„Die Stadt sollte die Chance nutzen und die Vermarktung der Flächen übernehmen, so wie sie es beispielsweise im Gebiet ‚Am Quellenbusch‘ in Gerresheim macht“. Czerwinski betont, dass die Konditionen für den Kauf stimmen müssen. „Auch finanziell muss sich die Aktion für die Stadt tragen. Es wäre ein vorübergehendes Investment, aus dem sich die Stadt nach und nach durch die einzelnen Weiterverkäufe und -verpachtungen ohne Verlust wieder zurückziehen würde.“
Ziel der Grünen ist, dass die Stadt die Mischung und die Qualität im Projekt steuern kann, indem sie die Grundstücke aufteilt und gezielt einzeln vermarktet – als Verkäufe oder Verpachtungen. Uwe Warnecke, GRÜNER Ratsherr und Vorsitzender des Wohnungsausschusses: „So könnten unterschiedliche Bauherren zum Zuge kommen, vom klassischen Bauträger über Genossenschaften und Baugruppen bis zur Städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWD. Diese Mischung wäre für das neue Quartier und für den Düsseldorfer Wohnungsmarkt ein Gewinn“.
Glasmacherviertel Hintergrund
Die Glashütte in Gerresheim wurde vom amerikanischen Eigentümer 2004 stillgelegt und geschlossen. Das Areal, auf dem Wohnungen entstehen sollten, ist etwa 200.000 Quadratmeter groß, weitere 100.000 Quadratmeter gehören der Stadt. Die Patrizia AG als Investor wollte dort – nach einem Werkstattverfahren – rund 1400 Wohnungen bauen, davon 500 als bezahlbaren Wohnraum für 6 bis 10 Euro Grundmiete. Rund 40.000 m² sollten für öffentlich zugängliche Grünflächen augewiesen werden. Bei dem Genehmigungsverfahren durch die Stadt wurde 2015 eine Neuplanung der alten Verkehrserschließung (nach vielen Diskussionen) dringend nötig. Das verzögerte allerdings den Bau. Geplant war nun, dass 2019 die ersten Mieter einziehen können. Zurzeit wird der Boden der Glashütte abgetragen und saniert (siehe aktuelles Foto), das soll bis Ende Oktober abgeschlossen sein, so der Pressesprecher des Projekts, Bernd Holzrichter. Ein neuer Investor sollte möglichst das Projekt „nahtlos weiter führen“, erläutert Holzrichter.
Abräumarbeiten auf dem Gelände und Planungen des Projekts gehen weiter, noch ist ja kein Investor gefunden. Für den Verkauf werden zurzeit in Medien realistische 60 Millionen Euro genannt.
Auch die Stadt hofft auf eine nahtlose Weiterführung des Projekts. Inwieweit es möglich ist, das Areal zu kaufen, weiter zu entwickeln und dann an neue Investoren zu verkaufen, müsste in der Stadt noch juristisch und finanziell geprüft werden. Schließlich sind 60plus Millionen keine Portokasse. Es gehe aber darum, so Planungsdezernentin Cornelia Zuschke. Das daran auch Infrastruktur hänge, wie etwa Straßenbahnführung, Straßen und Schulbau. „Da muss man eben mit denken“, es müsse auch steuerrechtlich geprüft werden, ob eine Gesellschaft der Stadt das leisten könne, und dürfe. Erst mal werde weiter geplant.
Investor Patrizia ist keineswegs zum Verkauf gezwungen, das verwaltete Immobilienvermögen betrug Anfang 2017 rund 19 Milliarden Euro: Die Gesellschaft besitzt Immobilien in ganz Deutschland und im Ausland. Zum Grund für den Rückzug aus dem Projekt Glasmacherviertel gibt es keine offizielle Stellungnahme von Patrizia mit Stammsitz in Augsburg.
(Artikel wurde 15:50 h mit Stellungnahme Planungsdezernentin Zuschke ergänzt)
(Autor Jo Achim Geschke)