese nicht auf die Abschaffung von G9, fordert aber mehr Investition in die Bildung. Für jede Verbesserung in der Bildung muss mehr investiert werden, anstatt die vermeintlich schwarze Null zu bewahren. Wer an der Bildung spart, spart an der Zukunft.“