Die Noten zu der Kakophonie schreibt – manchmal im Hintergrund – eine ansonsten durchaus löbliche Baumschutzgruppe, die Tonlage aber gibt vor allem die CDU und ihre Anhänger vor. Narzistische Kränkungen wirken lange nach – die CDU hat gezeigt, wie lange das nachwirkt, hatte bis 2014 geglaubt, es sei ihre Stadt … Allerdings ist die Wirtschaft in Düsseldorf und ihre Interessenvertretungen wie IHK, Hotel- und Handelsverbände, Düsseldorfer Jonges, Unternehmerschaft, Kö-Anlieger …. durchaus dafür, ein solches Konzertgelände einzurichten. Im Klartext: Das ist die Klientel von CDU und FDP, und das dürfte reichen. Und selbst der Naturschutzbund BUND meint inzwischen: Wenn schon ein Open-Air Konzertareal, dann auf einem sowieso großenteils versiegelten Parkplatz (mit dem Zusatz, man müsse in der Stadt Ersatzbäume pflanzen). Der Vorsitzende des Umweltausschusses, Philipp Tacer (SPD), will sich darum kümmern, dass Ersatzbäume in der Innenstadt und belasteten Quartieren gepflanzt werden. Ist doch was. Wird aber von manchen ignoriert.
In der enharmonischen Verwechslung (Umdeutung von Akkorden) werden die politisch motivierten Töne der Konservativen allerdings von Gruppen umgedeutet und stellen Einzelinteressen als Grundton der Proteste dar. Dass Einzelinteressen, also das Wohl der eigenen Gruppe vor dem Wohl einer Gemeinschaft, immer häufiger den Disput bestimmen, ist aus allen öffentlichen Bereichen bekannt. Hier kommt es wie so oft mit zunehmendem Realitätsverlust einher.
Die durchaus lobenswerte Gruppe der Himmelgeister Kastanie will zum Beispiel, dass mit dem Sänger persönlich über die gefällten Bäume gesprochen wird.
Leute, geht’s noch? Da sitzen Manager_innen mit Büro, die den Künstler steuern, da sitzt eine Agentur, die den vermarktet, das sitzen Konzertveranstalter, die den Buchen wollen – und alle wollen auch mit den Konzerten Geld verdienen. Da müssen Roadies bezahlt werden, die Tonnen von Ausrüstung transportieren und aufbauen, etliche Lastwagen für die Bühnenausrüstung, Licht, Lichttechniker, Tontechniker bezahlt werden, Leute, die die Bühne aufbauen und die Kabel schleppen … nicht zu vergessen die Werbeagenturen, die für das Konzert werben, und die Logistiker, die die Zeitpläne… also ein riesiger Tross von Menschen, der mit dem Konzert auch irgendwie in dieser Kette die eigene Miete verdient. Da ist die Gruppe „Himmelgeister Kastanie“ - so gut sie für Düsseldorf ist – nicht mal eine Sechzehntelnote für eine Triangel wert.
Da wird auf die regionalweite Suche nach Servicekräften verwiesen, was völlig üblich ist, aber weil auch „ohne Erfahrung“ für Getränkeausgabe etc. gesucht wird, ist das angeblich ein Sicherheitsrisiko. Dass die Feuerwehr, die Macher von Kirmes, Japanfeuerwerk, Bootsmesse, und anderen die Sicherheit auf einem freien, von mehreren Seiten zu verlassenden Parkplatz als gegeben ansehen, wird schlichtweg ignoriert.
Und eine Vorsitzende der Baumschutzgruppe macht mit Fake-News Stimmung, indem sie die meisten Argumente für eine Konzertfläche ignoriert. Immer wieder wird darauf verwiesen, dass er ja zweimal in der Arena auftreten könnte, es wären dann auch 80.000 und mehr Zuhörer… Der Sänger tritt international auf, hat einen von vielen Menschen ausgearbeiteten Tourplan, soll den aber für die Düsseldorfer Baumschutzgruppe abändern … Abgesehen davon, dass heutzutage Zuschauer ein Freiluft-Konzert bei weitem vorziehen. (Sheeran tritt im Juli auf in Paris, in Schweden, am 25. Juli in Hamburg, danach in München, Zürich, Wien … übrigens fast alles ausverkauft).
Ignoriert wird ebenso die Tatsache, dass die Fläche für ein Ed-Sheeran-Konzert ein großenteils versiegelter Parkplatz ist, der von der Messe benutzt wird. Heißt: Auf dem für manche so schützenswerten Areal stehen bei großen Messen Lastwagen an Lastwagen oder zumindest Autos, die die Umweltbilanz dieses Parkplatzes grottig aussehen lassen. Weswegen der BUND das Gelände ja auch durchaus als geeignet ansieht.
Ignoriert wird ebenso eine weit dominierende Tatsache: Wenn dieses Konzert nicht in Düsseldorf stattfindet, werden die großen Veranstalter die Stadt meiden. Keine gute Aussicht.
Man kann sich nur wünschen, dass die Baumfreunde und Gegner (das sind oft zwei unterschiedliche Gruppen) des Freiluft-Areals auch so aktiv werden, wenn es etwa um die monströse Beschneidung der Bürgerrechte durch das geplante Polizeigesetz geht, oder um die Abschiebung von Geflüchteten, die bereits in einer Ausbildung sind, oder … Aber diese Hoffnung ist wohl auch nur ein einzelnes, leise verklingendes Subkontra-A im disharmonischen Lärm der Einzelinteressen.
(Autor Jo Achim Geschke)
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