Ausgestattet mit iranischen Flaggen bildeten die Demonstranten eine Menschenkette und skandierten "woman, life, freedom".
Wir konnten einige Demonstrant:innen am Rande der Demonstration befragen und geben ihren Protest und ihre Hoffnungen hier wieder:
"Ich glaube, dass es eine echte Revolution gibt und ich glaube, dass sie es bis zur Freiheit schaffen werden"
"Das islamische Regime wollen wir nicht, das frauenfeindliche Regime wollen wir nicht",
"Diese Frauen, Opfer der Repression, erheben sich heute, obwohl es sie das Leben kosten kann. Es ist unsere Pflicht als freie Menschen, diese Freiheitsbewegung zu unterstützen"
Wie hast du auf die Nachricht vom Tod von Mahsa Asmini reagiert?
"Fassungslosigkeit, Wut und Trauer. Jede Frau, die in den vergangenen Jahrzehnten in den Iran gereist ist, kennt diese angespannte Situation, wenn die Sittenpolizei in der Nähe ist oder dich anhält und dein Aussehen, deine Kleidung prüft. Jede Frau hat solche Erfahrungen gemacht, jede musste sich schon mal auf offener Straße abschminken, Nagellack abmachen, Kopftuch richten und sich erniedrigen lassen wegen scheinbar unislamischem Auftreten. Jede Frau hätte Mahsa sein können. Deshalb waren der Aufschrei und die Solidarisierung so groß."
Wie wird die Hilfe in Düsseldorf organisiert?
"Privatpersonen, die hier im Exil hilflos zuschauen müssen, was im Iran passiert, organisieren sich. Es stecken keine politischen Parteien dahinter und das ist das Gute. Endlich sind die vielen Menschen, die alle auf ihre eigene Art und Weise unter der islamischen Republik großes Leid erfahren haben, vereint. Es geht nicht darum, ob Monarchist, Linker oder eine andere Opposition, es geht nur darum, das islamische Regime zu beseitigen."
Warum demonstrierst du in Düsseldorf und warum ist das wichtig?
"Das Internet im Iran ist gedrosselt, soziale Medien sind blockiert. Das Wichtigste, was wir hier im Ausland machen können, ist den Menschen eine Stimme zu geben bzw. deren Stimme zu sein. Wir dürfen nicht aufhören, immer wieder die Namen derjenigen zu rufen, die seit Beginn der Proteste verschleppt wurden, in den Gefängnissen gefoltert werden und keine Nachrichten über deren Verbleib bestehen. Wir müssen die wenigen Filme, die uns trotz der Internetfilter erreichen, in den sozialen Medien veröffentlichen, damit die Welt sieht, wie brutal das Regime gegen die eigene Bevölkerung vorgeht. Es wird täglich auf den Straßen geprügelt, geschossen und gemordet. Das Regime macht auch keinen Halt vor Kindern, Jugendlichen und Studenten. Es ist wichtig, dass die Solidarisierung hier im Ausland über die iranische Exilgemeinde hinausgeht. Jeder Celebrity, jede ausländische Zeitung, die sich solidarisiert, schafft Öffentlichkeit und schützt die iranische Bevölkerung. Zudem ist es ein enorm wichtiger, moralischer Faktor für die Protestierenden zu wissen, dass sie im Ausland nicht vergessen werden."
Wie siehst du die Zukunft im Iran?
"In den vergangenen Jahrzehnten gab es viele Protestwellen. Bisher hatte man immer auf Reformen und Reformer gesetzt, doch diesmal ist es anders. Die Proteste fordern einen Regimewechsel. Ich habe Angst. Ich habe Angst, dass wenn die weltweite öffentliche Aufmerksamkeit nicht mehr besteht, das Regime mit voller Wucht und erbarmungslos die Protestierenden töten wird. Deren Schutz ist die Öffentlichkeit, dass man immer wieder fragt, wo sie stecken und wie es Ihnen geht.
Sollte es tatsächlich zu einem Umsturz kommen, frage ich mich, was mit all diesen Regimetreuen geschieht. Der Apparat des Terrorstaats ist riesig, wird es gelingen in Frieden zusammen zu leben und die Ungerechtigkeiten, das Leid und die Opfer aufzuarbeiten, um nebeneinander leben zu können?"
Was sind deine Hoffnungen?
"Die jungen Menschen, die die Proteste aufrecht erhalten sind wahnsinnig mutig, man muss sagen sie sind todesmutig, weil sie bereit sind, für ihre Freiheit und ihre Selbstbestimmung zu sterben. Ich hoffe so sehr, dass diese Proteste Früchte tragen. Dass die vielen Opfer, die es bereits jetzt gibt, nicht umsonst waren."