Kommentar:
Wenn man die Fernsehbilder, etwa im WDR, in der ARD und anderen revue passieren lässt,wird klar: Die Darstellung der Stadt mit ihren sympathischen Fans hat einen Großteil der Berichte ausgemacht. Es wurde ja nicht nur von den Rad-Rennern berichtet. Die Berichte rund um Fahrräder – nicht nur Rennräder – hat sicherlich auch Menschen angesprochen, die am eigentlichen Radrennen gar nicht so viel Interesse hatten.
Dazu kommt, dass die Zusammenarbeit mit den Nachbarstädten das Image von der „arroganten“ Landeshauptstadt mindestens zum großen Teil geschreddert hat. (War nichts mit dem „hängen übern Zaun“…) Der ESC in Düsseldorf 2011 (Eurovision Song Contest) mit dem damaligen CDU-OB hatte die Stadt rund 8 Millionen Euro gekostet – gebracht hat es höchstens ein müdes Lächeln im Umland über den ohnehin etwas dümmlichen Glitzer-Event. Die DTM-Präsentation der Boliden auf der Kö 2007 / 2009 (auch unter einer CDU-FDP Mehrheit im Rat) hat – neben beachtlichem Lärm- allenfalls die Assoziation mit den teuren Autos auf der Kö hervorgerufen.
Da wundert es schon, dass der Start der Tour de France so viel Gegenwind bekommen hatte. Aber klar ist schon: Die Ideologie vom Sparen und das Spardiktat, wie es FDP und CDU immer wieder vorbeten, hätte diese immense Sympathiewerbung für die Stadt verhindert. Investitionen zahlen sich eben doch zuweilen ganz gut aus …. Und „Freie Fahrt für freie Bürger“ (FDP-Slogan) kann man ja eigentlich auch für Fahrradfahrende fordern. Das die CDU jetzt von 17 Millionen Euro Kosten spricht- ansonsten lobt CDU-Fraktionssprecher Rüdiger Gutt allerdings den Tourstart – hat OB Geisel im WDR erst mal mit Kopfschütteln beantwortet: Woher Gutt diese Zahlen habe, sei ihm rätselhaft. Eine genaue Aufstellung der Kosten wird dem Rat wohl demnächst vorgelegt.
Wenn allerdings Kritiker bemängeln, dass so viele Parkplätze wegfielen, oder dass der Verkehr eingeschränkt war - das zeigt das nur jene Einstellung, die auch auf den Straßen täglich zu erleben ist: Erst mal ICH.
A apropos ICH : Nach Berichten von freiwilligen Helfern wurden deren Verpflegungsrucksäcke und auch Regenjacken an Wohnungslose verteilt, etliche gingen zur Verteilung an die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch.
Den Kritikern sei mal ein Argument entgegen gehalten:
Denken Sie sich doch mal eine Werbekampagne für die Stadt aus, bei der Düsseldorf mit schönen Bildern und sympathischen Bewohnern tagelang in 54 Länder der Welt vorgestellt wird und hunderte Millionen Menschen per Fernsehen und social media erreicht. Na ?
Die Faktenlage zum Fazit
Bei einer Abschluss-Pressekonferenz zogen OB Thomas Geisel, Frank Schrader von der Düsseldorf Marketing GmbH, Sportdezernent Burkhardt Hintzsche, Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke, Bürgermeister Günther Karen-Jungen (Vorsitzender Kleine Kommission Tour) eine erste positive Bilanz. "Für die zukünftige Positionierung Düsseldorfs ist der Grand Départ eine perfekte Plattform gewesen, die uns in den kommenden Jahren enorm helfen wird, um das Image der Stadt zu verändern", so Frank Schrader.
Stadtmarketing : potenzielle Reichweite im Netz von 106,2 Milliarden
Laut pressrelations (einer der führenden Anbieter für Medienbeobachtung, -analyse & Social Media Monitoring) wurden im Beobachtungszeitraum 1. August 2016 bis 3. Juli 2017 (9 Uhr) 47.695 Online-Artikel sowie 44.977 Social Media-Beiträge mit Nennung des Grand Départ bzw. der Tour de France veröffentlicht, welche manuell auf Relevanz geprüft wurden. Dabei erzielten die Online-Artikel eine potenzielle Reichweite von 106,2 Milliarden, die Social Media-Beiträge 4,2 Milliarden. Insgesamt wurden 776.354 Interaktionen (Likes, Kommentare und geteilte Inhalte) generiert. Daraus errechnete pressrelations einen Werbeäquivalenz-Gesamtwert aus Print, Online und Social Media von fast 300 Millionen Euro.
Hinzu kommen die Millionen Fernsehzuschauer in aller Welt. Die ausgelassene und friedliche Stimmung entlang der Strecke, die Schriftzüge ":Düsseldorf" und die Botschaften auf den Fußgängerbrücken wurden über Stunden im TV und Internet gezeigt und sind weiterhin im Netz sichtbar.
Das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte analysiert derzeit die ökonomischen Effekte des Grand Depart am 30. Juni und 1. Juli und hat hierzu im Auftrag der Landeshauptstadt Düsseldorf unter anderem eine repräsentative Befragung durch ein Marktforschungsunternehmen während der Veranstaltung am Samstag und Sonntag vor Ort durchgeführt. Ergebnisse: Am Samstag zog der Grand Depart Düsseldorf viele Besucher außerhalb Düsseldorfs an, mehr als 77% von außerhalb der Stadt und 23% aus Düsseldorf. Die Konsumausgaben für Shopping und Gastronomie beim Grand Depart Düsseldorf 2017 liegen nach ersten Schätzungen bei über 55 Millionen Euro (Prognose war 54,1 Millionen Euro).
Der Grand Depart Düsseldorf 2017 führte zu hoher Hotelauslastung und Verdoppelung der Zimmerpreise. Die Hotellerie hat voraussichtlich über 3 Millionen Euro mehr Umsatz gemacht inklusive der Teams, der A.S.O. und den Medienvertretern. Rund 80% der Befragten sehen einen Imagegewinn für die Stadt Düsseldorf durch den Grand Depart Düsseldorf 2017.
Rückenwind für Fahrradinitiative RADschlag
Fahrradgipfel 2018
Bislang werden in Düsseldorf nur rund 14 Prozent der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt, das soll mehr werden. Daher wird die Fahrradinfrastruktur (Radhauptnetz, Radabstellanlagen, Beschilderung, Radschnellweg-Trasse Neuss/ Düsseldorf Süd/ Langenfeld und Monheim) bekanntlich kontinuierlich ausgebaut.
Dafür wird eine großangelegte Mobilitätsumfrage und umfangreiche Workshops gestartet. Ein erster Höhepunkt der gemeinsamen Entwicklung der Fahrradstadt Düsseldorf nach den Vorstellungen der Radfahrer wird ein Fahrradgipfel im Frühjahr 2018 sein.
Experten, aber auch interessierte Bürger sollen hier die Möglichkeit haben, sich über die Zukunft der Fahrradmobilität auszutauschen und zu informieren. International tätige und anerkannte Fachleute werden den Fahrradgipfel zu einer hochkarätigen Veranstaltung nicht nur für das Fahrradpublikum machen. Die Stadt strebt dabei eine Zusammenarbeit mit dem renommierten Büro Jan Gehl Architects aus der dänischen Fahrradstadt Kopenhagen an. Andreas Röhl, Partner und Projektleiter vom vom Architekturbüro Gehl und sieben Jahre Direktor der Dänischen Fahrrad-Botschaft (Cycling Embassy of Danmark, CED), hat bereits seine Teilnahme zugesagt.
Planungs- und Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke: "Wir wollen ein Umdenken im Kopf anstoßen und gleichzeitig deutlich machen, dass Düsseldorf als Fahrradstadt noch nicht perfekt ist. Wir haben in Düsseldorf schon einiges für den Radverkehr erreicht, es gibt aber auch noch viel zu tun. Den Rückenwind des Starts der Tour de France in der Landeshauptstadt wollen wir nutzen."
Deutsch-französische Freundschaft
Welchen Stellenwert der Grand Départ Düsseldorf 2017 als Signal für die deutsch-französische Freundschaft hatte zeigt sich an dem Gruß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der der Landeshauptstadt Düsseldorf und ausdrücklich den Bürgern für den ersten deutschen Tour-Start seit 30 Jahren in einem Brief dankte.
OB Thomas Geisel: "Wie die Bürgerinnen und Bürger mit den Gästen aus dem In- und Ausland ein Fest des Radsports gefeiert haben war grandios! Mit viel Engagement, kreativen Aktionen entlang der Strecke und Lächeln im Gesicht haben sie unsere Stadt als sympathische Metropole einem Weltpublikum gezeigt. Mit dem Grand Départ Düsseldorf 2017 hat die Landeshauptstadt Düsseldorf damit eine ausgezeichnete Visitenkarte abgegeben und sich als tolle Gastgeberin, als Reisedestination und als Ausrichterin nicht nur von sportlichen Großereignissen empfohlen."
(Autor Jo Achim Geschke mit Material der Stadt)