Unterbringung von Flüchtlingen in Zelthallen

Düsseldorf muss insgesamt 6000 Flüchtlinge aufnehmen

Von Jo Achim Geschke |

Sybille Florin (DRK), Omar Darboe und Boakye Solomon tragen Matratzen für die 300 Betten in der Uni-Sporthalle / Foto Jo Geschke NDOZ.de

Die Stadt muss statt mit 5000 jetzt mit gut 6000 Flüchtlingen zum Ende diesen Jahres rechnen. Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch machte gestern klar, dass der Strom der Flüchtlinge stark zugenommen hat: Das Land NRW habe an einem Tag dieser Woche allein 1400 neue Flüchtlinge zugewiesen bekommen, das sei der bisherige Spitzenwert. Daher werden auch Düsseldorf immer mehr Flüchtlinge zugeteilt, sagte Koch gestern in der Sporthalle der Heine-Uni, die gerade für rund 300 Flüchtlinge als zeitweise Unterkunft hergerichtet wird.

Zurzeit leben 3400 Flüchtlinge in der Stadt und müssen untergebracht werden. Ein Küchen-Brand in der Unterkunft Schanzenstraße hat die Situation verschärft, da 210 Flüchtlinge von dort anderswo unterkommen müssen.  Kamen in den vergangenen Monaten jeweils rund 200 Flüchtende mit Bussen nach Düsseldorf, rechnet Koch nun mit rund 500 pro Monat, die Land und Bund in die Landeshauptstadt schicken.

Bereits jetzt müssen Turnhallen von Schulen kurzfristig als Unterkünfte hergerichtet werden, etwa am Leo-Statz-Berufskolleg am Friedensplätzchen. Kurzfristig können jetzt auch die Hallen des ehemaligen Sportinstitutes der Heinrich-Heine-Universität als Unterkunft für Flüchtlinge belegt werden. Hier wurden mit Hilfe von rund 100 städtischen MitarbeiterInnen am Donnerstag 300 Betten aufgebaut. Dabei beteiligte sich auch OB Thomas Geisel beim Aufbau mit an und bedankte sich bei den Helferinnern und Helfern, die seinem Aufruf zur Unterstützung beim Aufbau der 300 Betten gefolgt waren. Insgesamt hatten sich weitaus mehr als 100 Freiwillige aus der Stadtverwaltung für diesen Einsatz gemeldet und zudem ist noch eine Gruppe Studierender von der benachbarten Heinrich-Heine-Universität an Miriam Koch herangetreten und hat ihre Hilfe angeboten.

Am Nachmittag halfen mehrere Flüchtlinge dabei, Pavillons in der Halle aufzubauen. Die rundum geschlossenen Zelte  dienen dazu, wenigstens etwas privaten Bereich für die Flüchtlinge abtrennen zu können, erläuterte Sybille Florin (24) vom DRK. Das DRK wird die Flüchtlinge in der Uni-Sporthalle rund um die Uhr betreuen.  Mit ihr schleppt Boakye Solomon (21) Matratzen zu den Betten und die Pakete mit den Zelt-Pavillons, er und Omar Darboe aus Mali packen mit den DRK-Leute mit an, um die Betten der provisorischen Flüchtlingsunterkunft herzurichten.

Infoveranstaltungen

Die Flüchtlingsbeauftragte, Miriam Koch, möchte die Bürgerinnen und Bürger über den aktuellen Stand zur Unterbringung von Flüchtlingen an der Rather Straße informieren. Zur Aufstellung der Zelthalle gibt es eine öffentliche Informationsveranstaltung am Montag, 10. August, um 18 Uhr in der Zionskirche, Ulmenstraße 90. "Eine Planung und Organisation mit einer gewissen Vorlaufzeit ist in der aktuellen Situation und insbesondere nach dem Brand in der Unterkunft Schanzenstraße nicht gegeben. So muss auch die Informationsweitergabe an die Bürgerinnen und Bürger leider kurzfristig, jedoch trotzdem in einem gewissen Rahmen erfolgen", erklärt Miriam Koch.

Zur Aufstellung der Zelthalle an der Itterstraße am Freitag, 7. August, informiert Miriam Koch um 18 Uhr in der Aula der katholischen Hauptschule, Itterstraße 16.
"Eine Planung und Organisation mit einer gewissen Vorlaufzeit ist in der aktuellen Situation und insbesondere nach dem Brand in der Unterkunft Schanzenstraße nicht gegeben. So muss auch die Information der Bürgerinnen und Bürger leider kurzfristig, jedoch trotzdem in einem gewissen Rahmen erfolgen," erklärt Miriam Koch.

Zelte und Turnhallen

Die Zelthallen an der Itterstraße und Ratherstraße für je 300 Menschen befinden sich derzeit im Aufbau und können in der kommenden Woche bezogen werden. Die Zelthallen sollen bis Ende Oktober genutzt werden. Sie bestehen jeweils aus zwei Schlafzelten und je einem Zelt mit Sanitär- und Versorgungseinrichtungen.

Zusätzlich sind derzeit folgende Turnhallen belegt: Gerresheimer Landstraße, Stettiner Straße (zwei Hallen), Friedenstraße, Kalkumer Straße, Pempelforter Straße, Lacombletstraße und Borbecker Straße. Die Hallen an der Lacombletstraße und Borbecker Straße befinden sich allerdings in ehemaligen Schulgebäuden und sind damit ohne reguläre Nutzung.

Die Fertigstellungstermine für die ersten vier Container-Standorte (Blanckertzstraße, Grünewaldstraße, Leuchtenberger Kirchweg, Meineckestraße) mussten auf Oktober verschoben werden, da es noch Verzögerungen bei der Freigabe der Grundstücke gab.

Deshalb mussten zwei Traglufthallen für je 300 Personen bestellt werden, die Ende September belegt werden können. Für die Traglufthallen sind jeweils ein Standort im Stadtbezirk 10 an der Koblenzer Straße und ein Standort im Stadtbezirk 6 an der St.-Franziskus-Straße vorgesehen. Die Standzeit der Traglufthallen beträgt ein Jahr. Die 24-Stunden Betreuung in den Turn- und Zelthallen erfolgt durch das DRK, für die Traglufthallen sind verschiedene Hilfsorganisationen angefragt worden.

Zahlen zur Unterbringung

Die meisten der Flüchtlinge (37 % Frauen, 32 % unter 1 Jahren) kommen aus Albanien, Syrien, dem Irak und der russischen Förderation. Von jenen, die Folgeanträge stellen (also bereits in einem anderen Land einen Asylantrag gestellt hatten), sind die meisten Syrier.

1800 Flüchtlinge leben in Sammelunterkünften, 900 mussten in Hotels untergebracht werden, und 600 in Turnhallen.

(Zum Vergleich: In den 90er Jahren wurden  in Düsseldorf wegen des Balkankrieges rund 11.000 (Elftausend) Flüchtlinge gezählt – in 24 Containeranlagen. Familien und die ehemaligen Bewohner der Schanzenstraße sind nicht in Turnhallen untergebracht, stellte Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch klar.

NRW-Innenminister Jäger machte bereits deutlich, dass der Bund sich weit mehr an den Kosten der Unterbringung von Flüchtlingen beteiligen muss. Denn die Kosten tragen schließlich die Kommunen.

(Text Jo Achim Geschke mit Material von pld)