Protest gegen Zustände beim Goethe-Institut

Goethe-Institut: Sprachkurse vor dem Aus? Honorarkräfte ohne neue Verträge – Protest am Mittwoch

Von Jo Achim Geschke |

Schild Goethe-Institut am Konrad Adenauer Platz / Foto Jo Achim Geschke

Dem Goethe-Institut Düsseldorf und den Goethe-Instituten insgesamt droht ein finanzielles Fiasko. Sie finanzieren sich im Inland durch Sprachkurse. Laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Mitarbeitern werden rund 80 Prozent der Sprachkurse – etwa Deutsch als Fremdsprache – von Honorarkräften unterrichtet. Doch die Rentenversicherung prüft inzwischen, ob die Honorarkräfte scheinselbstständig beschäftigt sind. Die Goethe-Institute haben daraufhin einem Großteil der Honorarkräfte die Verträge nicht verlängert oder keine neuen Verträge abgeschlossen. Die Honorar-LehrerInnen haben nun zunächst weniger oder gar kein Einkommen mehr. Aber auch Kursteilnehmer, etwa bei „Deutsch als Fremdsprache“, finden keine Anschlusskurse mehr oder können dringend benötigte Prüfungen nicht ablegen.

Zudem ist die Existenz der Goethe-Institute im Inland gefährdet – denn falls die Institute Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen müssten, dürfte es eng werden, da sich die inländischen Institute nur durch die Sprachkurse finanzieren. Und dies Sprachkurse brauchen zum einen dringend die Flüchtlinge, die integriert werden sollen, aber auch Ingenieure oder IT-Spezialisten aus dem Ausland, die hier eine Arbeit haben oder bekommen wollen. In Düsseldorf wurden laut Mitarbeitern bereits Kurse gestrichen.Flüchtlinge; die aus einer anderen Stadt zur Prüfung angemeldet waren, wurde die Prüfung abgesagt.

Im Ausland werden die Goethe-Institute durch staatliche Zuschüsse finanziert und die MitarbeiterInnen dort nach Landestarifen bezahlt. In Deutschland erhalten die Honorar-PädagogInnen weniger Geld als Festangestellte. Urlaubsanspruch ist nicht, Kranken- und Rentenversicherung müssen die LehrerInnen selbst bezahlen. Arbeitslosengeld bekommen sie auch nicht. Verträge werden für mehrere oder auch wenige Wochen abgeschlossen. Etliche der LehrerInnen arbeiten seit vielen Jahren für das Goethe-Institut.So auch in Düsseldorf, wo 28 freie MitarbeiterInnen jetzt nicht wissen, was wird. Auf Anfragen haben sie bisher, so heißt es, keine Antwort bekommen.

Im Präsidium des Goethe-Instituts sitzt auch ein Vertreter des Bundes-Finanzministeriums. Laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) war aber bereits vor mehr als zwei Jahren klar, dass die Rentenversicherung die Scheinselbstständigkeit prüfen werde. Der Vorstand habe sich aber nicht gerührt. Wegen des falsch verstandenen Sparkurses könnten jetzt auf das ehrwürdige Goethe-Institut horrende Nachzahlungen von Sozialversicherungsbeiträgen zukommen.

Zudem müssten die bisherigen Honorar-LehrerInnen dann nach Tarifverträgen angestellt und bezahlt werden. Wie sich diese finanzielle Anstrengung dann auf Sprachkurse, auch für Migranten, auswirkt, scheint noch völlig unklar.

Protest als „Mahnwache“ am Mittwoch

Unter der Überschrift „Heinrich, mir graut vor dir!“ (Goethes Faust) rufen nun Betroffene und Gewerkschaft (GEW) zu einer Mahnwache auf am Mittwoch, 15. Februar, von 9:45 bis 14 Uhr. Man habe die Honorarlehrkräfte „fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel“, nachdem die jahrelang in „unsicheren Verhältnissen“ gearbeitet hätten.

 

Hintergrund:

Die Sprachkurse mit maximal 16 TeilnehmerInnen kosten laut Institut in Düsseldorf (gegenüber vom Hauptbahnhof) beispielsweise für 85 Unterrichtseinheiten 1115 Euro, der Kurs dauert dann 4 Wochen. Rund 400 LehrerInnen arbeiten bundesweit teils seit Jahren unter diesen Verhältnissen in den 12 Inlandsinstituten. LehrerInnen am Goethe Institut bekommen als Honorarkräfte circa 1400 bis circa maximal etwa 2000 Euro – oder eben nichts, wenn ein Vertrag nicht erneuert oder verlängert wird

 

UPDATE: (Dem Artikel wurden in zwei Absätzen zwei Sätze um 18:11 Uhr hinzugefügt.)

Aufruf zur Mahnwache, Ausriss