Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

Gewalt gegen Frauen – Jacques Tilly malte Motiv zum Gedenktag

Von Jo Achim Geschke |

Vorstellung vom Plakat von Jacques Tilly / Foto Jo Achim Geschke NDOZ.de

„Es kommt in allen Gesellschaftsschichten vor, „es macht auch nicht beim Dr. oder Professor Halt“, sagt Luzia Kleene, und: „Gewalt in jeder Form darf nicht als Kavaliersdelikt durchgehen“, so Kleene von der Frauenberatungsstelle. Jacques Tilly hat zum morgigen internationalen Gedenktag Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen ein Motiv für Plakate entworfen, die in der Stadt aushängen, ebenso eine Postkarte. Sie verweisen auf die Beratungsangebote in der Stadt für Frauen, die unter Gewalt im häuslichen Bereich leiden.

Zum internationalen Gedenktag, der jährlich gegen die Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen mahnt, werden in der Stadt Fahnen aufgehängt, „zum ersten Mal seit sieben Jahren auch am Rathaus“, betont Gleichstellungsbeauftragte Elisabeth Wilfart. „Die Zahlen belegen: Gewalt gegen Frauen ist leider ein aktuelles Thema", so Wilfart.

„Die Polizei verzeichnet jährlich circa 1500 Anzeigen, jede 4. Frau gilt als gefährdet“, so Luzia Kleene von der Frauenberatungsstelle. Im vorigen Jahr gab es 510 Wohnungsverweise, das bedeutet, dass der Ehemann oder Partner zunächst für zehn Tage die gemeinsame Wohnung nicht betreten darf. „Und das gilt auch wenn der Mietvertrag nicht auf die Frau lautet“, betont Eva Inderfurth von der Frauenberatung. Es sind Frauen aller Altersklassen von 16 bis über 80 Jahren, die unter „Gewalt im häuslichen Umfeld“ leiden, so die Frauenberaterinnen.

Wenn die Polizei wegen Gewalt gegen Frauen gerufen wird, und eine Anzeige schreibt, werden die Frauen auf die Beratungen hingewiesen. „75 Prozent kommen in die Beratung“, so Kleene. Und manche müssen eine Zeitlang in einem Frauenhaus vor der Gewalt ihres Partners geschützt werden.

Die Zahlen der Delikte steigen, bemerken alle Frauenhäuser und die Beratungsstelle. Das Frauenhaus, so Carolin Felkes, hat in diesem Jahr bisher 25 Frauen mit 27 Kindern aufgenommen. „Wir verzeichnen einen Anstieg von Frauen mit Migrationshintergrund“, so Felkes, allerdings haben viele Frauen einen deutschen Pass, ergänzt Luzia Kleene. Auch das internationale AWO-Frauenhaus, das seit 1984 geschützten Raum für Frauen bietet, ist voll, so Silvia Röck.

Die Frauen müssen im Frauenhaus und bei der Frauenberatung stabilisiert werden und brauchen mehr Selbstvertrauen, damit sie den Schritt wagen, in eine eigene Wohnung zu ziehen. Was allerdings schwierig ist in Düsseldorf, da kaum  bezahlbare Wohnungen zu finden sind, wissen alle Beraterinnen.

In Düsseldorf laufe die Zusammenarbeit und die Kommunikation mit der Polizei und den Bezirksbeamten, ebenso mit dem Kriminalpräventiven Rat, sehr gut, meint Beraterin Kleene. „Viele Frauen erleben beim Einsatz der Polizei und beim Wohnungsverweis des Partners oder Mannes zum ersten Mal, dass ihnen jemand glaubt,“ so Eva Inderfurth von der Frauenberatung an der Talstraße.  Doch bei der Justiz, beklagen die Beraterinnen, „laufen wir vor eine Wand“, formuliert Kleene. Es müsse klar sein, dass Gewalt gegen Frauen kein Kavaliersdelikt sei, „oft sind ja auch die Kinder dabei. Und wer Gewalt als normal erlebt, nimmt das auch in sein späteres Leben mit hinein“, so Kleene. Heißt: Kinder, die Gewalt gegen ihre Mutter erlebten, werden später auch oft gewaltbereit.

Ursachen für Gewalt gegen Frauen und Mädchen sind zum einen ein falsches Männerbild: „Es muss eben klar sein, dass der Bruder nicht der Schwester sagen kann, sie soll den Tisch abräumen. Männer dürfen  nicht glauben, sie hätten die Macht über Frauen“, betont Silvia Röck (AWO). Nicht immer sei Alkohol die Ursache, wissen die Beraterinnen. Es sind tradierte, falsche Männerbilder, die sich bis hinein in die Sprache fortsetzen (etwa beim Ausdruck „Männerberufe“). Allerdings brauchen auch Frauen ein stärkeres  Selbstbewusstsein, und viele Frauen entschuldigen lange Zeit die Gewalt ihres Partners oder Ehemannes.

Die Plakate und Postkarten verweisen mit Telefonnummern auf die Beratungsstellen in der Stadt, ebenso die Postkarten mit dem gleichen Motiv von Jacques Tilly.

(Text Jo Achim Geschke)

Links:

Frauenberatungsstelle www.frauenberatungsstelle.de/

Gleichstellungsbeauftragte der Stadt : www.duesseldorf.de/gleichstellung/

Foto oben: (von li) Jacques Tilly, Eva Inderfurth (Frauenberatungsstelle), Carolin Felkes (Frauenhaus), Elisabeth Wilfart (Gleichstellungsbeauftragte) Silvia Röck (AWO Frauenhaus). Foto Jo Achim Geschke, NDOZ.de

 Ursprung des Internationalen Gedenktages

Der internationale Gedenktag geht auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal zurück, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet wurden. Der Mut der Mirabal-Schwestern bei ihrem Kampf gegen den Tyrannen gilt inzwischen als Symbol für Frauen weltweit, die nötige Kraft für das Eintreten gegen jegliches Unrecht zu entwickeln. Seit 1999 ist der 25. November von den Vereinten Nationen als Gedenktag anerkannt und soll weltweit an die Menschenrechtsverletzungen und gewalttätigen Übergriffe gegen Frauen und Mädchen erinnern. In ganz Deutschland werden als Zeichen Fahnen an öffentlichen Gebäuden gehisst, so auch in der Landeshauptstadt. (pld)